Thomas Filimonova, LKA-Betreiber, mit Gerda (links) und Sparky und vielen Tourplakaten Foto: Lichtgut/Horst Rudel

Nirvana, Sonic Youth, Rammstein oder auch Eminem, alle haben schon mal im LKA in Stuttgart-Wangen gespielt. Betreiber Thomas Filimonova feiert das 30-Jahr-Jubiläum des Clubs.

Stuttgart - Herr Filimonova, Sie haben 1984 das LKA in Stuttgart-Wangen eröffnet. Damals war es ein Country-Western-Club.
Zu dieser Zeit war ich noch Geschäftsführer des Tao und dann des Oz, zwei Clubs in der Stuttgarter Innenstadt. Ich war mit einer Amerikanerin zusammen, habe zum Teil auch in den Patch Barracks gelebt und hatte einen riesigen Bekanntenkreis, der aus amerikanischen Freunden bestand. So ist die Idee eines Country-Western-Lokals entstanden. Es war natürlich ein Risiko. Es gab keine Laufkundschaft in Wangen. Mir war aber klar, auch wenn ich keine Ahnung von Country und Western hatte, dass es eine Nische war.
Das LKA in Stuttgart-Wangen lag ja schon immer etwas abseits.
Die Amerikaner sind aber sofort gekommen. Im Oktober 1984 gab es viermal täglich einen Bericht auf CNN über das Longhorn. Dann sind die regelrecht hierhergepilgert. Wir hatten die ganze Woche Clubbetrieb. Freitags und samstags traten Livegruppen auf. Das muss so sein bei Country. Es ging immer friedlich zu. Hier durften die GIs rein – und das wollten sie sich nicht kaputt machen lassen. Es gab im Umkreis von 150 Kilometern rund 200 000 Amerikaner. Da war ein großes Potenzial.
Irgendwann blieben aber Ihre Stammkunden weg.
Das ging 1989 los. Mit dem Mauerfall hatten die Amerikaner entschieden, die Kasernen nach und nach zu schließen. Mit dem Irakkrieg wurden viele Soldaten zuerst ins Krisengebiet, dann gleich nach Amerika versetzt. Damit verloren wir 80 bis 90 Prozent unserer Stammkunden. Wir mussten umdenken, haben 1993 für zwei Monate geschlossen und umgebaut. Und ein neuer Name musste her. „Longhorn Country & Western Saloon“ funktionierte nicht mehr. So wurde „Longhorn Kultur Austausch“ daraus, kurz LKA. Die Fahrer sind aber oft in Cannstatt beim Landeskriminalamt gelandet.
Wann ging es mit dem Konzertbetrieb los?
Das war mit den Georgia Satellites im Herbst 1987. Es kamen 50, 60 Leute. Niemand konnte sich so richtig vorstellen, dass man hier Konzerte machen kann. Kurz später kam der Durchbruch mit Nina Hagen. Das haben Henning Tögel und Christian Ludewig von KVL veranstaltet. Da war es rappelvoll. Übervoll. Das gab dann auch Probleme mit der Stadt. Henning Tögel hat dann aber alle Genehmigungen eingeholt, und seither läuft es.
Wie ging es dann in den 1990er Jahren weiter?
Wir waren der erste Grunge-Schuppen im süddeutschen Raum. Stuttgart war eine Hochburg für Techno und House. Wir wollten etwas anderes machen. Ich bin sowieso eher ein Rocker. Das lief super. Es war jedes Wochenende voll. Donnerstags machen wir seit 25 Jahren 70er-Jahre-Partys. Wir sind mit unseren Gästen gemeinsam älter geworden. Demnächst kommen wahrscheinlich die ersten mit Rollator.
Eine Besonderheit am LKA ist, dass der Garderobenbereich der Band oben und nicht hinter der Bühne versteckt ist.
Früher hatten wir oben noch keinen Vorhang. Wenn die Band in die Garderobe ging, wurde sie auf dem Balkon noch einmal gefeiert. Doch heute wollen die Künstler eher in Ruhe gelassen werden. Da hat sich in Sachen Mentalität viel geändert.
Noch so eine Besonderheit ist, dass die Künstler über eine Treppe auf die Bühne kommen.
Das sorgt immer wieder für Geschrei.
Was waren Ihre persönlichen Höhepunkte?
Rammstein natürlich. Sänger Till Lindemann hat die Nummer mit dem Kettenhemd hier gebracht. Und Feuer über die Köpfe des Publikums gesprüht. Das ist heutzutage verboten. Selbst mir wurde es da heiß. Auch toll waren Konzerte von Eminem, Foo Fighters, Skunk Anansie, Megavier oder Henry Rollins. Rammstein oder auch Nirvana sind hier zuerst nur als Vorgruppen aufgetreten. Als Rammstein dann das dritte Mal hier gespielt haben, wollten sie eigentlich in eine größere Halle. Doch das Congresscentrum B war schon gebucht.
Wie ist die Auslastung derzeit?
Es fehlt an Veranstaltungsorten in der Stadt. Wir können das alles gar nicht auffangen. Mit dem Wegfall der Röhre und des Zapata drängen alle ins LKA. Das Angebot ist einfach riesig. Wenn früher einer ein Punkkonzert gemacht hat, gab es an diesem Abend keine andere Punkveranstaltung. Heutzutage ist das egal.
Was unterscheidet das Hip-Hop- vom Rock-Publikum?
Wir hatten vergangenen Freitag Bolt Thrower hier, und es gibt kein besseres Publikum. Diese langhaarigen Typen in ihren Lederjacken sind mir das liebste Volk. Der Hip-Hopper ist eher eine Rotznase. Der pafft hier drin, obwohl man nicht rauchen darf.