Roland Schmid am Quelltopf der Mombachs in der Neckarvorstadt Foto: Sibylle Schwenk

Die Mombachquelle ist der einzige noch vorhandene natürliche Quelltopf in ganz Stuttgart und bietet ein Farbenschauspiel von tiefem Türkis über sattes Grün bis zu bläulich schimmernden Stellen. Doch die Naturschönheit liegt etwas versteckt.

Bad Cannstatt - Das Naturschauspiel hat sich gut versteckt. Nicht von jedem scheint sich die Mombachquelle in die Karten gucken lassen zu wollen – und schon gar nicht in die Seele ihres Ursprungs. Man muss schon um die Ecke des Gebäudes des Cannstatter Schwimmvereins und durch einen wenig ansehnlichen Metallzaun schauen, um das Phänomen der Quelle beobachten zu können.

„Die Mombachquelle ist der einzige noch vorhandene natürliche Quelltopf in ganz Stuttgart“, erzählt der Heimatkenner Roland Schmid. Ein Farbenschauspiel von tiefem Türkis über sattes Grün bis zu bläulich schimmernden Stellen bietet die Mineralquelle. Ganz natürlich liegt sie da, Luftbläschen zaubern eine Idylle. Die Luftbläschen steigen auf, weil sich das Wasser des Quelltopfs unterhalb des Grundwasserspiegels befindet. So entsteht ein hydraulisches Potenzial, das dieses Quellwasser aufsteigen lässt. Deshalb scheint der Quellsee sehr lebendig und ständig in Bewegung; dennoch strahlt er eine wohltuende Ruhe aus. Und das inmitten von Gebäuden. „Die Neckarvorstadt ist ein sehr alter Stadtteil, wo viel Industrialisierung stattgefunden hat“, sagt Roland Schmid. Früher sei hier ein Industriegebiet gewesen. Vielleicht deshalb hat es die Mombachquelle nie zu gleichem Ruhm wie ihre berühmten Kollegen – etwa der Ulmer Blautopf – gebracht.

Kohlensäure und wertvolle Mineralien

Dennoch wartet die Mombachquelle mit ihren eigenen Besonderheiten auf, und schon 1736 zeigte sich der „hochfürstliche Leibmedicus“ Georg Friedrich Gmelin (1679-1745) in seiner kurzen, aber gründlichen Beschreibung aller in Württemberg bekannten Sauerbrunnen und Bäder, zu denen auch die Mombachquelle gehört, beeindruckt: „Das Kantstatter Sauerwasser enthält sehr volatilische (d.h. flüchtige) wie auch weniger fixe, sowohl saure, als auch mehr alcalische Salz-Geister nebst einem gemeinen Kochsalz.“

Dass das Cannstatter Wasser voll von wertvollen Mineralien und Kohlensäure ist, hängt mit den Gesteinsschichten zusammen, aus denen es dringt. Wegen des artesischen Überdrucks im Oberen Muschelkalk kann Mineralwasser aus den tieferen Gesteinsschichten bis in die Neckartalaue und in den Neckar aufsteigen. „Deshalb gab es hier schon immer solche Quellen“, sagt Roland Schmid. Doch abgesehen von der Mombachquelle, die als Quellbruch im natürlichen Zustand zu erleben ist, sieht man von den anderen Quellen nichts mehr. Sie wurden überbaut und sind unter der Stadt verborgen.

Versteckte Naturschönheit

Mit einer Schüttung von 40 Litern pro Sekunde ist die Mombachquelle als Wasserspender nach wie vor nicht zu verachten. Das Wasser hat eine konstante Temperatur von 13 Grad im Quelltopf, der selbst etwa einen halben Meter Tiefe aufweist. Der Mombach bahnt sich den Weg in natürlichem Verlauf mit all seinen Mäandern vor in Richtung Neckar. Ein kleiner Park säumt den kurzen Mombach bis hin zum Ufer seines großen Bruders. „Eine ganz natürliche, herrliche Situation“, sagt Roland Schmid und schöpft mit beiden Händen einen Schluck aus der Mombachquelle. Das lässt sie sich dann schon gefallen, die versteckte Naturschönheit mit ihren Salz-Geistern hinter Gittern.

Buch-Informationen:
Das Buch „Cannstatter Geheimnisse“ hat knapp 200 Seiten, ist durchgehend bebildert und kostet 14,90 Euro. Erhältlich ist das Buch beim im Buchhandel, telefonisch unter 07551 / 63320 oder über die Homepage der Autorinnen http://www.buero-bast.de/shop (portofreier Versand). ISBN: 978-3-9816796-2-5