Peter Hauk, Thomas Strobl oder Guido Wolf? Wer von den dreien die CDU in die Landtagswahl führt, sollen die Mitglieder entscheiden. Doch zuvor rangeln die Bewerber untereinander.
Peter Hauk, Thomas Strobl oder Guido Wolf? Wer von den dreien die CDU in die Landtagswahl führt, sollen die Mitglieder entscheiden. Doch zuvor rangeln die Bewerber untereinander.
Stuttgart - Für diesen Samstag hat sich die Landes-CDU einiges vorgenommen. Auf ihrem Parteitag in Donaueschingen wollen die Delegierten das Kommunalwahlprogramm verabschieden, europapolitische Thesen diskutieren, die Parteisatzung ändern, dem Bundesfinanzminister lauschen und nebenbei noch Anträge beraten – von der Sterbehilfe bis zur Katzen-Kastrationsverordnung ist alles dabei.
Was die Christdemokraten zwischen Wertheim und Konstanz aber am meisten umtreibt, kommt nur auf den Fluren zur Sprache: Wer führt sie in die Landtagswahl 2016? Bisher hat lediglich Parteichef Thomas Strobl Anspruch angemeldet. Ob sich auch Fraktionschef Peter Hauk oder Landtagpräsident Guido Wolf (oder beide) dem Mitgliedervotum stellen, ist noch offen. Das hängt nicht zuletzt vom Ausgang der Wahl zum CDU-Fraktionsvorsitz am 8. April ab – dadurch erhält die Sache Dynamik.
Wolf steht nämlich erheblich unter Erwartungsdruck. Wolle er wirklich Spitzenkandidat werden, so müsse er zeigen, dass er den politischen Nahkampf gegen Grün-Rot beherrscht, sagen ihm selbst freundlich gesonnene Kollegen. Die weniger freundlichen malen kräftig am Bild eines harmlosen Frühstücksdirektors, der gern in der Sänfte zur Macht getragen würde, sich aber keinesfalls bis dorthin durchkämpfen will.
Doch Wolf zögert mit der Kandidatur, zumal das Kräfteverhältnis in der Fraktion nicht eindeutig ist. Zwar bekundete er jüngst in einem Interview, er sei noch nicht an seinem Lebensziel angekommen, ließ aber offen, wo sich dies befindet.
Nach einem Jahr abtreten? Kommt für Hauk nicht in Frage
Einstweilen kam man in seinem Umfeld auf die Idee, Hauk könnte den Fraktionsvorsitz ja zunächst behalten, aber in einem Jahr an Wolf übergeben – falls dieser die Mitgliederbefragung gegen Strobl gewinnt. Die Überlegung dabei ist, dass es einem Landtagspräsidenten nicht geziemt, Wahlkampf zu machen, denn der muss überparteilich auftreten.
Hauk jedoch hält dies für eine Zumutung, zumal er es war, der Wolf als Landtagspräsident durchgeboxt hatte. Er lässt sich auch nicht von der vagen Versprechung locken, er dürfe sich im Fall des Wahlsiegs ein Ministeramt aussuchen. Minister war er ja schon, und die Schmach, ein Jahr lang Fraktionschef auf Abruf zu sein, erscheint ihm dann doch zu groß.
Mit dem Verzicht auf die Spitzenkandidatur könnte sich Hauk zwar abfinden, zumal auch Wohlmeinende auf ihn einreden, der landesväterlich auftretende Wolf sei wohl der bessere Herausforderer des landesväterlichen Winfried Kretschmann. Den Verlust des Fraktionsamts akzeptiert er aber nicht.
Stattdessen schlägt er vor, Wolf eine „herausragende Position“ in der Fraktion zu gewähren, falls dieser die Mitgliederbefragung gewinnt. Hinterbänkler müsse dieser nicht werden. Den organisatorischen Unterbau für den Wahlkampf müsse ohnehin die Partei liefern, darauf achte schon der Rechnungshof. Ansonsten setzt Hauk aber wohl alles auf eine Karte und macht seine Entscheidung, ob er sich als Spitzenkandidat bewirbt, vom Ergebnis am 8. April abhängig. Bleibt er alleiniger Kandidat und stehen zwei Drittel der Fraktion hinter ihm, werde er antreten, so heißt es aus seinem Umfeld.
Dass er ein solches Ergebnis erreicht, glaubt allerdings niemand. Die einen sind enttäuscht, dass er die Rolle des Oppositionsführers allzu oft seinem FDP-Kollegen Hans-Ulrich Rülke überlassen muss. Andere schütteln den Kopf über verbale Ausfälle gegen die Grünen („Gesinnungsterror“). Selbst sein enger Freund, der frühere Regierungschef Günther Oettinger, scheint Hauks Qualitäten als Alphatier anzuzweifeln: Der EU-Kommissar gilt in der Frage der Spitzenkandidatur als Strobl-Mann.
Eine Kampfabstimmung wollen alle vermeiden
Im Verein mit diesem versucht Oettinger derzeit zwischen Hauk und Wolf zu vermitteln. Denn eine Kampfabstimmung wollen eigentlich alle vermeiden – aus der Angst heraus, dass wieder Wunden wie zu Zeiten von Erwin Teufel entstehen. Außerdem kratzt Streit am derzeit aufpolierten Bild der CDU in der Öffentlichkeit. „Wir können uns bis 2016 nur noch selbst ein Bein stellen“, meint ein Kreisvorsitzender.
Wie ein solch wundersamer Kompromiss aussehen könnte, weiß derzeit aber noch niemand. Vielleicht könne Wolf doch Landtagspräsident und Spitzenkandidat zugleich sein, räsonieren manche und verweisen vorwurfsvoll auf den SPD-Spitzenkandidaten zur Europawahl, Martin Schulz, der zugleich EU-Parlamentspräsident ist. Wieder andere meinen, ein Spitzenkandidat müsse ohnehin Parteivorsitzender sein und aus dieser Position heraus Wahlkampf machen.
Doch dieser Posten ist bereits besetzt mit Thomas Strobl. Dessen Balanceakt besteht darin, sich einerseits in dem Streit neutral zu verhalten und die CDU erfolgreich durch die Kommunalwahl zu führen, andererseits aber das eigene Punktekonto nicht zu vernachlässigen. Das ist nicht einfach, denn als Bundestagsabgeordneter wird er von Landespolitikern kritisch beäugt. Manche stören sich auch an seinem Sprachduktus, der bisweilen sehr dem seines Schwiegervaters Wolfgang Schäuble ähnelt.
Doch Strobl hat in der CDU starke Bataillone. An der Basis jedenfalls kann er mit dem Pfund seiner bundespolitischen Erfahrung wuchern. Ob es für die Mehrheit reicht, ist aber noch lange nicht ausgemacht.