Das Christbaumfeuer ist eine spektakuläre Angelegenheit. Foto: Gottfried Stoppel

Weihnachtsrecycling: Die Abfallwirtschaftsgesellschaft nutzt die ausrangierten Bäume zur thermischen Verwertung, der Burgstaller Sportverein zum Kinderfest.

Burgstetten -

Als die Flammen prasselnd und funkensprühend gen Himmel zischen reißt Julian reflexartig die Arme nach oben. Auf dem Arm der Mama ist ein Zweijähriger erfahrungsgemäß sicher. Sein vier Jahre älterer Bruder Jannik steht daneben, aber ebenfalls mit weit aufgerissenen Augen und offen stehendem Mund: „Hammer – das ist wie Michels Vulkan beim Silvesterfeuerwerk!“, ruft er.

In Burgstetten wählt man seit drei Jahren eine feurige Variante der Christbaumentsorgung: Auch an diesem Samstag gingen im Ortsteil Burgstall wieder Tannen und Fichten in Flammen auf. Der örtliche Sportverein hatte zum Kinderfest mit anschließendem Baumverbrennen geladen.

Die Jedis holen die Bäume auch ab

Während sich der Nachwuchs zunächst in der Gemeindehalle von der „ultimativen Zauber- und Ballonshow“ von Tilo Schoppe ablenken ließ, hatten die Jedis, eine Truppe im Verein, die sich – daher der Name – jeden Dienstag zu Aktivitäten trifft, alles für das große Feuer hergerichtet. Tage zuvor hatten sich Bürger ihre Bäume von Gunter Rochau und seinen Kollegen sogar bequem daheim abholen lassen können.

Nach Einbruch der Dunkelheit verleibten sich die Flammen den einstigen Wohnzimmerstolz dann auf spektakuläre Art und Weise ein. Es sei auch für ihn als Erwachsener immer wieder faszinierend, wie unterschiedlich die einzelnen Bäume verbrennen, sagt Gunter Rochau, „die einen sind sofort weg, die anderen rußen erst mal nur so vor sich hin“. Für die Kinder, die nicht so mit Feuer aufgewachsen seien wie seine Generation, sei die Aktion deshalb noch eine Nummer aufregender, sagt der Mann, der beruflich Brote backt.

Die konventionelle Art der Christbaumentsorgung ist hingegen schon seit der vergangenen Woche im Gange. Die Abfallwirtschaftsgesellschaft bietet an jeweils einem Tag pro Gemeinde eine kostenlose Abfuhr an, diese ist in der Jahresgrundgebühr enthalten. An diesem Montag sind die Kommunen Murrhardt, Spiegelberg, Sulzbach und die Weinstädter Teilorte Endersbach und Großheppach dran, die Schlusslichter sind die Waiblinger Teilorte Bittenfeld und Hohenacker am 24. Januar.

380 Tonnen Christbäume kommen auf diese Weise laut Auskunft des AWG-Sprechers Manfred Siglinger pro Jahr zusammen, umgerechnet etwa 55 000 Bäume. Auch diese gehen überwiegend in Flammen auf, allerdings verbunden mit einer ökologisch sinnvollen thermischen Verwertung. Die Firma GWV aus Remseck (Landkreis Ludwigsburg) bereite die Nadler in Häckselanlagen zu Biomasse auf, die dann zum Heizen verwendet werde, sagt Siglinger. Für die AWG ist dies auch in finanzieller Hinsicht eine sinnvolle Verwertung, schließlich erhält die Tochtergesellschaft des Rems-Murr-Kreises dafür eine sogenannte Materialvergütung.

Lamettaschmuck ist nicht mehr en vogue

Diejenigen, die ihren Christbaum bis Anfang Februar stehen lassen möchten oder den Abholtermin verpasst haben, können ihn übrigens immer noch kostenlos bei den von der AWG eingerichteten Häcksel- oder Grüngutsammelplätzen der Deponien abgeben. Wie bei der Abfuhr gilt hierbei allerdings auch: nur abgeschmückte Exemplare werden angenommen. Behängte Bäume sind laut Siglinger allerdings schon seit Jahren kein Problem mehr: „Seit der Lamettaschmuck nicht mehr en vogue ist, hat jeder ein eigenes Interesse, seine Kugeln und Sterne wieder für das kommende Jahr aufzuheben.“ Eine einzelne vergessene Christbaumkugel erledigen bei der Abfuhr auch mal die Müllmänner. „Die wird abgenommen und dagelassen, der Baum aber natürlich mitgenommen“, sagt Siglinger.

Und wer nun die Abfuhr verpasst und überdies keine eigene Transportmöglichkeit zur Verfügung hat? Der könne den Baum auch klein schneiden und in der braunen Biotonne entsorgen, sagt Siglinger: „Das ist vor allem bei großen Exemplaren zwar mühselig, aber über mehrere Abfuhretappen trotzdem sicher noch eine Möglichkeit.“