Aufsteiger der internationalen Kunstszene: Clément Cogitore Foto: Cogitore

Der französische Medienkünstler Clément Cogitore zählt zu den Aufsteigern der internationalen Kunstszene. In Stuttgart begeisterte er 2016 mit seinem Film „Ni le ciel, Ni la terre“, jetzt präsentiert die Galerie Reinhard Hauff neue Video- und Fotoarbeiten Cogitores.

Stuttgart - Aus der Frage, was wir eigentlich sehen, wenn wir alles genau sehen wollen und mit speziellen optischen Techniken die Nacht zum Tag machen, hat der französische Medienkünstler Clément Cogitore 2015 seinen ersten Spielfilm gemacht: „Ni le Ciel, Ni la terre“ – in Deutschland 2016 exklusiv in Stuttgart in der Galerie Reinhard Hauff präsentiert.

Unschärfen im digitalen Krieg

Nun hat sich der Künstlerforscher Cogitore wieder von dem Erzähler Cogitore distanziert. Von der Frage, ob aus der Präzision der militärischen Nachtsichtgeräte vielleicht neue Unschärfen entstehen, und was es heißt, wenn es im digitalen Krieg auch darum geht, die optische Schärfe von Drohnen zu verwirren, ist Cogitore zurückgekehrt in die Weiten, aus denen die Farben der Nachtsicht-Nächte eigentlich kommen.

Wie klingt das Polarlicht?

„The resonant interval“ heißt das Ergebnis. 2016 in Paris und in diesem Jahr in Quebec gezeigt, ist die Videoarbeit nun – wiederum als Deutschland-Premiere – in der Galerie Reinhard Hauff zu sehen. Cogitore spielt mit wissenschaftlichen Versuchsanordnungen zur Analyse des Polarlichtes, forciert aber zugleich die klassischen künstlerischen Mittel der Collage. Wie anders wäre auch eine Annäherung an den sirrenden Klang der Farben möglich, an die Inuit-Mythen zudem, die sich gleichermaßen um Töne wie um Farben ranken.

Den Sog von „Ni le Ciel, Ni la terre“ aber kann „The resonant interval“ nicht entwickeln. Das lenkt in der gleichnamigen Ausstellung die Aufmerksamkeit auf die beiden weiteren Cogitore-Videos „The amorous _Indies“ und „Untitled“ sowie auf den anhaltend malerisch orientierten Fotokünstler Cogitore – hier vor allem mit „Ghost_horseman_of_the_apocalypse:in_Cairo“.

Die Hände werden zur Leinwand

Man kann sich dieser Schau aber auch von ganz anderer Seite aus nähern: Das kleinformatige „Portrait#1“ von 2014 lässt das Ganze ahnen, von dem wir nur Lichtstreifen durch von uns abgewandte Hände sehen können. Eine unscheinbare Szene, aber doch ein Schlüssel. In der Videoarbeit „Untitled“ wiederum dienen die Handinnenflächen als Leinwand, als Bühne einer kaum wahrnehmbaren Annäherung.

Die Welt tanzt

Und dann? Ja dann kommt „Les Indes Galantes“, ein mit der Pariser Oper realisiertes Projekt, das die Welten der Straßenkultur und des Musiktheaters im Tanz eins werden lässt und in der (Opern-)Musik zugleich alle Deutungen der Bewegungsmuster zwischen HipHop und Ballett aufhebt. Es ist eine Arbeit, die scheinbar schnell geschaut und durchschaut ist – um dann immer mehr Detailreichtum zu offenbaren und Schicht um Schicht einer Mystik und ihrer Kraft freizulegen, die letztlich auch die Faszination des Polarlichtes begründet.

Clément Cogitore in der Galerie Reinhard Hauff in Stuttgart (Paulinenstraße 47, bis 15. September, Di-Fr 13-18 Uhr). Mehr unter: www.reinhardhauff.de.