Für Eberhard Gienger steht die Schillerhöhe für den ganzen Wahlkreis. Foto: factum/Granville

Der Bietigheim-Bissinger Eberhard Gienger strebt seine fünfte Amtszeit als Bundestagsabgeordneter an. Der 66 Jahre alte CDU-Politiker denkt nicht an Ruhestand.

Bietigheim-Bissingen - Als Eberhard Gienger auf der Schillerhöhe in Marbach ankommt und gezielten Schrittes auf das Schiller-Nationalmuseum zusteuert, um hier über seine politische Agenda zu sprechen, weht gerade eine frische Brise über die Parkanlage. Die Äste der alten, großen Bäume biegen sich im Wind. Eine bildhafte Szene. Denn der CDU-Politiker geht mit reichlich Rückenwind in die Bundestagswahl. Nicht nur, weil der Mandatsträger das Wählervotum im Neckar-Zaber-Kreis seit 2002 auf seiner Seite hat, sondern auch, weil er bei der vergangenen Wahl im Jahr 2013 mit 53,2 Prozent der Erststimmen sein bestes Ergebnis erzielte.

Vor der Wahl im September ist der Bietigheim-Bissinger „verhalten optimistisch“, wie er sagt. Es reiche ihm aber, so betont er, eine Stimme mehr als die Mitbewerber zu haben. „Alles andere ist Kür.“

Im Café des Schiller-Nationalmuseums hat es sich Eberhard Gienger inzwischen in einem tiefen Sessel bequem gemacht. Eine heiße Schokolade wartet darauf, von ihm getrunken zu werden. „Die Örtlichkeit hier oben verkörpert alles, was unseren Wahlkreis ausmacht: Schöne Landschaft, viel Industrie im Umkreis und reichlich Kultur“, sagt er, den Blick durch das Fenster hinunter ins Neckartal schweifend. Und wird er in Berlin gefragt, wo sein Wahlkreis sei, helfe die Aussage „wir sind der Parkplatz links und rechts der A 81“ selten weiter, sagt er lachend. Spätestens bei der Erwähnung Marbachs am Neckar würde es bei den Gesprächspartnern aber „Klick“ machen, hat der 66-Jährige festgestellt.

Fehlende Planung bei Straßen

Bei vielen Gleichaltrigen läge die Frage nach dem bevorstehenden Ruhestand auf der Hand. Doch das Aufhören ist für den Bundestagsabgeordneten keine Option. „Einer meiner Söhne hat seine Mutter gefragt, ob sie sich vorstellen kann, dass Papa einmal nur noch Kaffee trinkend auf dem Sofa sitzt. Die beiden waren sich einig: Nein, das können sie nicht“, sagt Gienger mit einem Schmunzeln. Für ihn sei klar gewesen, dass er weitermachen möchte. „Ich bin ja erst seit 2001 intensiv in der Politik. Das ganze Themenfeld ist einfach viel zu interessant, außerdem kann man etwas bewegen und lernt ständig dazu.“ Etwas bewegen, das möchte der ehemalige Reck-Weltmeister weitere vier Jahre in Berlin. Oben auf seiner Agenda steht der Verkehr. „Es ist dringend geboten, mehr zu investieren“, sagt Gienger. Nun ist das Stau-Problem rund um Stuttgart nicht neu, der CDU-Politiker meint aber: „Die letzten Jahre wurden Fehler gemacht, indem die Planung für Straßen außer Acht gelassen wurde.“ Etwa beim Ausbau der A 81 auf vier Spuren. „Das Geld vom Bund steht bereit. Aber die Planung ist nicht fertig.“ Frühestens 2024 sei mit dem Planfeststellungsverfahren zu rechnen. „Ich wünschte, es wäre wie früher, als Pläne in der Schublade lagen. Die Verfahren müssen schneller werden, wofür aber das Personal vorhanden sein muss.“ Zu viel versprechen könne er in Anbetracht der Verkehrsprobleme nicht. „Es geht auch um die Machbarkeit.“

Für Stärkung von Sport und Ehrenamt

Eng verbunden ist Gienger weiterhin dem Sport. Nicht nur als Freizeitsportler und Fallschirmspringer, sondern auch als Politiker. Ziel sei, sagt er, Sport und Ehrenamt zu stärken. „Vereine und Ehrenamtliche sind bürokratisch stark belastet. Es sind Auswüchse, dass Eltern ein Führungszeugnis brauchen, wenn sie Kinder beim Laternenlauf begleiten wollen“, kritisiert er. Investitionen bedürfe es für die Innere Sicherheit, Diebstahl müsse härter bestraft werden. Wichtig sei, in der Speicherbarkeit regenerativer Energien voranzukommen. Dass es an Wind nicht mangelt, hat sein Besuch auf der Schillerhöhe ja bewiesen.

Der Weltmeister am Reck ist seit 2002 im Bundestag

Sport
Geboren 1951 in Künzelsau widmet sich Eberhard Gienger zunächst dem Sport. Als Turner ist der Diplom-Sportlehrer 36-facher Deutscher Meister. Am Reck wird er einmal Welt- und dreimal Europameister. Bei den Olympischen Spielen 1976 holt er Bronze. 1974 und 1978 wird er in der Bundesrepublik zum Sportler des Jahres gewählt. Er ist begeisterter Fallschirmspringer, zieht sich bei einem Sturz jedoch mehrere Knochenbrüche zu.

Politik
CDU-Mitglied wird Gienger 2001, ein Jahr später folgt seine erste Wahl in den Bundestag. Drei weitere folgen. Der 66-Jährige ist im Bundestag Mitglied im Sportausschuss und stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung. Gienger ist verheiratet, hat drei Söhne und wohnt in Bietigheim-Bissingen.