Mit Hausbesuchen haben Mentoren Familien mit Migrationshintergrund in Filderstadt erklärt, wie sie Energie sparen können. Foto: dpa

Migranten haben Migranten dabei geholfen, Müll zu trennen und Energie zu sparen. Für das Projekt wurde die Kommune jetzt mit einem europäischen Klimaschutzpreis ausgezeichnet.

Filderstadt - Trotz Energiewende: Deutschland hat bei der diesjährigen Verleihung des Climate Star, einem europäischen Klimaschutzpreis, nicht besonders gut abgeschnitten. Von 200 europaweiten Einreichungen wurden 15 ausgezeichnet – und nur zwei gingen nach Deutschland. Eine an ein Bündnis aus verschiedenen Kreisen in Nordrhein-Westfalen und eine an Filderstadt. In der Kategorie von Städten zwischen 10 000 und 100 000 Einwohnern wurde ein Projekt der Organisation Integra Filder für ein Ökologie- und Integrationsprojekt preisgekrönt.

Ziel des Projekts war es, in der Stadtbevölkerung mit Migrationshintergrund für Umweltfragen zu sensibilisieren. Hierzu wurden zehn Frauen und ein Mann, die ebenfalls Migrationshintergrund haben, von städtischen Umweltbehörden und dem Umweltministerium zu Mentoren ausgebildet. Diese besuchten Familien aus ihrem Kulturkreis und beraten sie in Sachen Mülltrennung oder Energiesparen. „Die Resonanz war überwältigend“, sagt Mehmet Havlaci, Geschäftsführer von Integra Filder, „wir haben innerhalb eines Jahres 120 Familien besucht.“

Teil des Klimaschutzkonzepts

Für diese sei nicht nur der Aspekt Umweltschutz spannend gewesen, sondern auch schlicht, zu sparen. Damit passt das Projekt auch in die Kriterien des Preises, die nicht nur ökologische Aspekte, sondern auch Nachhaltigkeit, mediale Wirkung und vor allem die Einbindung von Bürgern berücksichtigen.

Sehr ähnlich ist auch die Zielsetzung des Klimaschutzkonzepts, das der Gemeinderat Filderstadt 2014 einstimmig beschlossen hatte. „Aufklärungsarbeit wie die von Integra Filder wirkt vor allem auf lange Sicht“, sagt der städtische Klimaschutzbeauftragte Hannes Lauer. Etwa 20 Prozent der Bürger in Filderstadt hätten Migrationshintergrund – darum habe das Projekt bei einer wichtigen Zielgruppe angesetzt.

Doch das ist nicht das einzige Projekt, das dem Klimaschutz in Filderstadt voranbringen soll. Auch mit einem Kurzfilmwettbewerb von Schülern, bei dem Einreichungen noch bis zum 30. November möglich sind, will Lauer für das Thema sensibilisieren. Dabei sollen die Schüler darstellen, was sie gegen den Klimawandel unternehmen würden. „Unser Ziel ist, dass wir einen anderen Lebensstil pflegen“, fasst der Klimaschutzbeauftragte die Herausforderungen zusammen.

Keine Fördermittel für Preis

Auch andere Städte sehen das so. Insgesamt europäische 1700 Kommunen und damit indirekt etwa 50 Millionen Menschen sind im Bündnis Klimaschutz organisiert, einem Verein, der sich vor allem für die Reduktion von CO2-Emissionen einsetzt und eben alle zwei Jahre den europäischen Klimaschutz-Award, den Climate Star an 15 Gewinner in unterschiedlichen Kategorien vergibt. Dieses Jahr ist die Trophäe bereits zum 7. Mal verliehen worden.

Die Entscheidung, wer die Preise kriegt, fällt eine internationale Jury aus Klimaexperten. Fördermittel gibt es von der Organisation aber nicht. „Dennoch hoffen wir, dass der Preis öffentlichkeitswirksam ist“, sagt Angela Hanisch, Projektleiterin der Preisverleihung.