Verdacht im Rotlichtviertel: Frauen sollen zur Prostitution gezwungen worden sein Foto: dpa

Vier Monate nach der Polizeirazzia beim Stuttgarter Bordellkönig in dessen Club Paradise in Leinfelden-Echterdingen hat die Staatsanwaltschaft erste Anklagen erhoben. Wegen schweren Menschenhandels und Zuhälterei sollen sich die jüngsten der Beschuldigten vor einer Jugendkammer des Landgerichts verantworten.

Stuttgart - Vier Monate nach der Polizeirazzia beim Stuttgarter Bordellkönig in dessen Club Paradise in Leinfelden-Echterdingen hat die Staatsanwaltschaft erste Anklagen erhoben. Wegen schweren Menschenhandels und Zuhälterei sollen sich die jüngsten der Beschuldigten vor einer Jugendkammer des Landgerichts verantworten.

Dabei handelt es sich um einen 21-jährigen türkischen Staatsangehörigen aus Stuttgart, der als sogenannter Loverboy junge Frauen in die Prostitution gelockt haben soll. Anfangs wollten die betroffenen Frauen ihrem vermeintlichen Geliebten aus Geldnöten helfen – saßen dann aber in der Falle. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft gehörten zu den Aufpassern auch zwei Prostituierte aus dem Großraum Stuttgart, eine 25-jährige Bulgarin und eine 26-jährige Türkin.

Das Trio soll seit Frühjahr 2014 mindestens drei Frauen in die Prostitution gezwungen haben. Die beiden Deutschen und eine Schweizerin sind heute 19, 20 und 21 Jahre alt. „Sie wurden auch durch Drohungen und Gewaltanwendungen gefügig gemacht und zur Fortsetzung ihrer Arbeit gezwungen“, so Staatsanwalts-Sprecherin Claudia Krauth.

Die Ermittlungen gegen die Betreiber des Großbordell-Imperiums laufen dagegen noch weiter. Beschuldigt werden der Eigentümer eines der größten Wellness-Bordelle Deutschlands, Jürgen Rudloff, wie auch gegen zwei seiner Geschäftsführer des Unternehmens. Die 48 und 49 Jahre alten Männer waren bei der Razzia Ende November 2014 verhaftet worden, sind mittlerweile aber gegen Auflagen wieder auf freiem Fuß. Unter anderem geht es um gewerbsmäßigen Betrug.

Nach Erkenntnissen der Ermittler soll es auch Verbindungen zur im Rotlichtmilieu agierenden Bande der United Tribuns geben. Das Sex-Imperium galt bis dahin als Musterbetrieb der Erotikbranche, der auch VfB-Stars überzeugte. Rudloff damals zur Razzia: „Alles Unterstellungen.“