Der ehemalige BDI-Präsident Michael Rogowski. Foto: dpa

Der ehemalige BDI-Präsident Michael Rogowski wirbt für die FDP als "Bürokratiebremse und Sozialtourismusbremse", derweil bezeichnet er die Gemeinschaftsschule als "nicht das Gelbe vom Ei" für den künftigen Arbeitsmarkt.

Stuttgart/Berlin – Die Zahl der prominenten Unterstützer für die FDP wächst. Nach Berthold Leibinger, dem Seniorchef des Ditzinger Laserspezialisten Trumpf, macht sich nun auch der frühere Chef des Bundesverbandes der deutschen Industrie (BDI), Michael Rogowski, für die Liberalen stark. „Ich hoffe sehr, dass die FDP im nächsten Landtag von Baden-Württemberg wieder vertreten sein wird und in einer Koalitionsregierung dafür sorgt, dass der Liberalismus in diesem Land nicht völlig untergeht“, sagte Rogowski in einem Interview mit den Stuttgarter Nachrichten (Freitagausgabe). Ganz ähnlich hatte sich Leibinger Ende vergangenen Jahres geäußert, als er betonte, der CDU täte „ein Korrektiv“ gut.

Aus Sicht von Rogowski , der mehrere Jahre Vorstandschef des Heidenheimer Weltkonzerns Voith war und inzwischen die Voith-Stiftung leitet, werde die FDP mehr denn je gebraucht. „Wir erleben derzeit eine CDU, die immer weiter nach links wandert. Wir haben eine SPD, deren Standort man nicht so richtig kennt, und wir haben die Grünen. Herr Kretschmann macht keinen schlechten Job, aber meine Traumvorstellung einer Regierung ist die Kombination Grün-Rot nicht“, sagte Rogowski dem Blatt. Grundsätzlich gelte die Maxime, „ dass der Liberalismus das Individuum in den Mittelpunkt seiner Politik stellt und der Staat erst eingreift, wenn der Einzelne nicht weiterkommt“. Er setze deshalb im Bund wie in den Ländern darauf, so Rogowski, „dass die FDP als Bürokratiebremse und Sozialtourismusbremse auftritt“. Zudem müssten die Liberalen dazu beitragen, „die Bildungslandschaft möglichst pluralistisch zu gestalten“. Die Bildungspolitik, wie sie in Baden-Württemberg von der grün-roten Landesregierung betrieben werde, sei ihm „zu einseitig auf die Gemeinschaftsschule ausgerichtet“. Diese neue Schulform „hilft sicher in Sachen Integration, aber das Bildungsniveau steigert sie sicherlich nicht. Die Gemeinschaftsschule ist mit Blick auf die Herausforderungen, die junge Leute jetzt und in Zukunft auf dem internationalen Arbeitsmarkt haben, meines Erachtens nicht das Gelbe vom Ei“, sagte Rogowski.

Mit Blick auf die aktuelle Politik warf Rogowski den Regierenden deutliche Versäumnisse vor: „Wenn ich über die Autobahnen, aber auch über manche Landesstraße fahre, ist das eine mittelgroße Katastrophe. Viele unserer Straßen sind in einem erbärmlichen Zustand. Das passt nicht zu einem Wirtschaftsstandort wie Baden-Württemberg. Die Investitionen in die Infrastruktur sind seit Jahren viel zu gering.“ Eine ähnliche Entwicklung gebe es beim Abbau von Bürokratie für die Unternehmen: „ Da verspricht die Politik auch seit Jahren, etwas zu tun, aber in Wahrheit wird es immer mehr, wie man an der Zahl der Gesetze und Verordnungen sieht.“