Auf der CMT wird ein Thema immer wichtiger: Barrierefreiheit Foto: imago stock&people

Menschen mit Behinderungen werden gerade bei Reisen häufig vor große Herausforderungen gestellt, da Barrierefreiheit bei Reiseangeboten oft noch nicht ausreichend vorhanden ist. Doch die Anbieter arbeiten an diesem Thema - es gibt auch schon Ergebnisse.

Stuttgart - Treppen, Teppiche und Schwellen im Bad sind für Menschen mit körperlichen Einschränkungen schon im Alltag unüberwindbare Hürden. Aber im Urlaub können solche Hindernisse für Menschen mit Handicap schnell zum Albtraum werden. „Deshalb wird barrierefreies Reisen ein immer größeres Thema“, sagt Friedrich Müller, Vorsitzender vom Zentrum selbstbestimmt Leben (ZsL) Stuttgart.

Am Stand der Halle 8 auf der CMT können Besucher schon seit Jahren Informationen bezüglich barrierefreien Tourismus erhalten. Müller sitzt selbst im Rollstuhl und weiß welche Bedürfnisse Blinde, Rollstuhlfahrern und andere Behinderten haben. „Es fällt auf, dass die Barrierefreiheit gerade im Zeichen von Inklusion und der Alterung der Gesellschaft immer wichtiger wird“, sagt er.

Eigener Reisekatalog zum barrierefreien Reisen

Wichtig sei aber auch, dass die Reisen bezahlbar bleiben. An diesem Donnerstag wird die ZsL auf der CMT auf der SWR-Bühne herausragende barrierefreie Reiseangebote mit dem Goldenen Rollstuhl auszeichnen. Die Gewinner will Müller noch nicht verraten. Doch die Zahl der möglichen Preisträger ist größer geworden. Darunter könnten auch Angebote aus Baden-Württemberg sein. „Wir waren bei diesem Thema pionierhaft unterwegs und haben schon längerer einen Reisekatalog zum barrierefreien Reisen erstellt,“ sagt Andreas Braun, Verbandsdirektor vom Tourismusverband Baden-Württemberg.

Die Angebote reichen von Segelbootfahren auf dem Schluchsee, Wandern mit Lamas im Schwäbischen Wald, GPS-Schatzsuche im Naturpark Schwarzwald-Mitte-Nord bis hin zum in 40 Meter Höhe gelegenen Baumwimpfelpfad in Bad Wildbad. All diese Aktivitäten sind für Menschen mit Handicap zugänglich.

Besonders stolz ist Andreas Braun aber auf das Hotel Anne-Sofie in Künzelsau, das die Themen Hotel, Restaurant und Inklusion gleichermaßen verbindet. „Das Restaurant handicap ist für mich sogar ein Meilenstein, weil es nicht nur behindertengerecht ist, sondern ein Drittel der Mitarbeiter Menschen mit diversen Behinderungen sind“, sagt Braun.

Gespannt verfolgt der Tourismus-Experte auf der CMT einen neuen Auftritt. Die Arbeitsgemeinschaft barrierefreie Reiseziele präsentiert sich am Stand von Thüringen erstmals in Stuttgart. „Es ist sehr löblich, was die Kollegen da machen, und das keine Region aus Baden-Württemberg dabei ist, liegt wohl eher daran, dass wir das Thema auch intensiv beackern“, sagt Braun. Aber was noch nicht ist, könne ja noch werden.

Darauf hofft auch Carmen Hildebrand, Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft. „Das ist ein Grund, weshalb wir hier sind“, sagt die Geschäftsführerin der Erfurt Tourismus & Marketing Gmbh. Die Stadt Erfurt zählte zu den Gründungsmitgliedern der AG, die inzwischen acht Regionen und Städte umfasst. „Wir wollen nicht ganz Deutschland bekehren, aber das Thema Barrierefreiheit ist ein Zukunftsthema“, sagt Carmen Hildebrand.

Zielgruppen ihrer Aktivitäten sind Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, Hör-und Seheinschränkungen aber auch Blinde und Gehörlose sowie Familien und Senioren. Die Arbeit erfolgt im Kooperation mit der deutschen Zentrale für Tourismus und der Deutsche Bahn AG. Die acht Regionen betreiben ein gemeinsames Internetportal und finanziert mit einem Etat von 30 000 Euro im Jahr gemeinsame Marketingaktivitäten.

Die Eifel bietet im Nationalpark mit dem Wilden Kermeter einen 4,7 Kilometer langes Wegenetzt für Wanderer mit und ohne Behinderung an, Erfurt punktet mit Stadtführungen für Gehörlose und einem Altstadtbus mit Hebebühne. „Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass es sich auch wirtschaftlich rechnet in diesem Bereich zu investieren“, sagt Hans –Dieter Nierderprüm, Geschäftsführer Seenland. Das Lausitzer Seenland hat Tandemtouren für sehbehinderte Radfahrer im Programm und plant für den Sommer die ersten Segelkurse für Menschen mit Handicap. Es wird also viel bewegt, um möglichst alle Menschen in Bewegung zu bringen.

Nur in Stuttgart gibt es Nachholbedarf bei diesem Thema. „Da bestehen durchaus Defizite, wir können zu diesem Thema noch keine Broschüre vorweisen“, räumt Armin Dellnitz, Geschäftsführer der Stuttgart Marketing und Regio Stuttgart, ein.