Fast fertig und größtenteils schon bezogen: das BBG Office Center der städtischen Baugesellschaft. Foto: factum/Granville

Bis vor drei Jahren lief die Vermietung noch schleppend, nun floriert der Büromarkt auf dem Flugfeld. Abgesehen von der guten Konjunktur befördern auch die niedrigen Zinsen solche Projekte.

Böblingen - Das erste Bürogebäude auf dem Flugfeld war noch ein Zuschussgeschäft: Fast drei Millionen Euro musste der Zweckverband für den gemeinsamen Stadtteil von Böblingen und Sindelfingen für den Leerstand im Forum 1 berappen. Zwischen 2011 und 2014 hätten Teile der Flächen „nur schleppend“ vermietet werden können, lautet die Erklärung. „Der lange Atem hat sich ausgezahlt“, sagt der Verbands-Geschäftsführer Peter Brenner mittlerweile. Das Forum 1 sollte als Anreiz für die Ansiedlung weiterer Bürohäuser dienen. Der Plan ist anscheinend aufgegangen: Gerade ist mit dem Bau eines fünften Bürogebäudes auf dem Flugfeld begonnen worden. Aber vor allem die gute Konjunktur und die niedrigen Zinsen begünstigen die aktuellen Investitionen.

Strabag will mit „Lift-Off“ abheben

„Lift-Off“ nennt Strabag sein Projekt, mit dem das Bauunternehmen auf dem Grundstück neben dem Forum 1 abheben will. Das sechsgeschossige Gebäude kostet etwa 30 Millionen Euro und soll bis Ende 2018 fertig werden. Rund 8000 Quadratmeter werden darin als Büros vermietet. Mit der Vermarktung wurde im Dezember begonnen. „Die Nachfrage ist da“, sagt der Firmensprecher Timo Haep. Es gebe viele Anfragen, Gespräche mit Interessenten laufen. Strabag macht vor allem mit dem Standort Werbung: „Vom Lift-Off ist die A 81 ebenso schnell erreicht wie der Bahnhof Böblingen mit S-Bahn-Anschluss“.

Darauf führt auch die Böblinger Baugesellschaft (BBG) ihren Erfolg mit dem Office Center zurück: Das zweite reine Bürogebäude auf dem Flugfeld ist im Februar eröffnet worden und zu 95 Prozent vermietet. Von fast 7500 Quadratmetern sind 400 noch frei – und damit ist die BBG „sehr zufrieden“. Im Sommer sind die Arbeiten an dem Zwölf-Millionen-Bau abgeschlossen, einige Mieter haben ihre Räume an der Konrad-Zuse-Straße schon bezogen. Ein Büroeinrichter, ein Softwareentwickler, ein Automobilzulieferer, ein Notariat und eine Unternehmensberatung sind unter anderem dabei. „Grundsätzlich sehen wir aufgrund der boomenden Wirtschaft eine starke Nachfrage nach modernen Büroflächen“, erklärt die Baugesellschaft.

Jetzt schon das zweite Projekt: 46 Millionen Euro für das Airfield Office

Ganz große Stücke auf das Flugfeld hält die Firma W2 Development. Ende April hat sie mit dem Airfield Office den Grundstein für ihr zweites Büroobjekt direkt neben der Strabag-Baustelle gelegt. Die Investitionssumme beträgt 46 Millionen Euro. Von Herbst 2018 an sollen in den fünf Stockwerken etwa 11 400 Quadratmeter für Büros und Handel zur Verfügung stehen. Bei der Grundsteinlegung waren mehr als zehn Prozent davon vergeben. „Das ist schon sehr früh“, sagt Frank Widmann, der W2-Geschäftsführer. Normalerweise gehe das Vermieten erst mit dem Rohbau los. „Wir haben auch keine Bedenken, dass es voll wird“, der Markt vertrage durchaus die Ballung mehrere neuer Bürogebäude.

Frank Widmann hat schließlich selbst dazu beigetragen: Sein Flugfeld Office, für elf Millionen Euro gebaut, ist komplett vermietet. Bis Juli werden alle Firmen die 3200 Quadratmeter bezogen haben. Bei den Mietpreisen hat W2 das Niveau von Stuttgart-Vaihingen erreicht mit 15 Euro pro Quadratmeter, in der Stuttgarter Innenstadt werden in Neubauten 24 Euro fällig. „Das Flugfeld ist einfach klasse“, findet der Projektentwickler.

