Im Lauf der Jahre hat Branko Zajec mehr als 30 Auszeichnungen erhalten. Foto: Annina Baur

Busfahrer mit Leib und Seele: Branko Zajec liebte seinen Beruf. Das spürten auch die Fahrgäste. Sie brachten ihm im Lauf seines Berufslebens die tollsten Geschenke mit in den Bus.

Bad Canstatt - Der Esstisch reicht kaum aus, um alle Urkunden und Medaillen darauf auszubreiten, die Branko Zajec in seinem Leben verliehen bekommen hat. Und dabei ist es ein Esstisch, an dem locker vier bis sechs Personen speisen können, ohne sich in die Quere zu kommen. Die Auszeichnungen stammen vom Land Baden-Württemberg, der Industrie- und Handelskammer (IHK) und dem Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmer (WBO). Sie würdigen Zajec für sicheres, unfallfreies und energiesparendes Fahren als Busfahrer. 42 Jahre lang saß der Cannstatter bis zu seiner Pensionierung im vergangenen Jahr für das Busunternehmern Knisel am Steuer. Mit der jüngsten Ehrung im Januar kamen viele schöne Erinnerungen hoch – denn Branko Zajec war Busfahrer mit Herz und Seele. „Ich vermisse meinen Beruf“, sagt der gebürtige Kroate heute.

Dabei kam er ganz unverhofft hinters Steuer der Straßenriesen: Nachdem der gelernte Automechaniker seine Arbeitsstelle im Stuttgarter Osten verlor, weil der Betrieb Konkurs anmelden musste, widmete er sich dem Deutschlernen. In seinem Kurs begegnete er einem Mitarbeiter des Unternehmens Knisel, der ihn einfach zu seiner Arbeitsstelle mitnahm. Dem Chef gefiel der junge Kroate so gut, dass er ihm vorschlug, den Bus-Führerschein zu machen. Ein Kleiner-Jungen-Traum von Zajec, der jedoch Angst hatte, an seinen Sprachkenntnissen zu scheitern. „Doch mein zukünftiger Chef hat mich ermutigt und an mich geglaubt. Ich habe Tag und Nacht gelernt und am Ende die Theorieprüfung fehlerfrei abgeschlossen – fast 80 Prozent aus meinem Kurs sind durchgefallen“, erzählt er. Am 19. März 1074 beginnt er als Busfahrer zu arbeiten. Er kutschiert Reisegruppen an den Bodensee, in die Schweiz und nach Tirol und – noch lieber – fährt er Linie, zum Beispiel zwischen Mühlhausen und Bad Cannstatt, wo ein Knisel-Bus verkehrte, bevor die Stadtbahnlinie U 14 ihren Betrieb aufnahm.

Geschenke für den Lieblingsfahrer

„Ich mochte eigentlich alles an meinem Beruf, besonders aber natürlich die Fahrgäste.“ Wer 42 Jahre lang für dasselbe Unternehmen tätig ist, kennt seine Pappenheimer, hält auch mal ein Schwätzchen mit den täglich wiederkehrenden Fahrgästen und beobachtet, wie aus Kindern Erwachsene werden. Ehrensache, dass man solche alten Bekannten auch verbotenerweise einmal noch ein paar Hundert Meter von der Bushaltestelle entfernt noch reinspringen lässt, wenn sie spät dran sind. Dabei steht Sicherheit für Zajec aber trotzdem immer an erster Stelle: „Den Schulkindern zum Beispiel habe ich mithilfe von Bonbons zur Belohnung beigebracht, dass sie der Reihe nach einsteigen müssen, anstatt zu drängeln und zu schubsen“, erzählt der Familienvater. Die Fahrgäste dankten es ihm: Schokolade, Geld und sogar selbstgebackene Torten bringen sie „ihrem“ Busfahrer mit.

Aus seiner Zeit als Busfahrer hat er auch heute noch viele Kontakte: „Wenn ich durch Bad Cannstatt laufe, treffe ich viele Bekannte.“ Sie sorgen – neben seinen Kindern, die ebenfalls in Stuttgart leben – dafür, dass er sich hier rundum zuhause fühlt – und sich nach jedem Urlaub in der ehemaligen Heimat Kroatien darauf freut, zurück nach Hause nach Bad Cannstatt zu kommen.