Die Rechtsanwältin Judith Skudelny hat erneut den Sprung in den Bundestag geschafft. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die Stuttgarter Liberalen melden sich nach einer vierjährigen Zwangspause im Bundestag zurück. Judith Skudelny heißt die alte und neue Bundestagsabgeordnete. Ob es zur Zusammenarbeit mit CDU und Grünen kommt, ist offen. Der grüne OB Fritz Kuhn gilt jedenfalls manchem Liberalen vor Ort als Feindbild.

Stuttgart - Diesmal herrscht keine Katerstimmung bei den Stuttgarter Liberalen: Trotz Wahlparty und Siegesfeier ist der Kreisvorsitzende Armin Serwani am Montagvormittag ohne Kopfschmerzen aus dem Bett geklettert und würdigt das Bundestagswahlergebnis seiner Partei: „Im Wahlkreis Stuttgart-Süd haben wir das beste Ergebnis aller Wahlkreise in Baden-Württemberg geholt und sind damit unter den Spitzenergebnissen bundesweit. In Stuttgart insgesamt haben wir das Ergebnis von vor vier Jahren verdoppelt“, stellt der Parteichef zufrieden fest. Zugleich warnte Serwani aber auch davor, in Hochmut zu verfallen: „Heute freuen wir uns, morgen machen wir mit kühlem Kopf Politik für Stuttgart und das Land. Da haben wir gar keine Zeit für den Rausch des Erfolges.“

Aus der außerparlamentarischen Opposition wieder an die Regierung – das ist nach dem desaströsen Wahlergebnis von 2013 und der darauffolgenden vierjährigen Abstinenz im Bundestag in der Tat ein Erfolg für die häufig schon totgesagte kleine Partei. Auch in Stuttgart gab es am Wahlsonntag so etwas wie eine Renaissance für die FDP: Im Wahlkreis Stuttgart-Süd holte die Generalsekretärin der Landesliberalen, Judith Skudelny, 16,4 Prozent der Zweitstimmen, ihr Parteifreund Volker Weil, ein Politnovize, fuhr im Wahlkreis Nord mit 13,9 Prozent ebenfalls ein beachtliches Ergebnis ein. Skudelny ist dank Platz 2 auf der Landesliste also wieder im Bundestag, dem sie schon von 2009 bis 2013 angehörte. Weil, nur auf Listenplatz 35, darf sich in der Kreispartei durchaus Chancen auf eine Wiederverwendung ausrechnen, auch wenn es nicht zu einem Mandat reichte.

Skudelny: Ball für Koalitionsgespräche liegt im Feld der CDU

Skudelny, die im Wahlkampf noch gesagt hatte, sie könne sich nicht vorstellen, mit dem Grünen Anton Hofreiter Tandem zu fahren, muss nun wohl doch mitradeln. „Ich fahre gerne Mountainbike“, gibt sie schon mal das Anforderungsprofil vor. Ansonsten sieht sie den Ball für die Aufnahme von Koalitionsgesprächen erst einmal im Feld der CDU: „Die muss sich zunächst einmal mit der CSU einigen.“ Die Verhandlungen mit den Grünen würden für die FDP auf jeden Fall „eine Herausforderung“.

Parteichef Serwani will, dass die Verantwortlichen in den anstehenden Sondierungsgesprächen mit CDU und Grünen auf jeden Fall nicht die Fehler von 2009 wiederholen: „Wir dürfen uns diesmal nicht unterbuttern lassen.“ Er sieht etwa bei der Einwanderungspolitik durchaus Schnittmengen mit den Grünen.

Wie schwer sich die Liberalen mitunter mit der Ökopartei tun, dafür ist die von Serwani ebenfalls als „FDP-Spitzenfrau“ gerühmte Stuttgarter Landtagsabgeordnete Gabriele Reich-Gutjahr ein gutes Beispiel: Wöchentlich verschickt die Parlamentarierin Pressemitteilungen, in denen sie die Politik des grünen Stuttgarter OB Fritz Kuhn geißelt und ihm wahlweise „Effekthascherei“ oder Passivität unterstellt.