Chris Potter Foto: Veranstalter

„Ein Anchor Act“, hatte Mini Schulz , Vormann des Stuttgarter Jazzclubs Bix, dieses denkwürdige Konzert mit dem US-Saxofonisten Chris Potter angekündigt. Er sollte Recht behalten.

Stuttgart - Natürlich ist die Crème de la Crème der südwestdeutschen Jazzsaxofonisten im Stuttgarter Live-Club Bix, um Chris Potter, den großen Kollegen aus Amerika, zu bewundern. „Perfekt“, sagt beeindruckt Klaus Graf nach dem Konzert. „Unfassbar kreativ und intensiv“, urteilt der aus Karlsruhe angereiste Peter Lehel. Libor Sima und Sandi Kuhn sind sich einig: Potter gebührt die Krone – spätestens seit dem Tod von Michael Brecker vor sieben Jahren.

„Ein Anchor Act“, hatte Bix-Mann Mini Schulz dieses denkwürdige Konzert angekündigt. Eine Aufwärmphase spart sich das Quartett. Der 44-jährige Potter kommt sofort zur Sache. Der Ton seines Tenorsaxofons glüht. Für das stabile, elastisch federnde Rhythmusfundament sorgt der bärenstarke Drummer Nate Smith, der knallhart spielt, aber nie prügelt. Der E-Bass von Fima Ephron sticht nicht hervor, aber man spürt ihn als ständig pochenden Puls. Die Gegenstimme zu Potters intensivem Saxofonspiel bilden die geschmeidigen E-Gitarren-Linien des stoisch auftretenden Adam Rogers. Das US-Quartett macht keinen dezenten Kammerjazz, sondern produziert wuchtige urbane Sounds. „Imaginary Cities“ heißt das aktuelle Projekt. Es sei, betont der Bandleader im Gespräch, die musikalische Umsetzung der utopischen Vorstellung einer besseren Großstadt, einer Stadt, in der man wirklich leben möchte.

Im Bix wird Chris Potter wegen seiner virtuosen, rhythmisch stringenten und klar strukturierten Soli in den höchsten Tönen bejubelt. Hohe musikalische Komplexität, ein „tierischer“ Groove und amerikanische Coolness im Vortrag zeichnen dieses denkwürdige Jazzkonzert aus. „Was für eine geile Band!“, schallt es am Ende aus allen Ecken des in der Mehrzahl mit jüngeren Besuchern gefüllten Clubs.