Uli Hoeneß: zurück an der Spitze des FC Bayern Foto: AP

In der Adventszeit sorgt die Bundesliga verlässlich noch einmal für Gesprächsstoff: Heiter, aber nicht immer besinnlich. „Es ist ein glänzender Einfall der Regie“, schreibt StN-Autor Gunter Barner, „dass sich im bayerischen Hochamt ab sofort wieder der major domus Uli Hoeneß wesentlichen Glaubensfragen widmet.“

Stuttgart - Es ist Advent und höchste Zeit für die Menschheit, sich an den großen Sportsfreund und Verleger Axel Springer zu erinnern: Seid nett zueinander! Ein Kerzchen brennt, auf dem Stövchen dampft der Tee, Geschmacksnote Kaminfeuer, und aus der Soundbox fleht Frank Sinatra: „Let it snow.“ Eine winterliche Stimmung, der sich hartgesottene Follower der Fußball-Bundesliga aber nicht ergeben.

Denn die Rasenheizung ist auf dem höchsten Level deutscher Flachpass-Kultur schon seit Jahren Pflicht. Und mausgraue Novembertage werden erleuchtet von Flutlichtanlagen mit Mindestluxzahl. Soweit ist auch im Advent alles geregelt.

MV, der Schnee und die Trainer

Nur eben, dass die Kickers nur noch über die Dörfer tingeln. Und der VfB auch montags spielt – diesmal gegen die Lebkuchen-Verkäufer aus Nürnberg. Aber das ist eine andere Geschichte, die vielleicht einmal damit begonnen hat, dass der Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder seinen Trainern nach einem guten Stück Spielzeit häufig damit drohte, dass sie den ersten Schnee auf dem Ball nicht mehr sehen werden, sollte sich bis Weihnachten der Tabellenstand nicht zum Guten wenden. Der wilde Winnie, seufz, verlor so in Cannstatt seinen Arbeitsplatz. Und viele andere.

Mitleid schätzen Fußballlehrer erfahrungsgemäß aber so sehr wie zwei linke Füße ihres Mittelstürmers. Jürgen Klinsmann hat sich für seinen Rauswurf als Nationalcoach sogar noch per Video bei den Amis bedankt. Christian Streich allerdings, Badens Antwort auf Sokrates, schlug nach dem 1:4 gegen RB Leipzig das ehrliche Mitgefühl der Konkurrenz entgegen. Der Freiburger Mundart-Philosoph saß nach dem Abpfiff minutenlang regungslos am Spielfeldrand und scannte den Himmel über dem Dreisamstadion – nach der Antwort auf die Frage: Warum ist das Leben so ungerecht? Eine Denksportaufgabe allerdings, die auch im Advent ins emotionale Abseits führt. Warum fährt mein Nachbar Porsche und ich mit dem Fahrrad?

Per Huschrauber zu Rangnick

Es ist eben so, dass der wohlhabende Helden- und Brauseproduzent Dietrich Mateschitz aus Österreich eines Tages mit seinem Hubschrauber auf einem Fußballplatz in Großaspach landete. Und weil ganz in der Nähe der in ballorientierter Raumdeckung forschende Projektmanager Ralf Rangnick wohnt, dessen Eltern sich in Kuschnappel nahe Leipzig kennengelernt hatten, ist RB jetzt Tabellenführer. Oder so ähnlich. Und wenn es stimmt, was Sportdirektor Rangnick derzeit zum Besten gibt, dann wird es auch noch eine ganze Weile so bleiben.

Da ist es ein glänzender Einfall der Regie, dass ins bayerische Hochamt wieder ein versierter major domus eingeführt wurde, der sich nach einer besinnlichen Zeit in klosterähnlicher Atmosphäre aufs Neue wesentlichen Glaubensfragen widmet. Uli Hoeneß frohlockte nach der Wiederwahl: „Wir haben neben Dortmund einen zweiten Feind.“

Das Brechmittel

Dass RB Leipzig am Tag darauf dann doch nur noch „. . . tschuldigung, ein Gegner“ war, spricht für die friedenstiftende Wirkung der Adventszeit und sollte Wirkung auf den Zwist zwischen Hans-Joachim Watzke und Lothar Matthäus entfalten. Weil er einen Besuch von Bayern-Verteidiger Mats Hummels in der Kabine seines ehemaligen Arbeitgebers kritisierte, führt der BVB-Boss den Loddar in seiner Hausapotheke nur noch als Brechmittel: „Zum Kotzen.“ Die rhetorisch brillante Parade von Matthäus: „Soll er doch!“

Wir empfehlen gegen Reizmägen in der Adventszeit: Kerzchen, Sinatra und Tee vom Stövchen. Mit einem Schuss Red Bull.