In der voll besetzten Festhalle konnten Bürger ihre Fragen direkt an den Oberbürgermeister richten – und erhielten prompt Antwort. Foto:  

Auf großes Interesse ist die Bürgerversammlung mit OB Fritz Kuhn gestoßen. Besser werden soll etwa die Verkehrssituation in Zuffenhausen, forderten zahlreiche Bürger.

Zuffenhausen - „Schön, dass Sie trotz des liederlichen Sauwetters hergefunden haben“, lobte Oberbürgermeister Fritz Kuhn die zahlreichen Besucher, die in die Festhalle der Hohensteinhalle gekommen waren. Begleitet von sechs seiner sieben Bürgermeister und Bezirksvorsteher Gerhard Hanus stellte er sich nach einer rund 20-minütigen Begrüßungsrede noch rund zwei Stunden den Fragen der Bürger.

Zuffenhausen sei ein „weltbekannter Wirtschaftsstandort“, der trotzdem durch seine Parks, Landschafts- und Naturschutzgebiete sowie sechs Kleingartenanlagen viel Grün und damit auch Lebensqualität böte. Überdurchschnittlich sei die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund (55 Prozent) im Vergleich zur Gesamtstadt (42,2 Prozent). Überdurchschnittlich hoch sei aber auch die „sehr aktive Beteiligung der Bürger am sozialen und gesellschaftlichen Leben“. Dies sei spürbar in Vereinen wie auch beim Umgang mit den 210 Flüchtlingen im Bezirk. „Wir müssen das bürgerschaftliche Engagement sichern, bevor die Leute hierher kommen – das läuft in Zuffenhausen besonders gut“, sagte der OB in Bezug auf die Flüchtlingsbetreuung. Sein Augenmerk liege künftig darauf, eine „Gleichverteilung der Flüchtlinge auf alle Stadtteile gut hinzubekommen“.

Zwei „megagroße Probleme“

Zwei „megagroße Probleme“ gebe es in Stuttgart, die sich auch in Zuffenhausen widerspiegelten: der viele Verkehr und der Mangel an bezahlbarem Wohnraum. „Ich habe mich dem sozialen Wohnungsbau verschrieben“, sagte Kuhn. „Mein Ziel ist es, dass wir jährlich 600 geförderte Wohnungen schaffen.“ Noch sei diese Zahl allerdings nicht erreicht.

Das andere Problem sei der Verkehr: „Wir haben als Autostadt mehr Autos auf der Straße, als wir vertragen.“ Er sei kein OB, der das Auto verteufle, sondern „wir sind ein freundlicher Standort für Betriebe aus dem Automobilsektor“. Es handle sich aber generell um ein schwieriges Spannungsverhältnis zwischen Wirtschaft und Umwelt: Einerseits sei man abhängig von der Autowirtschaft, könne andererseits jedoch nicht einfach sagen, „kauft euch ein Auto, aber fahrt damit nicht in die Stadt“, so Kuhn: „Diese Spannung müssen wir aushalten.“ Ziel sei es, eine Entlastung für die Straßen zu finden. „Jeder gute Stuttgarter fährt, wenn er kann, mit der Stadtbahn.“ Es sei ein „guter Beitrag für die Stuttgarter Luft, wenn die Leute mit Bus und Bahn in die Stadt fahren“. Den Preis für die Tickets könne man jedoch nicht einfach senken. „Wir sind in einer Phase, wo wir Milliarden investieren müssen, da braucht man das Geld“, sagte Kuhn. Der öffentliche Personennahverkehr könne und solle noch besser werden.

Bürger fordern weitere Tempo-30-Zonen

Besser werden soll auch die Verkehrssituation in Zuffenhausen, forderten zahlreiche Bürger in der anschließenden Fragerunde – etwa durch den Abriss der Auffahrt an der Friedrichswahl. Für weitere Planungsmittel seien im Doppelhaushalt 250 000 Euro angemeldet. Die Umgestaltung des Bereichs koste 30 Millionen Euro. „Wir müssen erst zu Ende planen und schauen, welche Alternative die beste ist, und dann reden wir über die Finanzierung.“ Den Vorschlag, auf Teilen der B10/27 Tempo 50 umzusetzen, will Kuhn prüfen lassen. Auch versprach er, die in Zuffenhausen „errechneten“ Feinstaubwerte genauer unter die Lupe zu nehmen. Was die Forderung von Bürgern nach weiteren Tempo-30-Zonen im Bezirk angeht, so seien diese nicht ohne weiteres umzusetzen. Auf zwei Dritteln der insgesamt 1500 Straßenkilometer in Stuttgart gälten bereits Tempo 30, sagte Ordnungsbürgermeister Martin Schairer: „Die restlichen Straßen sind Vorbehaltsstraßen“, denn der Verkehr müsse auch fließen. „Überall Tempo 30 geht nicht, wir wollen ja auch von A nach B kommen.“ Die Verwaltung wolle allerdings prüfen, vor welchen Schulen Tempo-30-Zonen eingerichtet werden könnten. Fritz Kuhn ergänzte, dass auch die SSB ein Interesse daran habe, dass teilweise schneller gefahren werden könne. „Wenn wir überall in Stuttgart Tempo 30 hätten, würden die Bustakte nicht mehr stimmen, das würde gigantische Kosten nach sich ziehen.“

Die geplante Biogasanlage im Gewann Hummelbrunnen-Süd sei alternativlos, erklärte Kuhn, die Kapazitäten der Anlage in Ludwigsburg reichten für eine Kooperation mit Stuttgart nicht aus. „Klassische Ausgleichsmaßnahmen“ für die Anlage seien auf dem Baugrundstück geplant, sagte Bürgermeister Matthias Hahn.

Bürgermeisterin Susanne Eisenmann sicherte besorgten Eltern aus Zazenhausen zu, dass sie ihre Kinder im Stadtteil in die Grundschule bringen könnten, gegebenenfalls würden Lösungen mit Containern als Klassenzimmer verwirklicht.

Weitere Forderungen der Bürger waren unter anderem eine bessere Taktung der Buslinie 401, ein Jugendtreff am Entenweg 20, die Baugenehmigung für Sportgeräte an der Rotweganlage, Lärmschutz an der B10/27 sowie im Gebiet Schwieberdinger Straße, Querungsmöglichkeiten an der Zazenhäuser Straße sowie einen Blitzer an der Haldenrainstraße. Der Oberbürgermeister versprach, offene Fragen klären zu lassen und Forderungen zu prüfen. Wer am Abend keine direkte Antwort bekommen habe, erhalte sie schriftlich. „Ich bedanke mich für Ihr Interesse“, wandte er sich ans Publikum. „Die Bürgerversammlung hat sich für uns gelohnt, jetzt wissen wir, wo der Schuh drückt.“