Jürgen Deiß möchte mehr sein als der Busfahrer. Das ist ihm gelungen. Foto: Sägesser

Eine Serie erzählt von bekannten Gesichtern. Heute: Der Busfahrer Jürgen Deiß. Der gelernte Bäcker und anschließender Gaststättenbesitzer ist glücklich mit seiner Umschulung zum Busfahrer.

Sillenbuch - Eine Runde des 66er-Busses durch Sillenbuch dauert 17 Minuten. In der Frühschicht fahre ich die Strecke 24-mal, in der Spätschicht 22-mal. Das geht schon seit fast 17 Jahren so. Langweilig wird mir dabei überhaupt nicht, ich will nur diese Route fahren. Auf einer anderen Strecke wäre ich nur der Busfahrer. Hier in Sillenbuch gehöre ich dazu.

Leberkäsweckle als kleine Aufmerksamkeit

Ich mag den persönlichen Kontakt zu den Leuten. Wenn jemand seinen Geldbeutel vergessen hat, leih ich ihm halt was, damit er seine Einkäufe besorgen kann. Ich habe eine Telefonliste von ein paar älteren Frauen. Wenn eine von ihnen eine Weile nicht mitgefahren ist, kann ich anrufen. Wenn eine im Krankenhaus ist, ruft sie mich an und fragt, was im Bus passiert ist. Frau Buck bringt mir immer Leberkäsweckle mit, Frau Klein hat mir neulich Nektarinen und Pfirsiche geschenkt, die waren echt lecker. Um Weihnachten und Ostern herum häufen sich die Geschenke meiner Fahrgäste natürlich. Das sind die Dinge, die meine Linie ausmachen.

Weil es mir in Sillenbuch so gut gefällt, fahre ich jeden Tag gern von Welzheim nach Stuttgart. Das sind 35 Minuten für einen Weg – bei optimaler Verkehrslage. Ich fahre einfach gern Auto. Man bewegt was. Als Busfahrer bin ich dafür verantwortlich, dass die Leute pünktlich ans Ziel kommen. Bevor ich Busfahrer geworden bin, bin ich Lastwagen gefahren. Ich bin allerdings gelernter Bäcker, den Beruf habe ich wegen der Arbeitszeiten nur kurz ausgeübt. Anschließend habe ich für etwa vier Jahre eine Gaststätte betrieben. Weil die sich aber leider nicht gehalten hat, habe ich umgeschult. Zum Glück, muss ich heute sagen. Denn ansonsten wäre ich nie zu meinem 66er-Bus gekommen.