Auf dem Markt kauft Stephanie Reinhold gerne ein. Foto: Lena Lux

Die Bundestagskandidatin von Bündnis 90/Die Grünen, Stephanie Reinhold, hat den Eindruck, dass es nicht immer gerecht zugeht in Deutschland. Mit ihrem politischen Engagement möchte sie für ein besseres Miteinander sorgen.

Ostfildern - Es sind die knackigen Salate, die bunten Blumen und die frischen Früchte, die für Stephanie Reinhold den Marktbesuch zum Erlebnis machen. Sie kaufe gerne gesunde Lebensmittel von regionalen Herstellern ein, erklärt die 41-Jährige beim Gang über den Esslinger Wochenmarkt. Von Massentierhaltung hält die Vegetarierin nichts. Diese sollte abgeschafft werden, findet sie. Den Weg in die Bundespolitik hat sie aber nicht allein deshalb gesucht.

Durch ihre Arbeit auf dem Sozialamt habe sie die Schwächen des deutschen Sozialsystems kennengelernt. Inzwischen ist die stellvertretende Bezirksvorsteherin von Plieningen und Birkach auch die Dienststellenleiterin des dortigen Sozialamtes. Sie habe oft mit Menschen zu tun, die auf staatliche Unterstützung angewiesen seien. Und nicht immer empfinde sie den Umgang des Staates mit diesen Menschen als gerecht. Etwa wenn Menschen im Alter trotz langjähriger Berufstätigkeit von ihrer Rente nicht leben könnten. Auch das Thema Kinderarmut treibt sie um. Die Zahlen hätten sich in den vergangenen Jahren nicht verbessert. Immer noch gebe es zu viele Kinder, die in einem reichen Deutschland in Armut lebten. Hinzu kämen jene Menschen, die trotz Vollzeitbeschäftigung nicht von ihrer Arbeit leben könnten.

Soziale Grechtigkeit liegt der Kandidatin am Herzen

Eigentlich sei momentan genügend Geld vorhanden, um Bedürftige ausreichend zu unterstützen. Doch gerade die Armen hätten in der großen Politik keine Lobby, klagt sie. Viele dieser Menschen würden sich abwenden, vom Staat, von der Gesellschaft. Und oft sei ihnen die gesellschaftliche Teilhabe auch aus finanziellen Gründen gar nicht mehr möglich. „Ich finde, jeder sollte genügend Geld haben, um beispielsweise einen Kaffee in der Stadt trinken zu gehen“, verdeutlicht sie.

Neben der Gerechtigkeit in der Sozialpolitik liegen der Mutter zweier Kinder aus Ostfildern auch Umweltthemen am Herzen. So sollte mehr getan werden, um mehr Menschen aufs Fahrrad zu bringen. Besonders in der Region Stuttgart werde immer noch zu sehr auf das Auto als Verkehrsmittel gesetzt. Von Fahrverboten hält sie aber nichts. Besser als das Autofahren zu verbieten sei es, die Alternativen zu stärken. Und dazu gehöre auch ein besserer und vor allem auch ein günstigerer ÖPNV.

Rasches Umsteigen auf erneuerbare Energien ist notwendig

Die Energie solle ferner bis zum Jahr 2030 zu einhundert Prozent aus erneuerbaren Quellen gewonnen werden, findet die Bundestagskandidatin. Wer argumentiere, dass Atomstrom billig sei, verkenne die Folgekosten der Lagerung des Atommülls. Und eine verschmutzte Luft durch Kohlekraftwerke komme die Menschen irgendwann ebenfalls teuer zu stehen.

Dass sie es schwer haben wird, das Direktmandat zu erlangen, ist Reinhold bewusst. Damit sie mit ihrem Listenplatz 25 in den Bundestag einzieht, müssten die Grünen sehr gut abschneiden. Dennoch wolle sie einen engagierten Wahlkampf führen. Viele Themen, die heute Konsens unter den großen Parteien seien, seien einst von den Grünen angestoßen worden. Das jüngste Beispiel sei die Ehe für alle.

Frische Produkte und nette Gespräche auf dem Wochenmarkt

Stephanie Reinhold
Die gebürtige Freiburgerin lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern seit zwölf Jahren im Scharnhauser Park in Ostfildern. Nach dem Abitur hat sie an der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl ein Studium zur Diplom-Verwaltungswirtin (FH) absolviert. Im Anschluss arbeitete sie in der Verwaltung der Hochschule für Technik in Stuttgart. Seit dem Jahr 2003 arbeitet sie bei der Landeshauptstadt Stuttgart.

Markt
Den Esslinger Wochenmarkt hat die 41 Jahre alte Bundestagskandidatin als ihren Herzensort ausgewählt, weil sie das Ambiente dort liebt und auf dem Marktplatz viele Menschen aus der Nachbarschaft trifft.