Wahlkampfkundgebung der AfD in Frankfurt/Oder. Spitzenkandidat Alexander Gauland spricht. Foto: dpa

Die AfD hat bei der Bundestagswahl ein zweistelliges Ergebnis erlangt. Wer sind die Bürger, die der Partei von Alexander Gauland und Alice Weidel vertrauen?

Berlin - Das klar zweistellige Ergebnis für die AfD stellt einen Einschnitt dar. Zum ersten Mal seit rund sechs Jahrzehnten ziehen Politiker in den Bundestag ein, deren Weltbild völkisch-national geprägt ist. Wie groß der Anteil derer in der künftigen AfD-Fraktion ist, die sich wie Spitzenkandidat Alexander Gauland offen zum Rechtsaußen-Flügel um den Thüringer Fraktionschef Björn Höcke bekennen, ist schwer abzuschätzen. Beobachter rechnen mit einem längeren Klärungsprozess.

Was hat die Wähler bewogen, die AfD zur drittstärksten Kraft nach Union und SPD zu machen? Der Parteienforscher Ulrich Eith sagt: „Die AfD ist für ihre Wähler zuallererst ein Frustventil.“ Beide Volksparteien hätten die den Wahlkampf bestimmenden Themen Flüchtlingspolitik, Asylpraxis und Zuwanderung nicht ausreichend bearbeitet. „Das waren Kristallisationspunkte für unterschiedliche Zukunftsängste, etwa Zugehörigkeit und Identität betreffend. Weder die Kanzlerin noch ihr Herausforderer haben dem etwas entgegengesetzt“, so der Freiburger Wissenschaftler.

Besonders stark profitierte die AfD von bisherigen Nichtwählern. Rund 1,2 Millionen Stimmen holte sie aus diesem Lager. Unter den Parteien verlor die CDU mit 1,07 Millionen Stimmen die meisten Wähler an die AfD. Von der SPD wanderten rund 500 000 Stimmen zur AfD, von der Linken rund 430 000, wie die Wahlforscher von infratest dimap ermittelten.

AfD-Hochburgen gibt es auch im Westen

76,2 Prozent der fast 61,7 Millionen Wahlberechtigten sind zur Wahl gegangen. Damit lag die Wahlbeteiligung 4,6 Prozentpunkte höher als bei der Bundestagswahl 2013, wie der Bundeswahlleiter am Montag mitteilte. Deutlich zeigt sich: In Ländern mit überdurchschnittlichem Plus bei der Wahlbeteiligung schnitt die AfD besonders gut ab. Einzige Ausnahmen sind Bayern und Hamburg.

Vor allem in Ostdeutschland legte die Wahlbeteiligung um bis zu 6,1 Prozentpunkte (Thüringen und Sachsen-Anhalt) deutlich zu. In Sachsen gingen 5,9 Prozentpunkte mehr Leute zur Wahl (75,4 Prozent gesamt). Die AfD erreichte dort ihr bundesweit stärkstes Zweitstimmenergebnis von 27 Prozent. Sie ließ sogar die CDU mit hauchdünnem Vorsprung von 4207 Stimmen hinter sich und nahm ihr in den Wahlkreisen Bautzen I, Görlitz sowie Sächsische Schweiz-Osterzgebirge drei Direktmandate ab.

Hochburgen der AfD gibt es auch in Westdeutschland. Dort hat die Partei insbesondere in ländlich geprägten Gebieten im Süden und in der Mitte gepunktet. Nach dem vorläufigen Ergebnis kam sie bei der Direktkandidatenwahl über die Erststimme im Wahlkreis Fulda in Hessen auf 17,6 Prozent, im bayrischen Deggendorf auf 17,3 Prozent. Stark schnitt sie auch in einigen Städten im Ruhrgebiet ab. So schaffte sie im Wahlkreis Gelsenkirchen 16,9 Prozent.

Bei Rentnern ist die AfD schwach

Die meisten Stimmen erhielt die AfD laut infratest dimap von Wählern in der Altersgruppe von 35 bis 44 Jahren. Von ihnen gaben 16 Prozent ihre Stimmen den Rechtspopulisten, 10 Prozent mehr als 2013. Von den 25- bis 34-Jährigen stimmten 14 Prozent für die AfD, in der Altersgruppe 45 bis 59 ebenfalls noch 14 Prozent. Mit zunehmendem Alter sank die Zustimmung zur AfD. Von den 60- bis 69-Jährigen votierten 13 Prozent für sie, in der Wahlgruppe ab 70 Jahren nur noch 7 Prozent.

Von den Erst- und Jungwählern zwischen 18 und 24 Jahren gaben zehn Prozent ihre Zweitstimme der AfD. Das ist der geringste Wert in dieser Altersgruppe. Zum Vergleich: 24 Prozent der Erst- und Jungwähler stimmten für CDU/CSU, 19 Prozent für die SPD, 13 Prozent für die Grünen, 12 Prozent für FDP und 11 Prozent für die Linke.

Gesondert betrachtete infratest dimap das Wahlverhalten der rund drei Millionen Erstwähler nach Ost und West. 7 Prozent von ihnen stimmten danach im Westen für die AfD, 17 Prozent im Osten.

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