Hans-Peter Kuban kennt sich in der Welt der Bunker aus. Foto: Annina Baur

Wer mit Hans-Peter Kuban durch Bad Cannstatt marschiert, entdeckt Gedenkorte, die sich nicht auf den ersten Blick zu erkennen geben. Der Cannstatter ist im Verein Schutzbauten aktiv und kennt fast jeden Bunker aus eigener Anschauung.

Bad Cannstatt - Gedenkorte müssen nicht immer monumental sein. Im Gegenteil. Wer mit Hans-Peter Kuban vom Verein Schutzbauten durch Bad Cannstatt spaziert, entdeckt neben unübersehbaren Bauwerken viele kleine Erinnerungszeichen, die im hektischen Alltag leicht übersehen werden.

Allein in und rund um die Cannstatter Altstadt gibt es einiges zu entdecken, zum Beispiel unweit des Wilhelmsplatzes: „Dort, wo früher die Synagoge stand, befindet sich ein Bunker“, sagt Kuban. Der ganze Parkplatz, der sich zwischen König-Karl- und Waiblinger Straße erstreckt, sei unterhöhlt. Sichtbar sind nur die beiden Zugänge, die sich in den zwei kleinen Häuschen auf dem Parkplatz verbergen. „Ein Bunker brauchte aus Sicherheitsgründen immer zwei Ein- und Ausgänge“, sagt der Cannstatter, der die meisten Luftschutzräume der Stadt aus eigener Anschauung kennt.

Ausgeklügeltes Belüftungssystem

Der große Bunker unter dem Kurpark etwa, der sich an die beiden Travertinkeller des städtischen Weinguts anschließt, hat einen weiteren Aus- und Eingang an der Schmidener Straße. Wer genau hinschaut entdeckt auch hinter und links des Biergartens am Mühlgrün zwei Treppen, die ins Erdinnere führen. „Es sind die Eingänge zu einem Bunker, der bis heute als Antiquitätenlager genutzt wird“, sagt Kuban.

Auch der nur wenige Schritte entfernte Rosensteinbunker werde bis heute genutzt: „Im oberen Stockwerk haben Musiker ihre Probenräume“, sagt Kuban. Früher einmal hätten sich dort, wo sich übrigens sogar ein paar Fenster befinden, die Technikräume befunden – sicher war der Bunker nur in den darunter liegenden, hermetisch abgeriegelten Stockwerken. „Es war ein ausgeklügeltes System nötig, um diese Räume mit Atemluft zu versorgen.“ Vor allem bei Tiefbunkern und Stollen unter der Erde erkennt Kubans geschultes Auge die entsprechenden Schächte leicht: Zu sehen sind diese in Bad Cannstatt zum Beispiel im Kurpark oder auf dem Wizemann-Areal.

Bunker als Notwohnungen

Der Verein Schutzbauten setzt sich dafür ein, diese Erinnerungsorte zu erhalten – gerne würde Kuban auch den einen oder anderen der Cannstatter Bunker unter den Denkmalschutz wissen. Die Bunker seien Zeugnisse der Geschichte, so der Cannstatter: „Wurden die Bunker während des Kriegs als Schutzräume genutzt, dienten viele in der Nachkriegszeit als Notwohnungen.“ In manch einem der Betonwürfel wurden auch Hotels und Gaststätten untergebracht, im Rosensteinbunker konnte ebenfalls eine Zeit lang übernachtet werden. Heute werden vor allem die Hochbunker vornehmlich als Werbeträger genutzt: Der Bunker am Pragsattel wurde laut Kuban eigens zu diesem Zweck sogar um einige Meter aufgestockt.

Weniger sorgsam gehe die Stadt als Eigentümerin mit vielen ihrer unterirdischen Bunker und Stollen um, wie etwa der schlechte Zustand des Eingangs des Bunkers beim Rosensteintunnel zeige. „Ich finde es schade, dass immer wieder die Rede vom Verkauf von Bunkern ist“, sagt Kuban. Er selbst zeigt im Hochbunker in Steinhaldenfeld, was sich aus den Kulturdenkmälern machen lässt: In dem Turmuhrenarchiv, das er in dem Bunker eingerichtet hat, können Besucher nicht nur unterschiedliche Turmuhren aus ganz Deutschland bewundern, sondern gleichzeitig etwas über Bunker lernen.

Stadtspaziergänge
: Viele weitere Gedenkorte beschreibt die Broschüre „Wege durch die Stuttgarter Vergangenheit“, mit der jeder auch auf eigene Faust in vier Touren die geheimnisvolle Welt der Bunker erkunden kann. Die Broschüre ist erhältlich im Buchhandel (ISBN: 978-3-939502-12-8). Weitere Informationen stehen online unter www.schutzbauten-stuttgart.de und www.turmuhrenarchiv.de.