Offen für Überraschungen Foto: dpa

Baden-Württemberg wird künftig mehr Abgeordnete in Berlin haben. CDU und SPD haben jedoch Mandate verloren.

Stuttgart - Bisher kamen 78 von insgesamt 630 Bundestagsabgeordneten aus dem Südwesten, davon 43 von der CDU, 20 von der SPD, zehn von den Grünen und fünf von den Linken. In den nächsten vier Jahren werden die Karten ganz neu gemischt. CDU und SPD werden nach ihren starken Verlusten mit weniger Abgeordneten in Berlin vertreten sein. Die FDP kehrt nach vierjähriger Pause wieder in den Bundestag zurück, und die AfD ist erstmals im Parlament vertreten.

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Auch wenn die Südwest-CDU mehr als zehn Prozentpunkte verloren und damit ihr Wahlziel 40 plus x deutlich verfehlt hat, hat sie dennoch eines erreicht: Sie hat wieder alle 38 Direktmandate geholt – allerdings mit deutlich schlechteren Ergebnissen und geringerem Vorsprung als vor vier Jahren.

Ihr Spitzenkandidat, Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, holte 48,1 Prozent der Erststimmen – 7,9 Prozentpunkte weniger als 2013. In Mannheim lag der Landesvorsitzende der Jungen Union, Nikolas Löbel, knapp vor dem SPD-Kandidaten. Gesundheitsstaatssekretärin Annette Widmann-Mauz landete in Tübingen bei 35 Prozent (minus 11,2 Punkte), Verkehrsstaatsekretär Norbert Barthle in Backnang-Schwäbisch Gmünd bei 41,2 Prozent (minus 14,1 Prozent), Entwicklungs-Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel holte 43,3 Prozent (minus 15,2). Unions-Fraktionschef Volker Kauder verlor 14,8 Punkte und kam auf 43 Prozent.

Spitzenkandidaten bleiben unter Erwartungen

Die Südwest-SPD ist mit mindestens zwei neuen Abgeordneten in Berlin vertreten: Spitzenkandidatin und Landesvorsitzende Leni Breymaier bekam im Wahlkreis Aalen-Heidenheim 21 Prozent der Stimmen, 3,7 Prozentpunkte weniger als die SPD-Kandidatin vor vier Jahren. Der bisherige Landtagsabgeordnete und frühere Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid erhielt in Nürtingen 19 Prozent, 6,2 Prozent weniger als sein Vorgänger Rainer Arnold vor vier Jahren.

Für die Linken wird erstmals Parteichef und Spitzenkandidat Bernd Riexinger im Bundestag sitzen, der in Stuttgart II 8,9 Prozent der Erststimmen holte.

Bei den Grünen sind die bisherigen Abgeordneten auch die künftigen. Den Spitzenkandidaten gelang es allerdings nicht, Direktmandate zu holen. Spitzenkandidatin Kerstin Andreae legte in Freiburg um 4,8 Punkte auf 25,7 Prozent zu. Die Grünen liegen nur noch gut zwei Punkte hinter der CDU. Auch in Stuttgart ist Cem Özdemir zwei Punkte hinter der CDU, vor vier Jahren waren es noch 14,5 Punkte.

Nach vier Jahren Abstinenz ist die FDP wieder im Bundestag vertreten. Neu im Parlament ist der bisherige Europaabgeordnete und FDP-Landesvorsitzende Michael Theurer, der in Karlsruhe 8,6 Prozent der Stimmen holte. Die anderen sind überwiegend Rückkehrer – darunter FDP-Generalsekretärin Judith Skudelny, Schatzmeister Michael Link (Heilbronn), Pascal Kober (Reutlingen) und Florian Toncar (Böblingen).

Zur neuen AfD-Fraktion gehören aus dem Südwesten unter anderen Spitzenkandidatin Alice Weidel, die im Wahlkreis Bodensee 10,4 Prozent holte und AfD-Landessprecher Marc Stephan Jongen (Neckar-Zaber, 13,1 Prozent). Unter den AfD-Abgeordneten sind auch zwei, die dem völkisch-nationalen Flügel um Björn Höcke zuzurechnen sind: Staatsanwalt Thomas Seitz (Emmendingen-Lahr, 10,8 Prozent) und Weidels Sprecher Markus Frohnmaier (Böblingen, 11,7).