Die Show mit mehr als 80 Tieren soll wie eine Zeitreise sein. Foto: Lichtgut/Verena Ecker

Clowns, Akrobaten und Tiere sind in der Stadt zu erleben. Der Circus Carl Busch gastiert auf dem Wasen mit neuem Programm. Zirkusfreunde freuen sich, Tierschützer protestieren.

Stuttgart - Bei einem Gewicht von rund drei Tonnen kommt das Wort Anmut eher selten in den Sinn. Aber es ist elegant, wie Carla ihr Bein anhebt. Die betagte Elefantendame wirbt mit Clown Pascal, Magier Jimmy Saylon und mehreren Zirkusartisten für den Circus Carl Busch, der vom heutigen Freitag, 28. Oktober, bis zum 30. November auf dem Cannstatter Wasen gastiert.

„Mein Opa hat sie zu uns geholt. Ich bin mit ihr groß geworden, wie mein Sohn jetzt“, sagt der Juniorchef Manuel Wille-Busch. Seit 50 Jahren lebe sie im Circus Carl Busch. Wille-Busch blickt auf das Areal, wo am blau-weißen Zelt gearbeitet wird. Am Freitag muss für die Premiere alles fertig sein. Der Chef des Großzirkusses schwärmt von der zweieinhalbstündigen neuen Show „Erde“. Man habe herausragende Artisten verpflichten können, etwa die italienischen Curatola-Brüder mit ihrer Partnerakrobatik oder den Drahtseil-Virtuosen Erik Niemen, der am internationalen Circusfestival von Monte Carlo teilnahm. „Jeder Act ist neu, auch die Kostüme.“ Magier Saylon tritt etwa im Steampunk-Look auf. Das ist ein Stil, der das viktorianische Zeitalter mit futuristischen Elementen verbindet: Er erinnert in seinem Kostüm an einen Abenteurer aus einem Jules Verne-Roman.

Zirkus hat Stadt Erlaubnis vorgelegt

„Das Thema Erde ergab sich, weil 35 Künstler aus acht Nationen auftreten und wir unseren Planeten mit all seinen Herausforderungen in den Fokus stellen wollen“, sagt Wille. Die Show mit Liveband sei eine Zeitreise beginnend bei der Eiszeit. Zu den Attraktionen gehörten nicht nur Clowns und Akrobaten, sondern auch Tier-Dressuren. Natascha Wille-Busch bändigt sechs schwarze Friesen- und sechs Araberhengste. Rund 80 Tiere sind dabei, neben den Elefanten Carla und Mashibi unter anderen Lamas, Kamele und Dromedare.

Das rief Tierschützer auf den Plan. Die Organisation Peta prangerte die Tierhaltung an, Mitglieder der Fraktionen von Grünen, SPD und SÖS/Linke-Plus brachten einen Antrag in den Gemeinderat ein, nach dem Zirkusshows mit Wildtieren auf dem Wasen verboten werden sollen. Im Gegenzug machten Zirkusfreunde mobil. „Die Menschen wollen Tiere sehen, unseren geht es gut“, sagt der Zirkuschef. „Carla ist mit ihren 50 topfit. In Deutschland gibt es strenge Kontrollen und Gesetze.“

Welche das sind, erläutert Thomas Stegmanns, Leiter des Veterinäramts von Stuttgart. „Wir führen Kontrollen durch, angekündigte und auch mal unangekündigte“, berichtet der Tierarzt. „Wer mit Tieren sein Geld verdienen will, ob als Tiertrainer oder im Zoohandel, der braucht eine Erlaubnis nach Paragraf 11 des Tierschutzgesetzes.“ Und diese müsse ein Zirkus vorab vorlegen, wenn er in die Stadt komme.

Tierarzt fordert Debatte, ob Tiere für die Unterhaltung genutzt werden

Die Kontrolleure schauen außerdem im Zirkuszentralregister nach, ob irgendwelche Verstöße eingetragen sind. Auch auf den Homepages von Peta und anderen Organisationen mache man sich kundig so Stegmanns. Vor Ort werde überprüft, wie die Tiere gehalten würden und in welchem Zustand sie seien. „Das reicht von der Entwurmung bis zu Verhaltensauffälligkeiten.“ Auch die Gehegegröße werde begutachtet, ob Versorgung, Essen, Spielzeuge und geistige Anregung der Art angemessen sei. Habe ein Zirkus den „Sachkundenachweis“ nach Paragraf 11, dürfe die Stadt ihm nicht untersagen zu spielen, weil damit die Berufsfreiheit garantiert sei. „Sie kann dem Zirkus höchsten verbieten, das auf städtischem Grund zu tun. Auf privatem hat sie keine Handhabe.“ Mit großen Zirkussen gebe es kaum Probleme, eher mit kleinen, die auf der Straße mit Tieren bettelten. „Das Problem mit Wildtieren im Zirkus ist kein tierärztliches, sondern ein ethisches“, sagt Stegmanns. „Wir müssen diskutieren, ob Tiere für die Unterhaltung von Menschen genutzt werden dürfen.“

Vorstellungen sind von Freitag, 28. Oktober, an täglich um 15.30 und 20 Uhr, an Sonn- und Feiertagen um 15 und 18 Uhr; Sonntag, 13. November, um 11 und 15 Uhr.