Auf dem Cannstatter Volksfest hat die Polizei mehr Sexualdelikte registriert. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Wenn in bierseliger Stimmung Wasen-Besucherinnen angemacht und sexuell belästigt werden, ist das bisher eher selten angezeigt worden. Beim diesjährigen Volksfest war das anders.

Stuttgart - Von zwei Anzeigen auf 22: Noch nie sind so viele Sexualdelikte auf dem Cannstatter Wasen während des Volksfests angezeigt worden. „In der Vergangenheit lagen diese Zahlen stets im einstelligen Bereich“, sagt Polizeisprecher Jens Lauer. Die Stuttgarter Polizei vermutet, dass nicht etwa die Sextäter verstärkt aufgetreten sind – sondern dass bei den Opfern nach den Vorfällen in der Silvesternacht in Köln und Stuttgart die Anzeigebereitschaft deutlich gestiegen ist.

Freilich waren es im Gegensatz zur Silvesternacht nicht marodierende Gruppen arabischer Flüchtlinge, die auf dem Wasen auffällig geworden sind. Die ermittelten Tatverdächtigen seien überwiegend Deutsche, so die Feststellung der Polizei. Andere Beschuldigte hätten einen serbischen, bulgarischen, schweizerischen oder gar australischen Pass. „Das meiste passierte im Bierzelt, wo alkoholisierte Besucher Frauen unter den Rock griffen oder auf andere Weise belästigten“, so Lauer. Das Wenigste sei auf dem Platz selbst passiert.

Diesmal keine Vergewaltigung wie 2015

Sexuelle Belästigung ist nicht nur reine Männersache. Der Polizei liegt auch eine Anzeige vor, bei der einem 16-Jährigen von einer Täterin auf den Hintern geschlagen wurde. Die Englisch sprechende Frau konnte nicht ermittelt werden.

Ebenfalls unbekannt ist der etwa 25 bis 30 Jahre alte Täter, der sich auf dem Wasenparkplatz vor einer 34-jährigen Frau entblößte, die in ihrem Auto saß und einen Bekannten abholen wollte. Dafür wurden im Umfeld zwei Exhibitionisten im Alter von 52 und 54 Jahren dingfest gemacht. Schwere Delikte blieben im Jahr 2016 jedoch aus. Im vergangenen Jahr war eine 18-Jährige vergewaltigt worden.