Die Busse in der Region Stuttgart, hier in Ludwigsburg, müssen künftig werktags zwischen 6 und 20 Uhr mindestens im 30-Minuten-Takt zu den S-Bahn-Stationen fahren Foto: Andreas Weise/factum

Die Zwischenbilanz zum ÖPNV-Pakt 2025 zeigt, dass der Weg zur Entlastung der vollen S-Bahnen weit ist. Neu ist, wie die vier Landkreise im VVS mehr Pendler mit Bussen zu den S-Bahn-Linien bringen wollen.

Stuttgart - Anfang 2014 haben der Verband Region Stuttgart und die VVS-Landkreise Böblingen, Esslingen, Ludwigsburg und Rems-Murr nicht nur einen Streit darüber beendet, wer eine Vorschrift zur Finanzierung von Buslinien erlassen darf. Sie einigten sich mit dem Land und der Landeshauptstadt auch gleich darauf, bis 2025 ein Fünftel mehr Menschen in öffentliche Verkehrsmittel zu bewegen als heute. Im Vordergrund steht die Entlastung der S-Bahn, die immer unpünktlicher wurde.

Mehr Zubringerbusse

Ein Grund dafür, dass manche S-Bahn proppenvoll ist und die nächste halb leer, ist die Tatsache, dass viele Buslinien außerhalb Stuttgarts Fahrgäste nur zu den S-Bahnen bringen, die im Grundtakt fahren. Zu den Zügen, die eine Viertelstunde später in der Hauptverkehrszeit eine Station verlassen, gelangen Fahrgäste mit diesen Buslinien nicht. Der Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) und die Landkreise analysierten im vergangenen Jahr, wo dies der Fall ist und wo nicht. Das Ergebnis hat der Esslinger Landrat Heinz Eininger (CDU) am Freitag bei einer Pressekonferenz zum ÖPNV-Pakt 2025 im Verkehrsministerium in Stuttgart vorgestellt. Dabei geht es um sogenannte Linienbündel, in denen mehrere Linien für Ausschreibungszwecke zusammengefasst werden. Laut Eininger gibt es 45 Linienbündel, die S-Bahn-Stationen berühren, 21 davon erfüllen die Voraussetzung eines 30-Minuten-Taktes werktags von sechs bis 20 Uhr und eines Stundentaktes abends und am Wochenende. „Bei 24 Linienbündeln gibt es aber Handlungsbedarf“, sagte Eininger. Man rechne mit jährlich rund 80 000 Busfahrten zusätzlich zur S-Bahn. Diese sollen in anstehenden Ausschreibungen nach und nach vergeben werden. Kostenpunkt: rund 2,4 Millionen Euro jährlich. „Damit hoffen wir, eine bessere Verteilung der Fahrgäste in den S-Bahnen über den Tag hinweg zu erreichen“, sagte Eininger. Damit ginge das Aus- und Einsteigen schneller. Doch das Ganze lässt auf sich warten: Die neuen Verträge beginnen erst zwischen Juli 2017 und Ende des Jahres 2019 – erst damit kann das Angebot erweitert werden.

Erste Metropol-Express-Bahnen

Das Land will Regionalzüge von Heilbronn, Schwäbisch Hall, Aalen, Geislingen, Tübingen, Horb und Pforzheim aus auf die Reise nach Stuttgart schicken und sie außerhalb des S-Bahn-Netzes häufig, innerhalb aber nur selten halten lassen. Das soll verhindern, dass weniger Pendler auf die S-Bahn umsteigen. Das Vergabeverfahren läuft bereits, und Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) kündigte an: „Die Ausschreibung hat sich gelohnt, in wenigen Wochen fällt die Entscheidung zu den Stuttgarter Netzen.“ Der Minister rechnet mit einem besseren Angebot zu günstigeren Konditionen als bisher. Der endgültige Plan mit dem Metropolexpress auf allen Linien im 30-Minuten-Takt sei aber nicht vor Fertigstellung von Stuttgart 21 möglich. Davor gibt’s auf sieben Linien teilweise den Stundentakt. Die Expresse startet zwischen Dezember 2016 (Geislingen) und Juni 2020 (Tübingen).

Neues im Schienennetz

Minister Hermann hat eine Expertenkommission eingesetzt, die sich mit der Schieneninfrastruktur und ihrer Zukunft auseinandersetzt. Die Kommission hat einen Katalog mit möglichen Verbesserungen erarbeitet, der von der Elektrifizierung eines Gleises am Bahnhof Feuerbach bis zum kostspieligen Bau zusätzlicher Bahnsteige am Tiefbahnhof des Hauptbahnhofs reicht. Ein Thema dabei ist laut Hermann die Zukunft der Panoramastrecke durch den Stuttgarter Westen. „Da es in Vaihingen einen Regionalbahnhalt geben wird, stellt sich die Frage, ob man eine Verbindung in Richtung Feuerbach schafft“, sagte Hermann. Und: „Ich freue mich, dass wir mittlerweile darüber reden, was passiert, wenn Stuttgart 21 fertig ist“. Als nächstes erteilt die Kommission der Uni Stuttgart den Auftrag, die Einzelpunkte einer wissenschaftlichen Prüfung zu unterziehen und Vorschläge zu erarbeiten.

Mehr Park+Ride

Der Verband Region Stuttgart tüftelt zwar an einem P+R-Angebot aus einem Guss, doch der Stuttgarter OB Fritz Kuhn (Grüne) will „das P+R-System auch kurzfristig optimieren“. Er kündigte an, noch diesen Herbst mit den Bürgermeistern der Region darüber zu reden, ob schon kurzfristig einfache Stellplätze zusätzlich an S-Bahnhöfen angelegt werden könnten.