Den Schal des Konkurrenten nehmen sie sonst nie in die Hand: BVB-Fan Manuel Dilling (li.) und Bayern-Anhänger Günther Keinath Foto: Baumann

Die Fans beider Clubs sind heiß auf das Champions-League-Finale an diesem Samstag (20.45/ZDF). Vor ihrer Reise nach London lieferten sich Manuel Dilling vom Pforzheimer BVB-Fanclub Goldstadt-Borussen und Günther Keinath von den Schwäbischen Bayern aus Freiberg einen verbalen Schlagabtausch.

Stuttgart - Die Fans beider Clubs sind heiß auf das Champions-League-Finale an diesem Samstag (20.45/ZDF). Vor ihrer Reise nach London lieferten sich Manuel Dilling vom Pforzheimer BVB-Fanclub Goldstadt-Borussen und Günther Keinath von den Schwäbischen Bayern aus Freiberg einen verbalen Schlagabtausch.


Herr Dilling, in der Fußball-Bundesliga stehen die Bayern 25 Punkte vor Ihrem BVB. Ihr Trip nach London ist also vor allem Ihrem touristischen Interesse geschuldet?
Manuel Dilling: Definitiv nicht. Man muss klar unterscheiden zwischen Bundesliga und Champions League. Der Fokus beim BVB lag auf der Champions League – und da haben wir uns blendend verkauft.

Herr Keinath, Sie müssen jetzt nicht Ihr breitestes Grinsen aufsetzen. Ihren Bayern droht immerhin die dritte Finalpleite in der Königsklasse innerhalb von vier Jahren.
Günther Keinath: Dieses dritte Finale werden wir gewinnen – einfach deshalb, weil ich im Stadion bin. Letztes Jahr war das der Fehler, sonst hätte es da schon gereicht.

Gutes Stichwort. Wann stand denn Ihr Entschluss fest, nach Wembley zu fahren?
Keinath: Den Entschluss hat die Losfee getroffen. Letztes Jahr war der Ansturm zu groß, da hat es nicht für eine Karte gereicht. Dieses Mal geht es nach London – um den Pokal zu holen.

Die Goldstadt-Borussen haben Ihre London-Flüge ja schon in der Euphorie nach dem Viertelfinal-Sieg gegen Malaga gebucht.
Dilling: Ab da war der Finaleinzug absehbar. Wir dachten eigentlich, dass wir im Halbfinale gegen die Bayern spielen müssen. Und nachdem dieser Gegner uns ja recht gut liegt, haben wir gebucht.

Noch-BVB-Star Mario Götze werden Sie jedenfalls nicht sehen. Sind das erste Anzeichen von Loyalität gegenüber seinem neuen Arbeitgeber FC Bayern?
Dilling: Ganz davon abgesehen, dass dieser Name bei uns schon aus dem Wortschatz gestrichen wurde, denke ich nicht, dass wir ihn brauchen werden. Er ist zu jung, der Druck wäre sowieso zu groß für ihn.

Es wäre doch auch ein Fehler gewesen, Götze spielen zu lassen, oder? Der Junge hätte bei dieser Paarung doch eigentlich nur alles falsch machen können.
Dilling: Ach, der Fehler ist vor drei Wochen passiert, als er dort unterschrieben hat. Das war der Fehler.

Herr Keinath war vor lauter Jubel bestimmt ganz aus dem Häuschen.
Keinath: Das vielleicht nicht. Aber bevor er in England oder Spanien spielt, ist er in München gut aufgehoben. Er kommt ja aus dem Süden, da ist er mir in München viel lieber als irgendwo nördlich vom Weißwurst-Äquator.

Und wen holen Ihre Bayern als Nächstes? Lewandowski? Auf lange Sicht Klopp? Oder sehen wir bald gar BVB-Maskottchen Biene Emma an der Säbener Straße?
Keinath: Na, na, na! Wir konzentrieren uns jetzt erst einmal darauf, den VfB Stuttgart leerzukaufen (grinst diebisch). Nein, im Ernst: Wenn Götze auf dem Markt ist, muss man zuschlagen.

Droht dem BVB der Ausverkauf?
Dilling: Davon gehe ich nicht aus. Es ist aber klar, dass die Medien jetzt versuchen, Dortmund so zu schwächen.
Keinath: Und ihr Dortmunder kriegt doch für den Finaleinzug auch 70 Millionen Euro, dafür wird sicher schon wieder irgendein Pole oder ein Rumäne auf dem Transfermarkt herausspringen (zwinkert mit einem Auge).

Der FCB investiert lieber in einen neuen Trainer. Wäre es für Pep Guardiola nicht besser, wenn der FC Bayern in London verliert?
Keinath: Überhaupt nicht. Seine Aufgabe wird es sein, die Erfolge zu bestätigen. Und mit Guardiola ist es doch so wie mit Götze: Er war auf dem Markt, da musst du zugreifen. Jupp Heynckes ist zwar ein super Trainer, aber er ist 68. Johannes Heesters hat zwar bis 104 gesungen, aber das geht im Fußball nicht.
Dilling: Aus BVB-Sicht kann das Projekt mit Guardiola eigentlich nur schiefgehen.
Keinath: Veto!
Dilling: Doch, weil alle erwarten, dass er wieder alle Titel holt.
Keinath: Veto! Wir haben die Dominanz doch dieses Jahr erst wieder von Dortmund geholt, nachdem die uns zweimal die Meisterschaft weggeschnappt haben. Deshalb sind wir diese Saison auch so gut. Und deswegen verliert der BVB auch das Champions-League-Endspiel, weil die Bayern unheimlich heiß sind.

Wenn Sie hier schon die ersten Spitzen austauschen, was passiert denn dann erst auf und neben dem Platz?
Dilling: Ich hoffe, dass es bei den Fans nicht zu Ausschreitungen kommt. Aber ansonsten bin ich fest davon überzeugt, dass London schwarz-gelb sein wird – so wie das 2012 beim Pokal-Finale auch schon Berlin war.
Keinath: Also von Sonntag an wird die Insel ganz klar rot sein, und alle Engländer werden glühende Bayern-Fans. Weil es fußballerisch ein richtig klasse Spiel mit dem richtigen Sieger geben wird.

Jürgen Klopp sieht das anders. Er sagt, die Bayern seien wie der Bösewicht bei James Bond. Korrekt, Dr. No?
Keinath: Deshalb sage ich doch: Erst am Sonntag ist die Insel rot!

Probieren wir einen versöhnlichen Abschluss? Herr Dilling, wenn Bayern gewinnt . . .
Dilling: Das wäre schlecht!

Und Herr Keinath, würden Sie dem BVB den Gewinn des Henkelpotts gönnen?
Keinath: Nein, das geht natürlich gar nicht! Wir sind zwei Jahre lang gepiesackt worden. Jetzt räumen wir ab. Wir waren unter Louis van Gaal ganz dicht am Triple, dieses Jahr sind wir ganz dicht am Triple . . .
Dilling (spitzbübisch): Vergangenes Jahr hattet ihr doch das Bayern-Triple – dreimal Zweiter.
Keinath (lacht): Da hatten wir schon Angst, dass man uns auch Vizekusen nennt. Nein, dieses Jahr ist der Sieg einfach Pflicht. Rot wird dominieren!