Lange Gesichter im Stuttgarter Kachelofen: FDP-Direktkandidatin Judith Skudelny (zweite von rechts) ist entsetzt über das Abschneiden ihrer Partei. Foto: www.7aktuell.de | Daniel Jüptner

Am Gesicht von FDP-Direktkandidatin Judith Skudelny war der Schock über das schlechte Abschneiden der Liberalen abzulesen. Die FDP scheitert an der Fünf-Prozent-Hürde.

Stuttgart - Erst ungläubiges Entsetzen, dann riesengroße Enttäuschung: Am Gesicht von FDP-Direktkandidatin Judith Skudelny war der Schock über das schlechte Abschneiden der Liberalen abzulesen. Der Koalitionspartner scheitert an der Fünf-Prozent-Hürde - und aus der Wahlparty im Stuttgarter Kachelofen wurde eine Trauerfeier.

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Matthias Werwigk, Kandidat im Wahlkreis Stuttgart II, schüttelte nur ungläubig den Kopf. Und Judith Skudelny mimte die wackere Sportsfrau: „Durchatmen, wieder aufstehen, schütteln und kämpfen“, sagte sie. Damit machte sie jenen in ihrer Partei Mut, die vom „Wahldesaster“, einer „Strafe“, einer „bitteren, historischen Schlappe“ sprachen oder die Schuld bei anderen suchten und Schadenfreude über das schlechte Ergebnis der Grünen empfanden.

Deutlich wurde Bernd Klinger, der die Stuttgarter FDP-Fraktion im Gemeinderat anführt. „Wir werden zehn Jahre brauchen, um uns von dieser Niederlage zu erholen“, sagte Klingler und betrieb Wahlanalyse: „Die FDP hat ihr Ur-Liberales Profil verloren. Das, worauf es bei unserer Politik ankommt, kommt beim Wähler nicht mehr rüber.“ Die Partei brauche jetzt „im Bund, im Land und in der Stadt wieder ein klares Profil und Köpfe, die statt Bla-Bla wieder Kante zeigen“. Judith Skudelny scheint dabei auf einem guten Weg zu sein. Auf die Frage, wie sie das Abschneiden der FDP in der Stadt bewerte, sagte sie: „Scheiße, da brauchen wir nicht drumherum zu reden.“

Auch Armin Serwani suchte keine Sündenböcke. „Weder die AfD noch die Zweitstimmenkampagne der CDU ist Schuld. Wir sind selbst Schuld.“

Auch in ihrem Stammland Baden-Württemberg konnte die FDP nicht punkten: 5,3 Prozent holten die Liberalen im Südwesten laut SWR-Hochrechnungen - eine historische Schlappe. „Es ist sicherlich die größte Wahlniederlage in der Geschichte der FDP und auch für uns in Baden-Württemberg“, sagte FDP-Landtagsfraktionschef Hans-Ulrich Rülke. Landeschefin Birgit Homburger meinte: „Offenbar ist es nicht gelungen, die Erfolge der letzten vier Jahre mit der FDP zu verknüpfen.“ 2009 hatten die Liberalen in ihrem Stammland mit 18,8 Prozent ein Rekordergebnis erreicht. Der dramatische Absturz könnte auch das Ende der politischen Karriere von Homburger bedeuten.

Die Alternative für Deutschland (AfD) gewann in allen politischen Lagern Wähler für sich, am meisten aber bei der FDP. 450.000 Deutsche wechselten nach ARD-Angaben von den Liberalen zu der erst im Februar gegründeten eurokritischen Partei.

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