Mit solchen Tafeln erhält Guido Wolf Unterstützung Foto: dpa

Biberach - Wolferwartungsland – wenn diese Floskel irgendwo Berechtigung hat im parteiinternen Rennen um die CDU-Spitzenkandidatur, dann in Oberschwaben.

Biberach - Wolferwartungsland – wenn diese Floskel irgendwo Berechtigung hat im parteiinternen Rennen um die CDU-Spitzenkandidatur, dann in Oberschwaben. Dann in Biberach, wo sich Guido Wolf und Thomas Strobl am Donnerstagabend das fünfte von sechs Rededuellen liefern. Wenige Kilometer entfernt, in Weingarten, ist Wolf geboren. Und so scheint er nicht wenige der 700 Gäste, deren Hände er in der Stadthalle schüttelt, persönlich zu kennen. Ein klassisches Heimspiel.

Die lieben Oberschwaben

Wolf darf anfangen, und als erstes verbeugt er sich verbal vor seiner Heimatregion. CDU-Kernland sei sie, heimatverbunden, traditionsbewusst. „Liebe Oberschwaben“, sagt er. Und dann bricht er einige landespolitischen Großthemen geschickt auf Südwürttemberg herunter. Auf die Idee müsse man erst einmal kommen, diese Region bei der Polizeireform dem neuen Präsidium Konstanz zuzuschlagen, ruft er – und ein unbeschreiblicher Jubel bricht los. Ja, hier im Saal warten viele auf den Wolf.

Die leidige Südbahn

Wer hier redet und Applaus ernten will, muss natürlich die Seele der Landwirte streicheln. Und er muss die Südbahn erwähnen, jene Zugverbindung zwischen Ulm und Friedrichshafen, die seit Jahrzehnten elektrifiziert werden soll. Fast so lange schieben sich die Parteien schon gegenseitig den schwarzen Peter zu: „Damit muss Schluss sein!“, donnert Wolf in den Saal, ohne zu erwähnen, dass ja ausgerechnet das unionsgeführte Bundesverkehrsministerium kürzlich gefordert hat, man müsse die Wirtschaftlichkeit des Südbahn-Projekts noch einmal überdenken. So etwas will man hier nicht hören, und Wolf weiß das. „Guido, Guido“, rufen Hunderte.

Strobl und die Herzkammer

Nun ja, so oder ähnlich haben es sich Thomas Strobls Leute vorgestellt. Biberach, das ist kein Strobl-Erwartungsland, das weiß der Bundestagsabgeordnete aus Heilbronn. Und doch verneigt auch er sich vor der „Herzkammer der CDU Baden-Württembergs“. Die Zeiten, da die Christdemokraten hier Wahlergebnisse von mehr als 60 Prozent in die Scheuer fuhren, sind zwar vorbei, doch noch immer holen Landtags- und Bundestagskandidaten hier absolute Mehrheiten. „Hier schlägt das Herz nicht links, sondern am rechten Fleck“, ruft er. Es folgt artiger Beifall. Schließlich hat gerade der Landesvorsitzende geredet. Aber Begeisterung klingt anders.

Strobl und der Kopf

Vielleicht liegt es auch daran, dass Strobl eher den Kopf als das Gefühl der Zuhörer anspricht. Bildung, innere Sicherheit, Verkehr. Er neigt zum Dozieren, gibt den Strategen, durchaus mit Leidenschaft, aber irgendwie zündet der Funke nicht. Noch am meisten dann, wenn er gegen Grün-Rot vom Leder zieht. „Ich werde für Eure Interessen kämpfen“, ruft er.

Wolf rudert zurück

In der Fragerunde unterscheiden sich die Duellanten kaum. Jetzt gilt es zu argumentieren, und beide tun das routiniert. Werden Sie im Land bleiben, wenn Sie nicht Ministerpräsident werden?, will man von Strobl wissen. Er verspricht das. Wolf wiederum legt dar, wie er sich die Bildungspolitik vorstellt – und rudert von früheren Positionen zurück. Nein, man könne nicht alles über Nacht zurückdrehen, betont er. Aber man müsse umsteuern.

Die ominösen Mails

Strobl wird angegangen, weil seine Landesgeschäftsstelle kürzlich den Parteimitgliedern das Ergebnis einer Meinungsumfrage von SWR und „Stuttgarter Zeitung“ gemailt hat. Eine Umfrage, die unter anderem ergibt, dass Strobl im internen Rennen vorne liegt. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Strobl rechtfertigt sich damit, dass man solche Infos im Landesvorstand vereinbart habe. Es gibt keine Nachfragen, dafür aber Lob und den Dank eines Gastes für den insgesamt fairen Wahlkampf.

Biberach und die Parität

Eigentlich ist Biberach ja eine Stadt der Kompromisse. Die Stadtpfarrkirche St. Martin zum Beispiel wird seit alters her von Katholiken und Protestanten gemeinsam genutzt. Simultankirche nennt man so etwas. Eigentlich wie geschaffen für den Katholiken Wolf und den Protestanten Strobl. Doch in der Kandidatenfrage gibt es kein Sowohl-als-auch.