Steffen Bilger ist der Verkehrsexperte der Unionsfraktion im Bundestag. Foto: factum/Bach

Der Ludwigsburger CDU-Abgeordnete Steffen Bilger spricht im Interview über das S-Bahn-Chaos, den B-27-Tunnel in Ludwigsburg, Stuttgart 21 und weitere Verkehrsprojekte der Region.

Ludwigsburg – - Der Ludwigsburger Steffen Bilger ist mit 37 Jahren schon Verkehrsexperte und Chef der Jungen Gruppe der Unionsfraktion. Er bedauert, dass Ludwigsburg beim Testfeld Autonomes Fahren nicht zum Zug gekommen ist. Bei den drängenden Verkehrsfragen im Kreis und in der Region hat der CDU-Mann allerdings keine schnellen Lösungen.
Herr Bilger, diese Woche herrschte wieder S-Bahn-Chaos in der Region. Haben die ständigen Ausfälle strukturelle Ursachen?
Die Schienen-Infrastruktur wurde genauso vernachlässigt wie die Straßen-Infrastruktur. Daher bin ich froh, dass der Bundestag beschlossen hat, in den nächsten fünf Jahren 25 Milliarden Euro ins Schienennetz zu investieren. Das bedeutet aber auch, dass viele Baustellen entstehen werden.
Die Stuttgart-21-Planungen wurden ausführlich und transparent diskutiert und einem Stresstest unterworfen. Wir müssen dennoch die Gäubahntrasse im Bundesverkehrswegeplan besser verankern.
Sehen Sie einen Endpunkt für die ständig steigenden Kosten bei Stuttgart 21?
Es gibt einen Kostenrahmen, ich gehe davon aus, dass dieser eingehalten wird und kenne keine Fakten, die etwas anderes belegen würden. Jetzt sollten alle Beteiligten ihren Teil zur Einhaltung des Kostenrahmens beitragen. Sollte es doch teurer werden, muss eine Lösung gefunden werden.
Warum hat sich Ludwigsburg aus Ihrer Sicht beim Testfeld Autonomes Fahren nicht gegen Karlsruhe durchgesetzt?
Ludwigsburg hat eine sehr gute Bewerbung abgeliefert, aber gegen den starken universitären Hintergrund Karlsruhes hatten wir es doch schwer. Ich habe die Bewerbung in Abstimmung mit OB Werner Spec unterstützt und bin froh, dass die Stadt trotzdem am landesweiten Testfeld Autonomes Fahren beteiligt wird. Etwas mehr Unterstützung hätte von der Stadt Stuttgart kommen können.
Sehen Sie für einen B-27-Tunnel in Ludwigsburg noch Realisierungschancen?
Derzeit wird so viel Geld für Bundesstraßen ausgegeben wie seit der Einheit nicht mehr. Dabei geht es allerdings um Projekte, die den Verkehrsfluss verbessern. Trotzdem sollten wir das Ziel eines B-27-Tunnels weiter verfolgen. Es wäre nicht seriös, Hoffnungen auf zeitnahe Realisierung zu wecken.
Der Streit um eine Stadtbahn nach und durch Ludwigsburg wird seit Jahren geführt, was ist Ihre Meinung dazu?
Als Bundestagsabgeordneter respektiere ich jede kommunale Entscheidung. Wenn eine Entscheidung vorliegen sollte, werde ich mich darum kümmern, dass Fördermittel bereitstehen. Die Finanzierungsperspektive bei Land und Bund ist gut. Ich habe für eine Stadtbahn viele Sympathien, aber ich sehe auch, dass sie Einschnitte bringt.
Ist der Nordostring noch realistisch, angesichts des Widerstandes einiger Kommunen?
Der Verkehr in der Region wird immer stärker, wir müssen dafür Lösungen finden. Ohne Neubau geht es nicht, das haben inzwischen auch die Grünen anerkennen müssen. Deswegen setze ich mich weiterhin für den Nordostring ein. Es sollte allerdings die Initiative wieder aufgegriffen werden, bei der alle beteiligten Kommunen an einen Tisch gekommen sind.
Gilt das auch für einen zweiten Autobahn-Anschluss für Ditzingen?
Auch hier benötigen wir eine Verständigung. Keine Frage: durch große Firmen wie Thales und Trumpf nimmt der Verkehr zu. Es gibt bereits Gespräche zwischen Gerlingen und Ditzingen. Eine Einigung der Kommunen ist die erste Voraussetzung für eine Lösung der Verkehrsprobleme.