Seit genau fünf Jahren kommt die Bundeswehr ohne Dienstzwang aus – seither baut sie nur noch auf Freiwillige. Foto: dpa

Fünf Jahre nach Aussetzung der Wehrpflicht will Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen nicht mehr zurück zum Zwangsdienst – und sucht nach ganz besonderen Bewerbern.

Stuttgart - Fünf Jahre ist es her, dass die allgemeine Wehrpflicht auf Druck des damaligen Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ausgesetzt wurde. Seine Nachnachfolgerin, die heutige Minister Ursula von der Leyen kann damit offensichtlich gut leben. Die Aussetzung sei gut und wichtig gewesen, sagte die CDU-Politikerin am Mittwoch. „Jährlich eine sehr große Zahl junger Männer auszubilden, die nur kommen, weil sie müssen, entspricht nicht mehr den Anforderungen an die Bundeswehr.“

Nach einer Auflistung des Ministeriums für diese Zeitung hat die Bundeswehr seit Juli 2011 bisher mehr als 50 000 Dienstantritte von „FWDLern“ verzeichnet. Die Zahl der Bewerber verharrt demnach auf einem relativ hohen Niveau: Wollten 2013 noch 18 490 junge Menschen den Dienst antreten und in den Folgejahren 18 208 sowie 16 287, so liegt die Zahl für 2016 wieder um sechs Prozent oberhalb des Vorjahreswertes. „Der Freiwillige Wehrdienst wird gut angenommen“, sagt eine Sprecherin.

Frauenanteil liegt zwischen 13 und 14 Prozent

Künftig müssen jährlich mindestens 5000 Freiwillige Wehrdienstleistende gewonnen werden, was in den Vorjahren durchgehend gelungen sei. Darüber hinaus darf die Truppe bis zu 7500 weitere Plätze besetzen, wenn sie geeignete Bewerber findet – macht unterm Strich 12 500 Plätze.

2014 und 2015 konnten somit insgesamt um die 10 000 Anwärter aufgenommen werden. Der oberste Personalchef der Bundeswehr, Vizeadmiral Joachim Rühle, sieht die Ziele damit gut erfüllt. „Ungefähr 20 bis 25 Prozent der Freiwilligen Wehrdienstleistenden entscheiden sich dann, länger bei uns zu bleiben.“ Dies sei ein gutes Reservoir. Der Anteil der Frauen betrug 2014 und 2015 sowohl bei den Bewerbern als auch bei den eingestellten Soldatinnen in diesem Bereich zwischen 13 und 14 Prozent. Dass die Attraktivität ihre Grenzen hat, zeigt aber die Abbrecherquote: Jeder vierte „FWDLer“ (27 Prozent) verlässt die Bundeswehr binnen sechs Monaten – meist aus persönlichen Gründen, wie betont wird. Dies entspreche zwar der Abbrecherquote von Auszubildenden in der Wirtschaft. Dennoch arbeite man an einem abwechslungsreicheren Dienstablauf.

Intensive Suche nach IT-Experten

Rühle widmet sich vor allem den künftigen Herausforderungen. Der allgemeine Fachkräftemangel schlage auch bei der Truppe durch, sagt er. „Ich muss mich strecken, um Bewerber für IT-Berufe, Pflegebereiche und die Logistik zu bekommen.“ Gemeint sich allerdings auch Zeitsoldaten und Offiziersanwärter – von denen werden in diesem Jahr 2000 eingestellt werden.

Stark investiert wird auf Drängen von der Leyens im Cyberbereich. „Da werde ich innovative Maßnahmen anwenden müssen, um die Experten zu gewinnen“, sagt der Abteilungsleiter Personal. Heiß begehrt sind die „Nerds“, die sich in sogenannten „LAN-Competitions“ empfehlen könnten. Wer will, kann dann Soldat werden und eine abgespeckte Grundausbildung machen. „Nicht jeder, der im Cyberbereich sehr gut ist, wird der geborene Menschenführer einer Kompanie sein“, sagt Rühle. Da würden wohl neue Wege für Fachlaufbahnen beschritten.