Martin Dücker leitet die Mädchenkantorei und dirigiert den Chor in großer Besetzung zusammen mit den Stuttgarter Hymnus-Chorknaben im Probenraum. Foto: Sybille Neth

Hymnus Chorknaben und die Mädchenkantorei geben für das stationäre Kinder- und Jugendhospiz ein Konzert. Auf dem Programm stehen Stücke quer durch die Musikepochen.

S-Nord - Es ist mucksmäuschenstill im Probenraum der Stuttgarter Hymnus-Chorknaben an der Birkenwaldstraße. Eine ungewöhnliche Situation, denn am Mittwochabend hat der Chor zusammen mit der Mädchenkantorei die Generalprobe für ihren Auftritt beim Benefizkonzert am 28. September in der Stiftskirche. Den Grund für die plötzliche Stille hatte Elvira Pfleiderer geliefert. Sie ist die Projektleiterin für das stationäre Kinder-und Jugendhospiz, das im ehemaligen Institut français an der Diemershalde entstehen wird. Sie hatte den Mädchen und Jungen einen Film mitgebracht, der ihnen zeigte, wofür sie am Sonntag singen werden.

„Den Moment leben zwischen den traurigen Tagen“

Der Protagonist des Films, der elfjährige Marcel, lebt nicht mehr. Er litt an einer unheilbaren Muskelkrankheit. Marcel aber, der in einem Kinder-und Jugendhospiz in Hamburg mehrmals zusammen mit seinen Eltern und seinem Bruder eine Auszeit vom Alltag nehmen konnte, berichtet geradezu fröhlich von seinem Leben im elektrischen Rollstuhl und mit Beatmungsgerät – verschweigt aber nicht, dass er manchmal sehr traurig sei, weil er so krank ist.

Ein schweres Schicksal haben auch die Geschwister von todkranken Kindern zu tragen, denn sie fühlen sich oft vernachlässigt. „Sie sollen zum Beispiel in der Schule immer gut sein, denn die Eltern haben ja schon wegen des kranken Geschwisters so große Sorgen“, erklärte Elvira Pfleiderer den 50 jungen Sängern und Sängerinnen. Ein Aufenthalt im stationären Kinder-und Jugendhospiz sei somit wie Urlaub für die ganze Familie, denn das Leiden ziehe sich oft über mehrere Jahre hin und alle Beteiligten leben stets in einer Extremsituation, sagte Pfleiderer. „Im Kinder-und Jugendhospiz können todkranke Kinder wie Marcel den Moment leben zwischen den traurigen Tagen“, betonte die Projektleiterin.

Auftakt und Abschluss werden gemeinsam gesungen

„Ich finde es großartig, wenn Kinder und Jugendliche wie Ihr etwas für andere in ihrem Alter tun“, lobte sie das Engagement der beiden renommierten Chöre mit ihren Leitern Rainer Homburg (Hymnus Knaben) und Martin Dücker (Mädchenkantorei). Homburg sitzt am Harmonium und Dücker dirigiert den Gesamtchor. „Das ist schwierig in einer so großen Besetzung“, sagt er – und noch einmal wird die gleiche Stelle aus Heinrich Schütz’ „Lobe den Herren“, geprobt, solange bis alle Betonungen richtig sitzen.

Am Sonntag singen die beiden Chöre zusammen zum Auftakt und Abschluss gemeinsam. Auf dem Programm stehen Stücke quer durch die Musikepochen von Jacques Berthier, Gioachino Rossini, Benjamin Britten, Egil Hovland, Knut Nystedt, Felix Mendelssohn Bartholdy, Arnold Mendelssohn und Heinrich Schütz sowie Gregorianische Gesänge der Mädchenkantorei. Die Leiterin des Hospiz Stuttgart, Elisabeth Kunze-Wünsch, wird über das künftige stationäre Kinder-und Jugendhospiz in der Diemershalde informieren. Der Förderverein Hospiz Stuttgart kaufte die Villa vor einem Jahr. Der Umbau soll 2016 abgeschlossen sein. Die Einrichtung wird dann acht Plätze für Kinder vom Säuglings- bis ins Jugendalter bereit halten. Zwei Appartements werden für Angehörige oder erkrankte Jugendliche, drei für Eltern und Geschwister eingerichtet.