Der CDU-Landesvorsitzende Thoma Strobl argwöhnt, die Regierung wolle die Gymnasien abschaffen. Foto: dpa

Der baden-württembergische CDU-Vorsitzende Thomas Strobl hat mit ungewöhnlich scharfer Kritik auf die aktuelle Bildungspolitik der grün-roten Landesregierung reagiert. Er wirft ihr vor, Gemeinschaftsschulen zu bevorzugen und fordert ein Bekenntnis von Kretschmann zur Zukunft der Gymnasien.


Stuttgart – Der CDU-Landesvorsitzende Thoma Strobl wirft der Regierung vor, Gemeinschaftsschulen zu bevorzugen.

Führen Sie einen Kulturkampf, Herr Strobl?
Nein!

Das sagt die Landtags-SPD . . .
Absurd. Die Bildungspolitik ist das zentrale Feld der Landespolitik. Dass Regierung und Opposition um den richtigen Weg ringen, ist das Normalste der Welt. Der Rücktritt der Kultusministerin zeigt ja, dass es bei der Bildung nicht zum Besten bestellt ist. Die Regierung versagt auf ganzer Linie.

Was ist Ihr Hauptkritikpunkt?
Grün-Rot hat kein Geld und kein Herz für die Grund- und Hauptschulen, nicht für die Realschulen, nicht für die Werkrealschulen und auch nicht für die berufliche Bildung. Stattdessen trägt die Regierung wie eine Monstranz die Einheitsschule vor sich her, die man Gemeinschaftsschule nennt. Dafür ist ihr kein Euro zu schade.

Der neue Kultusminister Andreas Stoch sagt, die Gemeinschaftsschule stelle nur ein Angebot dar .
Wenn sich die gesamte Kultuspolitik aber nur noch auf dieses Angebot fokussiert und man alles andere den Bach hinuntergehen lässt, dann ist das für unser Bildungsangebot verheerend.

Die Lehrergewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert, Kinder mit Gymnasialempfehlung müssten an Gemeinschaftsschulen vergleichbare Angebote wie an Gymnasien haben – etwa bei den Fremdsprachen. Was haben Sie dagegen?
Die GEW-Vorsitzende Moritz hat die Katze aus dem Sack gelassen, und der Kultusminister steht schweigend daneben und grinst. Mit ihrer Ankündigung, dass das Zwei-Säulen-Modell aus Gemeinschaftsschule und Gymnasium nur eine Übergangslösung sei, ist völlig klar, um was es geht – das Gymnasium zu schleifen und abzuschaffen. Die Maske ist gefallen. Ich erwarte jetzt ein klares Bekenntnis des Ministerpräsidenten für unsere hervorragenden Gymnasien. Sie sind ein zentrales Element der Bildungslandschaft und genießen höchstes Ansehen.

Die GEW beziffert den Übergangszeitraum auf 20 bis 30 Jahre.
Was ist das für ein Signal für die Gymnasien? Wenn man Lehrern und Schülern sagt, ihr interessiert uns überhaupt nicht mehr, wir werden euch langsam vor die Hunde gehen lassen, dann halte ich das für eine Katastrophe. Die CDU wird alles tun, um die Abschaffung der Gymnasien zu verhindern.

Bei Amtseinführung sagte Stoch, alle Schularten sollten sich weiterentwickeln können . . .
Sein dröhnendes Schweigen, nachdem die GEW den Minenhund gespielt hat, spricht doch Bände. Jeder, der zwei und zwei zusammenzählen kann, weiß, was in Wahrheit dahintersteckt: das Ende des Gymnasiums.

Wie steht die Landes-CDU zur Gemeinschaftsschule?
Ach wissen Sie, das Problem ist gar nicht so sehr, wenn es in diesem Land einige Dutzend Gemeinschaftsschulen gibt. Was uns gewaltig stört, ist der Umstand, dass die gesamte übrige Bildungslandschaft total vernachlässigt wird. Um ein guter Lehrer zu sein, muss man auch eine gute Motivation haben. Diese Motivation hat die grün-rote Landesregierung in weiten Teilen zerstört.

Die CDU habe keine Antwort als ein Weiter-so, kritisieren umgekehrt die Grünen. Was haben Sie anzubieten?
Natürlich muss sich Bildungspolitik weiterentwickeln. So brauchen wir beispielsweise bei der Ganztagsbetreuung im Grundschulbereich ein verlässliches Angebot. Das ist eine riesige finanzielle Herausforderung. Hier wollen wir gemeinsam mit der Landesregierung eine Lösung finden.

Der Kultusminister will dieses Jahr weniger Stellen einsparen als die vereinbarten 1000. Im Staatsministerium stößt das auf Missfallen. Wie viele Stellen würden Sie einsparen?
Für uns hat im Grundsatz immer gegolten, dass wir überall sparen außer an der Bildung.

Wie soll das gehen?
Wenn ich sehe, dass dem Land ein Milliardenbetrag flötengeht, weil Grün-Rot sich beim Steuerabkommen mit der Schweiz unter die Knute von Frau Kraft in Düsseldorf begibt, dann ist das ein gutes Beispiel dafür, wie die Regierung Geld verplempert.