1000 Menschen in Stuttgart sind von harten Drogen abhängig Foto: dpa

Ein Kooperationsprojekt soll Drogenabhängigen und Hepatitis-C-Erkrankten eine Stütze sein. Finanziert wird es durch einen Pharmakonzern, der nicht ganz uneigennützig handelt.

Stuttgart - Der Konsum von harten Drogen bringt meist zahlreiche Probleme für die Betroffenen mit sich. Im Kampf gegen die Sucht kommt nun Unterstützung für die Caritas von unerwarteter Seite: Der Pharmakonzern AbbVie will im Rahmen des Gemeinschaftsprojekts „Plus“ zwei neue Stellen bei der Caritas-Suchtberatung schaffen sowie weitere finanzielle Mittel zur Verfügung stellen. Dabei soll insbesondere die häufig durch Spritzen verbreitete Krankheit Hepatitis C bekämpft werden. Das ist nicht ganz uneigennützig, denn die Kranken sind für den Pharmakonzern auch als zukünftige Kunden interessant.

Die Träger des Projekts, das die Lebensqualität von Suchtkranken verbessern soll, haben „Plus“ am Dienstag im Geno-Haus Stuttgart vorgestellt. Am Aktionsbündnis beteiligt sind der Caritasverband Stuttgart, das Pharmaunternehmen AbbVie sowie die Patientenorganisation Deutsche Leberhilfe. Die Schirmherrschaft über das Projekt hat die Stuttgarter Bundestagsabgeordnete Karin Maag (CDU) übernommen.

Etwa 1000 schwer drogenabhängige Menschen leben in Stuttgart. Viele von ihnen haben sich mit der Infektionskrankheit Hepatitis C angesteckt, die durch verunreinigte Spritzen übertragen wird, mit denen beispielsweise Heroin verabreicht wird. „Fast 90 Prozent derer, die den Virus haben, kommen aus der Drogenszene“, sagt Maag, die Mitglied des Gesundheitsausschusses im Bundestag ist.

Auch Klaus Obert, Leiter der sucht- und sozialpsychiatrischen Hilfen der Caritas Stuttgart sieht im Aktionsbündnis „Plus“ einen Fortschritt für die bereits bestehende Stuttgarter Infrastruktur in Sachen Suchtberatung. „Substitutionspatienten haben häufig mehrere Jahre harten Lebens hinter sich und sind einer Vielzahl von Problemen ausgesetzt“, sagt er.

Das hat auch Christoph Hagenlocher bei seinen Besuchen bei der Caritas gelernt. Er ist bei AbbVie für strategische Gesundheitsinitiativen zuständig und sieht sich nicht nur aus moralischen Gründen zur Hilfe verpflichtet: „Viele Drogensüchtige, die an Hepatitis C erkrankt sind, stellen eine ärztliche Behandlung ihren anderen Problemen hinten an.“ Damit fallen die Betroffenen als Kunden des Pharmakonzerns weg.

Einige „Plus“-Projekte haben bereits stattgefunden. So haben Betroffene in einer Kunstwerkstatt gearbeitet oder Motivationsschulungen besuchen können.