Die Fans im Arigato mögen beim Spiel des VfB in Bremen kaum mehr hinsehen. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Etliche Stuttgarter haben die Nase voll von ihrem Erstligaverein. Ein Blick in Fußballkneipen zeigt: Viele wünschen dem VfB nicht mal mehr dem Klassenerhalt.

Stuttgart - Eine 6:2-Niederlage sorgt nicht nur im Stadion, sondern auch in der Fußballkneipe für Pfiffe. Vor allem dann, wenn der Gegner des VfB Stuttgart nicht FC Bayern München, sondern Werder Bremen heißt und selbst eine miese Saison hingelegt hat. Dem Verein drohen nach der peinlichen Vorführung auch sportbegeisterte Kneipengänger den Rücken zu kehren.

Eine Ultra-Fußballkneipe ist das Arigato im Stuttgarter Süden wahrlich nicht. Aber dafür vielleicht etwas repräsentativer, was den Durchschnitts-VfB-Fan im Kessel angeht. Es sind nur wenige im Trikot gekommen – womöglich auch, weil einige geahnt haben, es nicht mit stolzgeschwellter Brust nach Hause tragen zu können. Thema Nummer Eins ist der wegweisende Kick dennoch auch vor dem Spiel in vielen Kneipen in der Stadt. So auch im Immer Beer Herzen im Leonhardsviertel, obwohl die Bundesliga dort gar nicht übertragen wird.

Ein Witz: „Läuft wie beim VfB“

Daniel Pfefferle (38) Mediaberater aus Stuttgart: „Es ist jedes Jahr die gleiche Diskussion. Jedes Gespräch verläuft gleich.“ Bei ihm im Büro ist Leistung des VfB schon zum Running Gag geworden, wenn etwas nicht so funktioniert: „Läuft wie beim VfB.“

Anpfiff im Arigato. Nach drei Niederlagen in Folge startet die Stimmung nicht gerade euphorisch. Eher herrscht Geisterstille, doch noch blickt alles gebannt auf die Leinwand. Dann ein Aufschrei: Die erste gelbe Karte für den VfB in der 8. Minute wird nicht als gutes Omen gewertet. „So blöd!“, ruft ein Mann an der Bar. Kaum hat er ausgesprochen, liegt der VfB 1:0 hinten. Jetzt herrscht Totengräberstimmung.

Daran ändert auch der Ausgleich nichts. Nach dem Eigentor durch Stuttgart-Verteidiger Federico Barba weicht dem Ärger über den leichtfertigen Umgang mit Chancen schließlich Desinteresse. Wichtiger als das, was auf dem Spielfeld passiert, ist den meisten jetzt, dass die Getränke fix kommen. Den Wirt freut es, einige wollen offenbar nur noch den Frust runterspülen.

Das Abstiegsgespenst öffnet die Tür

Am Ende steht es 6:2 für Bremen. Marc Kaiserauer aus Esslingen fasst das Desaster so zusammen: „Wenn man vier Jahre in Folge beim Abstiegsgespenst anklopft, braucht man sich nicht wundern, wenn es irgendwann aufmacht.“ Der 32-Jährige gönnt seinem Verein den Klassenerhalt nicht mehr, wünscht ihm aber viel Glück bei einem „Neuanfang in der 2. Liga“.

Davor warnt Malte Gröner. „Dann geht es womöglich noch weiter abwärts.“ Für die Fans täte das dem 33-jährigen Universitätsmitarbeiter sehr leid. Häme und Mitleid. Noch reicht das, um Fußballkneipen mit Fans zu füllen. Das ist aber sicher nicht in einem Sinne, der dem Verein schmecken dürfte. Die Leistung gegen Bremen lässt befürchten, dass sich der VfB am Samstag gegen Mainz wieder zum Clown macht.

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