An den Gymnasien im Land liegt das Leistungsniveau über dem Durchschnitt. Foto: dpa

Viele Schüler im Land erreichen nicht einmal mehr den Mindeststandard. Kultusministerin Eisenmann sieht raschen Handlungsbedarf. Zwei neue Institute sollen den Lehrern helfen, das Niveau wieder zu heben.

Stuttgart - Die baden-württembergischen Schüler sind im jüngsten Leistungsvergleich weiter abgesackt. Bei den Vergleichsarbeiten Vera erreichten in der Rechtschreibung 34 Prozent der Drittklässler nicht den bundesweiten Mindeststandard, weitere 31 Prozent bewegen sich lediglich auf dem untersten Niveau. Die Vergleichsarbeiten wurden im Mai geschrieben, das Resultat hat Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) jetzt vorgelegt. „Die Entwicklung geht in die falsche Richtung“, kommentierte die Ministerin das Ergebnis. „Baden-Württemberg verschlechtert sich seit Jahren, wir können damit nicht zufrieden sein“. Bei der Erhebung vor drei Jahren erfüllten 26 Prozent der Drittklässler die Mindestanforderungen nicht, 42 Prozent erreichten nur das unterste Niveau. Beim Lesen scheitert jeder fünfte an der untersten Messlatte.

Auch die Achtklässler zeigen bei ihrem Vergleichsarbeiten erhebliche Schwächen, vor allem in Mathematik. 53 Prozent der Schüler kommen hier über den Mindeststandard nicht hinaus. An den Gymnasien sind es jedoch 87 Prozent, an den Realschulen nur noch 33 Prozent.

Ein neues Qualitätskonzept muss her

Manuel Hagel, der Generalsekretär der Landes-CDU, zeigte sich „wütend und betroffen“ angesichts der „alarmierenden Ergebnisse“. Er wetterte, die Resultate seien „das Produkt der chaotischen und ideologiegetränkten SPD-Bildungspolitik der letzten Legislatur, die statt auf Qualität auf Gleichmacherei und zielloses Experimentieren gesetzt hat“. Kultusministerin Eisenmann nimmt die Ergebnisse als Impuls für Veränderungen. Es bestehe dringender Handlungsbedarf. Sie hat ein Qualitätskonzept für das baden-württembergische Bildungssystem skizziert, mit dem sie die Leistungsfähigkeit des Schulsystems auf lange Sicht verbessern will.

Künftig sollen die Ergebnisse der Vergleichsarbeiten und andere Daten wie etwa das sozioökonomische Umfeld einer Schule und die Migrantenquote besser genutzt werden, um auf Probleme der Schulen zu reagieren. Eisenmann will ein systematisches Bildungsmonitoring und eine datengestützte Schulentwicklung im ganzen Land einführen.

Dazu schlägt sie zum 1. Januar 2019 die Gründung von zwei neuen Instituten vor. Sie will ein Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung einrichten, das Schulen berät, Unterrichtsmaterialien entwickelt und die Lehrerfortbildung übernimmt. Das Zentrum wird vernetzt mit einem neuen Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg, das die Qualitätskontrolle und das strategische Bildungsmonitoring verantwortet. Das 2005 als Reaktion auf die Pisastudie gegründete Landesinstitut für Schulentwicklung wird aufgelöst. Es ist bisher für die Qualitätsentwicklung der Schulen zuständig. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisiert, diese strukturellen Veränderungen würden erst in vielen Jahren wirksam.