Die hervorragende Konjunktur in den Bereichen Maschinenbau und Automobil befördert sein Geschäft. Daimler investiere mehr als eine Milliarde in sein Sindelfinger Werk, und das Elektroauto müsse entwickelt werden, nennt er als Motoren für die Büronachfrage. „Dass die Zinsen so niedrig sind, hilft auch beim Bauen“, ergänzt Frank Widmann ein. Und dass er für das Airfield Office einen Käufer findet, darüber muss er sich keine Sorgen machen. Die Nachfrage nach solchen Immobilien ist hoch, Versicherungen und Fonds haben momentan viel Geld übrig für diese Investitionen.

Bei den Mietern kommen die Büros deshalb so gut an, weil sie neu und hochwertig ausgestattet sind. Eine Firma vom Flugfeld Office ist deshalb vom Gewerbegebiet Hulb ins Flugfeld übergesiedelt. Es ist zwar ebenfalls hervorragend an die Autobahn und die S-Bahn angeschlossen. Was dort aber fehlt, ist die Qualität des Neubaus.

Niedrigster Leerstand seit langem

Stuttgart - Mit ihren Büromärkten zählen Böblingen und Sindelfingen zu den vier herausragenden Städten in der Region Stuttgart. Nur Leinfelden-Echterdingen und Ludwigsburg können laut der Büroimmobilien-Marktstudie der Firma Bulwiengesa vom Jahr 2013 mit den Nachbarstädten mithalten. Der unangefochtene Spitzenreiter für Büroimmobilien ist aber die Landeshauptstadt selbst. 2016 hat die Nachfrage dort alle Erwartungen übertroffen: Der Leerstand ist im vergangenen Jahr dem Büromarktbericht von Ellwanger und Geiger zufolge auf 2,6 Prozent geschrumpft. In der Region liegt er mit vier Prozent nur unwesentlich höher.

Stuttgart gehört zu den sechs großen deutschen Büromärkten

Stuttgart und die Landkreise drumherum stellen mittlerweile andere deutsche Großstädte in den Schatten, was den Büromarkt angeht. Mit einem Bestand von knapp 18 Millionen Quadratmetern zählt die Region nach den Zahlen der Wirtschaftsförderung zu den sechs größten Büromärkten in Deutschland. Stuttgart weist außerdem die niedrigste Leerstandsquote unter den deutschen Büromarktmetropolen auf. „Kennzeichnend für den Bürostandort ist seine ausgesprochene Stabilität, gerade auch in wirtschaftlichen Schwächephasen“, heißt es in dem Bericht der Wirtschaftsförderung. Die Stadt Stuttgart hat 8,5 Millionen Quadratmeter an Bürofläche zu bieten. Sindelfingen kommt laut dem Verband auf 700 000 Quadratmeter, Leinfelden-Echterdingen auf 530 000, Ludwigsburg auf 490 000 und Böblingen auf 465 000 Quadratmeter. Esslingen und Fellbach werden von der Büroimmobilienmarktstudie noch in die mittelgroßen Märkte eingeordnet, alle anderen Kommunen würden nur über Büromärkte von lokaler Bedeutung verfügen, analysierte Bulwiengesa.

Im Kreisvergleich ist Böblingen auf Platz 2

Im Kreisvergleich hat allerdings Esslingen mit 2,15 Millionen Quadratmeter Bürofläche das meiste zu bieten. Der Kreis Ludwigsburg kommt mit fast zwei Millionen auf Platz zwei, in Böblingen gibt es der Studie aus dem Jahr 2013 zufolge rund 1,8 Millionen Quadratmeter. Der Rems-Murr-Kreis folgt mit 1,6 Millionen und Göppingen mit fast 900 000 Büro-Quadratmetern. Das Umland profitiert von der Tatsache, dass es in Stuttgart kaum noch freie Flächen für Neubauten gibt.

Allerdings wird die Fläche für Gewerbe und Industrie insgesamt knapp, wie der Verband Region Stuttgart am Donnerstag moniert hat. Laut Walter Rogg besteht dringender Handlungsbedarf. Aus Sicht des Geschäftsführers der Wirtschaftsförderung liegen die „Nachfrageschwerpunkte“ nach Stuttgart in Ludwigsburg, Böblingen und Sindelfingen sowie Esslingen und Waiblingen mit Fellbach. .

Wobei Rogg ein Ende des Bürobooms erkennt: „Besonders stark nachgefragt werden in den nächsten Jahren Flächen für Logistik sowie Forschung und Entwicklung, während Produktionsflächen konstant bleiben und Büros nur noch leicht zulegen werden“, lautet seine Prognose. Momentan seien jedoch neue und moderne Büroflächen nach wie vor gefragt. Räume, die nicht mehr den heutigen Anforderungen entsprächen, hätten es dagegen schwer und würden teilweise vom Markt genommen.