Foto: dpa

Besonders im Winter könnte Strom wieder knapp werden. Bereits im Februar kam es zu Engpässen im Südwesten.

Stuttgart - Jochen Homann ist einer der Dirigenten der deutschen Energiepolitik. Als Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium verhandelte er die Energiewende mit, seit März hat er als Chef der Bundesnetzagentur das letzte Wort beim Thema Netzausbau. Er sagt: „Die Energiewende nimmt Fahrt auf.“


Herr Homann, in Deutschland findet gerade ein weltweit beispielloser Vorgang statt: die Umstellung einer großen Volkswirtschaft auf grüne Energien. Wo steht die Energiewende?
Die Energiewende ist jedenfalls schon weiter, als viele meinen. Mit dem Netzentwicklungsplan liegt ein klarer Fahrplan zum Ausbau der Höchstspannungsstromnetze in Deutschland vor. Im vergangenen Sommer wurde eine Reihe von gesetzlichen Grundlagen für das Projekt geschaffen. Denken Sie an die Reform des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes oder an die Einführung des Energie- und Klimafonds, aus dem der Übergang zu regenerativen Energien mitfinanziert werden soll.

Klar ist aber auch, dass in zehn Jahren – dann geht das letzte Kernkraftwerk vom Netz – die gröbsten Probleme vom Tisch sein müssen, sonst geht in Deutschland das Licht aus.
Das Zieljahr, auf das die Energiewende angelegt ist, ist 2050, nicht 2020. Erst dann sollen 80 Prozent unseres Stroms auf regenerativen Energien fußen. Es ist also noch etwas Zeit. Die Energiewende ist ein Generationenprojekt, von dem man nicht jede Woche Fortschritte erwarten kann.

Dennoch drängt sich der Eindruck auf, dass das Projekt Energiewende zerfasert und es an Koordinierung und einem Masterplan fehlt.
Man darf nicht vergessen, dass die Energiewende künftig Gegenstand regelmäßiger Treffen der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidenten der Länder ist. Bei der Koordinierung des Projekts wird es also deutlich vorangehen.