Die Stuttgarter Synagoge Foto: Fieselmann

Seit 66. Jahr en gibt es die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ). Auf der Suche nach neuen Perspektiven stellt sie sich jetzt zeitgemäßen und notwendigen Veränderungen. Vor allem Jugendliche sollen zu mehr Engagement motiviert werden.

Stuttgart - Die Zeiten haben sich geändert. Deshalb stellt sich im 66. Jahr ihres Bestehens die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) auf der Suche nach neuen Perspektiven jetzt zeitgemäßen und notwendigen Veränderungen.

1948 gegründet, erfreue sich die Gesellschaft nach wie vor großen Ansehens, stellte der seit drei Jahren amtierende Vorsitzende, Bürgermeister Martin Schairer, bei der jüngsten Mitgliederversammlung fest. Der Arbeit der Gesellschaft und dem Engagement vieler bedeutender Persönlichkeiten aus der Region Stuttgart sei es unter anderem zu verdanken, dass die Verständigung und das friedliche Miteinander von Judentum und Christentum ebenso wie das Zusammenleben von Juden und Christen so gut gelungen seien. Doch die Gesellschaft, deren Mitgliederzahl durch Todesfälle und Überalterung mittlerweile auf 310 gesunken ist, müsse auf das abnehmende Interesse an der Vereinsarbeit reagieren und vor allem junge Menschen dafür gewinnen.

Es habe sich gezeigt, dass sich Jugendliche eher für zeitlich überschaubare Projekte als für eine langfristige Bindung im Zusammenhang mit der Gesellschaft begeistern können, der erstmals verliehene und nun gut positionierte Jenny-Heymann-Preis an Schülerinnen und Schüler habe das bewiesen.

Für seine verstärkten Anstrengungen auf diesem neuen Weg, zu denen auch die Angebote für einen internationalen Trialog wie Moscheeführungen oder der Lehreraustausch mit Israel gehören, zollte die Mitgliederversammlung dem Vorstand mit Martin Schairer, Alfred Hagemann, Rachel Dror, Binah Rosenkranz, Angelika Jung-Sattinger, Peter Stadler und Eberhard Kleinmann seine Anerkennung.

Neue Überlegungen sind auch für eine Traditionsveranstaltung wie die Eröffnung der Woche der Brüderlichkeit im Stuttgarter Rathaus im Gespräch. Da sie trotz der verstärkten Einbindung auch der jungen Generation Menschen zunehmend an Bedeutung und Interesse, vor allem gegenüber der Verleihung der Otto-Hirsch-Auszeichnung, verliere, wird nun über eine Kooperation mit dem Hospitalhof nachgedacht.

Als einer der notwendigen Schritte einer Modernisierung wurde auch der Abschied von der Mitgliederzeitschrift „Brücke“ bezeichnet. Die Zeitschrift soll durch einen digitalen Newsletter ersetzt werden. Bereits in Vorbereitung ist die Stunde der Besinnung am 9. November zum Gedenken an das Reichspogrom von 1938. Zum Gedenken geplant ist eine Matinee im Kino Atelier am Bollwerk mit Ausschnitten aus dem Film „Wir haben es doch erlebt“ über das Ghetto von Riga im Beisein des Regisseurs Jürgen Hobrecht.

Geehrt wurden für ihre 40-jährige Mitgliedschaft Ruth Michel und Gerhard Tuennemann. Ruth Michel widmet sich seit Jahren als betroffene und überlebende Zeitzeugin der Erinnerung an den Holocaust, Tuennemann hat 1978 den Anstoß zur Rettung der Freudenthaler Synagoge gegeben.