Der Rathausturm in Kirchheim ist ein Herzensort für Heinrich Brinker. Foto: Ines Rudel

Heinrich Brinker, der Kandidat der Linken im Wahlkreis Nürtingen, will die politischen und die sozialen Spannungen ausgleichen, um das friedliche Miteinander in Stadt und Land zu erhalten.

Nürtingen - Seit der 60-jährige Manager Heinrich Brinker in Altersteilzeit ist, hat er Zeit für das Amt eines Stadtführers in Kirchheim und für die Politik. Er ist der Kandidat der Linken für den Wahlkreis Nürtingen.

Wenn er durch die Stadt geht, sieht er die alten Häuser und erinnert sich an ihre Geschichte. Aus dieser Geschichte findet er Argumente für seine Politik. Ein Beispiel? Direkt an der Max-Eyth-Straße steht das Kornhaus, jetzt ein schmucker Steinbau, in dem das städtische Museum untergebracht ist. Früher war es ein reiner Militärbau, der in einem Zusammenhang mit den jetzt fehlenden Stadtmauern und dem jetzt zugeschütteten Stadtgraben steht. Ein riesiger Klotz in der damaligen Stadt, der Nahrung für 1000 Soldaten und für 100 Pferde speichern konnte.

Riesige Summen werden ins Militär gesteckt

Damals wie heute seien riesige Summen in das Militär gesteckt worden, und für Heinrich Brinker ist das damals wie heute sinnlos ausgegebenes Geld. „Russland investierte im vergangenen Jahr rund 69 Milliarden Euro in die Rüstung, allein die USA investieren im selben Jahr 611 Milliarden.“ Brinker ist kein Pazifist, aber er hat die feste Überzeugung, dass politische Konflikte nicht militärisch gelöst werden dürfen. „Spannungen zwischen den Staaten dürften nicht zu Kriegen führen“, sagt er. Die Politik könne diese Spannungen abbauen, genauso wie sie auch die sozialen Spannungen abbauen könne, denn auch sie würden sich in Gewalttaten entladen.

Nicht weit von der Max-Eyth-Straße stand einst der Kirchheimer Bahnhof. Es weiß keiner so recht mehr, wer auf die nicht gerade glorreiche Idee kam, den Bahnhof zu verlegen. „Die Wege müssen kurz bleiben im ÖPNV“, sagt Brinker. Neue Modelle wie das Carsharing sollten für Brinker die Blechlawine in den Städten eindämmen und die Stickstoffbelastung und den Feinstaub dämpfen.

Zwei Schritte weiter vom Kornhaus entfernt steht das Spital von Kirchheim. Immer schon war es die Aufgabe der Stadt, die Kranken und die Armen zu pflegen. In Nürtingen gingen aber auch wohlhabende Bürger in das Spital, um sich dort im Alter pflegen zu lassen. Damals bekamen alle das gleiche Essen, die gleiche Pflege und die gleiche Unterkunft und wurden gleich gut versorgt.

Heute gibt es große Unterschiede, heute würden die Gepflegten oftmals vernachlässigt, weil nicht mehr genug Pfleger zu finden seien. „In Deutschland fehlen 100 000 Fachkräfte in der Pflege“, sagt er, für Heinrich Brinker ein Skandal. Genauso wie es für ihn ein Skandal ist, dass in Deutschland eine Pflegekraft zehn Patienten versorgen müssen, während in Dänemark der Schlüssel eins zu vier und in Holland der Schlüssel eins zu fünf sei. Den Kranken fehle die menschliche Ansprache und gute Betreuung, so wie ja auch ein Pfleger eine gute Supervision bräuchte. „Und wir müssen die Pfleger vernünftig entlohnen“, sagt er, es könne nicht sein, dass jemand als Mechaniker das Doppelte verdiene wie ein Pfleger.

Sein Herzensort ist der Rathausturm

Sein Herzensort ist der Rathausturm von Kirchheim. Dort steigt er mit seiner Stadtführung wann immer möglich herauf. Er erzählt, das Rathaus sei einst ein richtiges Bürgerhaus gewesen sei, wo man sich traf und gemeinsame Feste feierte. Auf dem Turm blickt er auf die Stadt und die Menschen, die dort ihr Gewerbe treiben, arbeiten oder einfach nur leben. Er weist seine Besucher darauf hin, wie friedlich wie harmonisch diese Stadt von oben aussehe und kommt zum Kernpunkt seines Wahlprogramms: „Diese friedliche Welt“, sagt er, „die müssen wir uns er halten.“

Ein Manager mit einem sozialen Gewissen

Manager
Heinrich Brinker ist aufgewachsen in einem kleinen niedersächsischen Dorf in einer sehr kinderreichen Familie. Nach dem zweiten Staatsexamen als Lehrer machte er eine weitere Ausbildung im IT-Bereich. Er arbeitete seit vielen Jahren im Management eines IT-Konzerns, erst in Bremen, dann in Stuttgart. Jetzt ist er in Altersteilzeit.

Rathausturm
Ein schmucker Fachwerkturm ziert das Rathaus in Kirchheim mit seiner prächtigen Fassade. Darin untergebracht ist eine seltene goldene Mondphasen-Uhr, die weder über ein Ziffernblatt noch über Zeiger verfügt, sondern den Mond als Kugel darstellt, die sich vergrößert und verkleinert.

Vier Fragen, vier Tweets

1) Fa cebook oder Stammtisch ? Ich will linke Alternativen aufzeigen. Dies kann über Gespräche, Veranstaltungen oder auch Facebook geschehen.

2) Wann kaufen Sie Ihr erstes Elektroauto?Ich habe mein Auto abgeschafft, weil die Klimaziele nur mit dem öffentlichen Verkehr erreicht werden.

3) Wo beginnt der Rand der Gesellschaft?Menschen werden abgedrängt, wenn ihnen der Zugang zu Bildung, Kultur, gesunde Nahrung, gute Wohnung und Einkommen vorenthalten wird.

4) War die Zukunft früher besser?Bei Leiharbeit, befristeten Stellen, Hartz IV, niedrige Renten und Löhne, überfüllte Schulen und Unis braucht man heute schon viel Optimismus.

Die Bundestagskandidaten wurden aufgefordert, die Fragen der Redaktion im Stil der Internet-Kurznachrichten-Plattform Twitter zu beantworten. In diesem Dienst sind für eine Nachricht nur maximal 140 Zeichen erlaubt.