Von 2017 soll es mehr Leihräder geben, von welchem Anbieter ist offen Foto: Leif Piechowski

Wer in Stuttgart auf einer Kurzstrecke unterwegs ist, aber kein eigenes Fahrrad zur Hand hat, der soll auch nach 2016 weiter Leihräder nutzen können. Die Stadt schreibt das seit 2007 existierende Angebot aus und will von 2017 an mehr Räder im Einsatz sehen.

Stuttgart - Das Leihfahrrad-System Call a Bike hat in Stuttgart seit der Einführung 2007 eine wachsende Nutzerzahl gefunden. 2012 wurden 86 000 Fahrten registriert, 2013 waren es 101 000, und 2014 es im ersten und zweiten Quartal 67 000 (neuere Zahlen liegen nicht vor).

Der Einsatz der silbern und rot lackierten Räder der Bahn-Tochterunternehmens DB Rent wird von der Stadt allerdings auch stark gefördert. Bis 2012 betrug die Finanzspritze 130 900 Euro pro Jahr, 2013 waren es 148 750 Euro, 2014 sogar 276 700 Euro für die 400 konventionellen Leihräder und 100 Pedelecs, also Fahrräder, bei denen ein Elektromotor für zusätzlichen Schwung sorgt. Bisher flossen rund 1,6 Millionen Euro in das System. Der Zuschuss ist nötig, weil mit den konventionellen Rädern in der ersten halben Mietstunde kostenlos gefahren werden kann. „90 Prozent der Kunden nutzen dieses kostenlose Leihangebot für die Räder“, sagt Umweltbürgermeister Matthias Hahn (SPD) am Dienstag im Technikausschuss des Gemeinderates. Das soll auch bei der neuen Ausschreibung so bleiben, damit möglichst viele Bürger in den Sattel finden.

Der Vertrag mit DB Rent endet am 31. Dezember 2016. Das Angebot soll es weiter geben. Entweder mit DB Rent, die in 50 Städten tätig ist und auch in Aachen E-Räder am Start hat, oder einer anderen Firma, die sich im Wettbewerb durchsetzt. Dazu hat der Technikausschuss des Gemeinderates am Dienstag die Grundanforderungen der Ausschreibung diskutiert.

Von 2017 an soll es nicht 500, sondern 750 Räder geben, davon 150 Pedelecs, die normalen Räder sollen ganzjährig in Betrieb sein. Als Ergänzung sollen die Anbieter die bisherige Stationszahl erhöhen und auf alle Stadtbezirke ausweiten. Bisher sind die Außenbezirke Zuffenhausen, Mühlhausen, Sillenbuch, Vaihingen, Möhringen und Degerloch an Call a Bike angeschlossen. Alle 23 Bezirke einzubinden würde die Logistik erheblich fordern, denn die Räder müssen vom Anbieter an die Stationen zurückgebracht werden.

Damit mehr Wettbewerb entsteht soll die Vertragsdauer, wie zunächst von der Verwaltung vorgeschlagen, nicht nur vier, sondern alternativ acht Jahre betragen. „Bei einem Anbieterwechsel wären ordentliche Investitionen nötig, daher sollten es acht Jahre sein“, sagt CDU-Fraktionschef Alexander Kotz. Björn Peterhoff von den Grünen rät dazu, die Bedingungen so zu gestalten, „dass die Zahl der Fahrräder angepasst werden kann“. Martin Körner (SPD) fordert, dass die Mietbikes über Nacht zu günstigeren Konditionen als bisher gebucht werden könne. Man wolle eine Pauschal- statt der Stundenregelung fordern, sagt die Verwaltung.

Heute kostet Call a Bike (nach der halben Stunde) pro Minute acht Cent und maximal 15 Euro am Tag, ein Pedelec ab der erst Minute zwölf Cent und 22,50 Euro am Tag.

Wichtig sei, das Angebot auf die Region ausdehnen zu können und die vom Verkehrsverbund bald eingeführte Polygo-Karte zur Abrechnung zu nutzen, fordert Christoph Ozasek (SÖS/Linke-plus). Die regionale Komponente soll als Ergänzung in die Ausschreibung, Polygo ist vorgesehen. Nicht vorgesehen sei, den städtischen Beitrag durch großflächige Werbung zu minimieren. „Die Stadt ist mit Werbung zu, Sie finden keine Standorte mehr“, sagt Hahn. Der Anbieter solle nur an den Stelen der Leihstationen und den Rädern selbst Werbebotschaften anbringen dürfen, sagt Alexander Kotz. In anderen Städten, so Michael Münter von der Stabsstelle des OB, finanzierten sich solche Leihsystem teils durch Werbung.

Keine Chance sehen Hahn und Münter für den Wunsch der Mitte-Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle (Grüne), künftig auch Lastenfahrräder zur Leihe anzubieten. Dafür fehlte Abstellfläche an den Stationen, sagt Hahn. Er kenne gar kein Unternehmen, das derartige Leihräder anbiete, sagt Münter.