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Rund 200.000 Zuschauer verfolgten die bunte Parade durch die Stuttgarter Innenstadt.

Stuttgart - Das Wetter meint es nicht gut mit den rund 200 000 Zuschauern am Samstag in der Stuttgarter Innenstadt: Ein Regenguss bricht los. Völlig unbeeindruckt zieht die Parade des Christopher Street Days weiter, auch wenn die Regenbogenflaggen vor lauter Regen an ihren Stangen kleben. Die strahlenden Gesichter der an der Parade Beteiligten zeigen: Homosexualität lässt sich nicht mehr aus unserer Gesellschaft wegdenken.

Akzeptiert wird sie jedoch nicht überall. So thematisiert das diesjährige Festival das Thema Gleichberechtigung am Arbeitsplatz. Unter dem Motto „Gleichbeschäftigt - Lesben und Schwule aus dem Schrank“ gehen rund 3000 Teilnehmer auf die Straße.

In diesem Jahr hat die Interessengemeinschaft CSD Stuttgart zum ersten Mal einen Katalog mit politischen und gesellschaftlichen Forderungen veröffentlicht. Darunter finden sich rechtliche Verbesserungen zu eingetragenen Lebenspartnerschaften, zum Adoptionsrecht und zur Beamtengleichstellung. Die grün-rote Landesregierung hat bereits einen Aktionsplan gegen Homo- und Transphobie beschlossen. „Aber wir müssen ihr weiter auf die Finger schauen“, sagt der Gesamtleider des CSD, Christoph Michl. „Homosexuelle dürfen sich nicht Zuhause verstecken, sondern müssen auch etwas dafür tun, dass sie als normal angesehen werden.“

Dass dies noch lange nicht der Fall ist, zeigt sich an der schwierigen Suche nach einem Schirmherrn. „Mottobedingt sollte es dieses Jahr ein Vertreter aus der regionalen Wirtschaft sein. Aber auch nach einem öffentlichen Aufruf hat sich niemand dazu bereiterklärt“, sagt Michl. Schließlich übernahm der Berliner Unternehmer Harald Christ die Aufgabe.

OB-Kandidaten springen auf den bunten Zug auf

Die Kandidaten zur Stuttgarter Oberbürgermeisterwahl springen auf den bunten Zug durch die Innenstadt auf und betonen, sich für die Gleichstellung Homosexueller einsetzen zu wollen. „Als Unternehmer habe ich hervorragende Erfahrungen mit einem offenen Umgang mit Homosexualität gemacht. Dies entlastet die Arbeitnehmer ungemein“, sagte CDU-Kandidat Sebastian Turner. Auch Bettina Wilhelm (SPD) möchte, dass alle Arbeitnehmer und Beamte die selben Rechte haben: „Homosexualität ist für mich etwas ganz Normales - es sollte auch für alle zur Normalität werden.“

So auch an den Schulen im Land. „Noch immer sind Diskriminierungen von Lesben und Schwulen in Köpfen und Gesetzen verankert“, sagt die Sprecherin der Grünen Jugend Baden-Württemberg, Jessica Messinger. Es müsse mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden. Homosexualität gehöre in den Lehrplan der Schulen und müsse im Unterricht zum Thema werden.

Der Christopher Street Day erinnert an den 27. Juni 1969, als sich Schwule, Lesben und Transvestiten in der New Yorker Christopher Street das erste Mal gegen gewaltsame Übergriffe der Polizei zur Wehr setzten. In Stuttgart gingen Homosexuelle das erste Mal 1979 auf die Straße. Der erste Christopher Street Day mit Veranstaltungen, Reden und der Parade durch die Innenstadt kam im Jahr 2000. Er sol auch zukünftig organisiert werden.