Im Juli waren sechs Soldaten während und nach einem Übungsmarsch bei Munster kollabiert. Foto: dpa

Einer der kollabierten Offiziersanwärter aus Munster gibt an, leistungssteigernde Mittel konsumiert zu haben. Es geht um einen Energydrink.

Berlin - Es war der 19. Juli, ein Sommertag mit etwa 26 Grad, als gleich vier Offiziersanwärter der Bundeswehr während eines Übungsmarsches im niedersächsischen Munster kollabierten und ins Krankenhaus gebracht wurden, zwei wurden später in der Kaserne ohnmächtig, einer der sechs starb zehn Tage später. Einer der kollabierten Soldaten soll nun ausgesagt haben, dass er zusammen mit weiteren Kameraden vor dem Marsch Aufputschmittel genommen habe. Es soll sich um eine Dose eines Energy Drinks handeln, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Erkenntnisse darüber, dass auch illegale Substanzen im Spiel waren, gebe es nicht.

Ob und wie es einen Zusammenhang mit dem Tod des Soldaten gibt, ist unklar. Die Untersuchungen sind nicht abgeschlossen, nach Angaben des Sprechers liegt noch kein Obduktionsbericht vor. Ob der verstorbene Soldat ebenfalls einen Energy Drink getrunken hat, ist nicht bekannt. Nach Angaben der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, die zuerst vom Aufputschmittel berichtet hatte, soll das kein Einzelfall sein und der Missbrauch leistungssteigernder Mittel in der Bundeswehr bereits länger bekannt sein. Ein Ausbilder soll der Zeitung gegenüber gesagt haben, dass in seiner Einheit versucht werde, den Missbrauch von Aufputschmitteln durch gezielte Maßnahmen zu verhindern – seit mehr als einem Jahr. Eine Zunahme des Missbrauchs von Aufputschmitteln bestätigte der Sprecher des Verteidigungsministeriums nicht. Hans Peter Bartels, Wehrbeauftragter der Bundeswehr, sind keine weiteren Fälle mit Aufputschmitteln bekannt, auszuschließen sei sowas aber nicht. Probleme gebe es eher mit Drogen wie Hasch. „So etwas habe ich noch nie erlebt, dass so viele Soldaten auf einmal ohnmächtig werden“, sagt Bartels. Weiteres bleibe abzuwarten. Ein Missbrauch von Aufputschmitteln könne auch mit der abnehmenden körperlichen Fitness der Soldaten zusammenhängen, sagte ein Militärarzt.Um bei wichtigen Prüfungen fit zu sein, werde nachgeholfen, sagte der Mediziner.

Anpassung der Anforderungen im Heer

Aufgehängt an diesem Fall entspinnt sich eine Debatte, die schon seit einigen Jahren immer wieder aufkocht. Im Kern geht es um die Frage: müssen alle Soldaten körperlich fit sein? Bereits 2014 hatte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen angedeutet, in welche Richtung es in Zukunft gehen könnte. Es stelle sich die Frage, ob jeder Soldat gleich fit sein müsse, sagte von der Leyen damals gegenüber der Rheinischen Post. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums sind die Anforderungen an beispielsweise IT-Fachkräfte bereits angepasst worde. Im Einzelfall kann geprüft werden, ob ein BMI (Body Mass Index) zwischen 30 und 35 ausreichend ist. Der Maximalwert liegt sonst bei 29,9.

Für den Bundestagsabgeordneten Thomas Hitschler, Mitglied des Verteidigungsausschusses, hat die Bundeswehr kein Fitnessproblem. Die Anforderungen seien wichtig, denn: „Wer körperlich fit ist, ist auch geistig fitter“. Das gelte für einen Gebirgsjäger deutlicher als für einen Netzwerktechniker, trotzdem sei die Fitness der Soldaten ein hohes Gut. „Was bleibt, ist ein tragischer Unglücksfall. Spekulationen sind an dieser Stelle nicht angebracht“, sagt Thomas Hitschler.