Auf den Autofahrten grinst Josia die Fahrer oft an. Foto: Eileen Breuer

Josia leidet an einer Hirnschädigung. Der Junge aus Filderstadt kann sich kaum bewegen und so gut wie nicht sprechen. Der Besuch einer speziellen Schule hilft ihm sehr, doch bislang fehlt ihm ein Fahrer, und am Montag geht die Schule wieder los...

Bernhausen - Wenn man zur Tür reinkommt, grinst Josia. Er streckt einem den Arm zur Begrüßung entgegen, zugreifen und die Hand schütteln kann der Junge aber nicht. Er kann seine Bewegungen durch eine Hirnschädigungkaum kontrollieren. Deshalb sitzt er im Rollstuhl. Ein „Hallo“ kann er nicht aussprechen, dafür sagt er „A“ für Ja und schüttelt für Nein kräftig den Kopf. Das hat er in seiner Schule in Ulm gelernt.

Josia freut sich schon auf Montag. Dann nämlich beginnt für ihn nach den Ferien wieder der Unterricht. Jeden Tag macht er sich auf den Weg in die sonderpädagogische Schule „Fortschritt“ nach Ulm. Bisher hat ihn immer jemand gefahren, der gerade den Bundesfreiwilligendienst oder ein Praktikum macht. Dieses Jahr fehlt aber noch ein Fahrer. „Im schlimmsten Fall kann er am Montag nicht in die Schule“, sagt Alexandra Kopp, die Mutter von Josia.

Josia ist geistig fit, er will seinen Kopf trainieren

Als sie das erzählt, schüttelt ihr Sohn heftig den Kopf; sein Lächeln im Gesicht ist verschwunden. „Er äußert sich konkret, ob ihm etwas gefällt oder nicht“, sagt sie. Kopp betont, dass das nicht selbstverständlich sei. Denn um seinen Köper einigermaßen kontrollieren zu könne, besucht Josia schon jahrelang die Physiotherapie, die Logopädie und Verhaltenstherapiestunden.

In der Schule in Ulm sind alle Therapieformen integriert. Das erleichtert Josias Mutter das Leben sehr. Denn bei den staatlichen Schulen in der Umgebung sei das alles nicht ausreichend gegeben. Da müsste sie, wenn ihr Sohn nach Hause kommt, mit ihm zur Therapie fahren. „Das ist, wenn man noch zwei andere Kinder hat, kaum möglich.“

Kopp möchte aber vor allem eines: Ihr Kind fördern. Dabei geht es ihr aber nicht nur um den Körper: „Josia ist geistig fit und immer auf der Suche nach geistiger Nahrung.“ Deshalb gelte es, auch den Kopf zu trainieren. Dies sei in Ulm durch die konduktive Arbeit gegeben, bei der Körper und Geist miteinander verknüpft gefördert werden.

Ein Auto brauchen die Helfer nicht

Um am Montag wieder in der Schule starten zu können, muss noch ein Helfer her. Dessen Aufgabe ist es, Josia mit dem Auto zur Schule und wieder nach Hause zu fahren. Ein Auto brauchen die Helfer nicht, das wird gestellt. Ein Führerschein ist aber nötig. Der Arbeitstag beginnt um halb acht und endet etwa um 16 Uhr. In der Zwischenzeit betreut der Bundesfreiwilligendienstler die Kinder in der Schule gemeinsam mit den Lehrern. „Die Fahrer bekommen auch Hilfe vor Ort, sie werden nicht alleine gelassen“, sagt Kopp. Zuhause helfe sie Josia beim Einsteigen ins Auto, an der Schule unterstützen die Lehrer ihn beim Aussteigen.

Anfänglich gibt es immer Berührungsängste, sagt Josias Mutter: „Aber die Kinder zeigen schnell, dass sie die Betreuer mögen; dadurch entsteht ein Vertrauensverhältnis, und das baut Berührungsängste ab.“ Bei mehreren Fahrern seien am Ende des Bundesfreiwilligendienstes auch schon Tränen geflossen, weil sie den lebensfrohen Josia in ihr Herz geschlossen hatten.

Helfer gesucht

Für Josia wird derzeit noch jemand gesucht, der sich einen Bundesfreiwilligendienst im Bereich Sonderpädagogik vorstellen kann. Aber auch ein Pendler, der Josia zum Übergang mit zur Schule nimmt, hilft der Familie schon. Wer als Bufdi oder Pendler helfen möchte, kann sich bei der Tagesstätte Fortschritt per Telefon unter der Nummer 0731/ 9 27 48 82 oder per E-Mail an die Adresse fortschritt-ulm@t-online.de melden.