Eine junge Frau hält einen vegetarischen Burger der Burger-Kette „Hans im Glück“, der unter anderem mit Käse, Nüssen, Sprossen und Salat belegt ist, in den Händen. Die Burger-Kette „Hans im Glück“ setzt ihren Expansionskurs fort. Foto: dpa

Die Burger-Kette „Hans im Glück“ muss auf ihrem rasanten Wachstumskurs einen Rückschlag einstecken: Nach einem Streit mit einem großen Betreiber schrumpft das Netz um zwölf Filialen.

München - Die Burger-Kette „Hans im Glück“ will sich ihren Wachstumsappetit vom Streit mit einem Betreiber nicht verderben lassen. Es lägen bereits Anfragen für neue Filialen vor, sagte eine Sprecherin in München. Das Unternehmen war in den vergangenen Jahren rasant gewachsen und hatte 44 Filialen zwischen Flensburg und Rosenheim eröffnet, in denen sich die Gäste zwischen Birken-Baumstämmen am Tisch bedienen lassen. Mit dem Franchise-Nehmer Paniceus, der zwölf Standorte betreibt, hat sich die Geschäftsleitung aber überworfen. Die Zusammenarbeit soll beendet werden.

Betroffen sind Filialen in Berlin, Binz, Bremen, Flensburg, Hamburg, Lübeck, Oldenburg, Osnabrück und Potsdam. „Hans im Glück“ begründete das Zerwürfnis vor wenigen Tagen unter anderem mit Abweichungen von der vorgegebenen Speisekarte. Paniceus hingegen sprach von einer „Erfüllungsverweigerung des Franchise-Gebers“. Das Lübecker Unternehmen will die Filialen nach dem Kündigungstermin am 31. März unter neuem Namen weiterbetreiben.

Schwächephase der Fastfood-Riesen ausgenutzt

In der Gastronomiebranche wird das schnelle Wachstum von „Hans im Glück“ seit langem aufmerksam verfolgt: Vor allem die Schwächephase der Fastfood-Riesen McDonald’s und Burger King spielten dem Münchner Unternehmen in die Hände: Das neue Konzept mit der Bedienung am Tisch und Burgern mit verschiedenen Zutaten und Saucen kam in vielen Städten gut an: Eine Filiale nach der anderen wurde neu eröffnet.

An dem Erfolg wollte auch die Ausstatterin teilhaben, die sich das Raumkonzept mit Birkenstämmen für die Lokale ausgedacht hatte. Sie erzielte am Donnerstag einen Teilerfolg vor Gericht: Über das ursprüngliche Honorar von 10 000 Euro zahlt ihr „Hans im Glück“ noch 120 000 Euro. Auf diesen Vergleich einigten sich beide Seiten am Donnerstag vor dem Oberlandesgericht München. Gefordert hatte die Frau allerdings noch mehr.

Im Herbst reagierte auch McDonald’s auf die neue Konkurrenz durch junge Burger-Brater wie „Hans im Glück“ und testete erstmals einen Bio-Burger, um Kundschaft zu gewinnen. „Andere Anbieter haben uns angespornt, neu zu denken und uns neu zu orientieren“, sagte Deutschland-Chef Holger Beeck.

„Franchise-Partner sind hervorragende Teamplayer“

Die Gewerkschaft NGG sieht das Franchise-Systeme in der Gastronomie seit Jahren kritisch. Ende 2014 hatte die Fastfood-Kette Burger King Probleme mit einem Partner und kündigte diesem. Es folgte eine monatelange Hängepartie mit der zeitweisen Schließung der Schnellrestaurants und einem Insolvenzantrag, der später aber wieder zurückgenommen wurde.

„Hans im Glück“ hält eine Änderung der Regeln für sein Franchise-System aber trotz der Auseinandersetzung mit Paniceus nicht für notwendig: „Alle unsere anderen Franchise-Partner sind hervorragende Teamplayer“, sagte die Sprecherin.

Franchising leitet sich vom französischen Begriff „Franchise“ ab - das Wort hat seinen Ursprung im mittelalterlichen Frankreich und bezeichnet die Befreiung von Zöllen und Steuern. Heute wird darunter ein Vertriebssystem verstanden, bei dem ein Unternehmen (Franchisegeber) seinen Partnern (Franchisenehmer) gegen eine Gebühr bestimmte Leistungen zur Verfügung - wie zum Beispiel den Namen, Warenzeichen, Dienstleistungen oder Knowhow. 1971 wurde das Franchise-System in Deutschland mit den Unternehmen OBI und McDonald’s eingeführt. Heute gibt es bundesweit rund 1000 solcher Systeme.