Die Bürger haben bei der Versammlung kritische Fragen gestellt. Foto: Christoph Kutzer

Parkplatznot und Haltestelle Pragfriedhof: Verkehrsthemen standen bei der Einwohnerversammlung im Stuttgarter Norden im Mittelpunkt.

S-Nord -

Noch ist ein Bürgerhaus im Norden Zukunftsmusik. So fand die Einwohnerversammlung am Montag in der Sparkassenakademie Baden-Württemberg am Pariser Platz statt. Das erwies sich als durchaus passend. Eine akute Problemzone für etliche Bürger liegt liegt in unmittelbarer Nähe: Die für Dezember geplante Stilllegung der Haltestelle Pragfriedhof und der kostenintensive neue Halt am Budapester Platz erhitzten nach wie vor die Gemüter und prägten die Diskussion mit OB Fritz Kuhn und seiner Bürgermeisterriege.

Kritik: Planung geht an Bürgern vorbei

„Erst wurden hier Seniorenwohnungen verkauft, die mit einer direkten Bahnanbindung beworben wurden und nun soll die wieder wegfallen“, empört sich eine Anwohnerin der Mönchstraße. Da im Gebiet bis zu 500 weitere Wohnungen entstehen sollen, hätte der Stadtbahnhalt, der bereits jetzt sehr gut angenommen wird, per se eine Zukunft. Warum die SSB das Provisorium nicht zur festen Einrichtung machen will, darüber gehen die Meinungen auseinander. Dass der Streckenneubau und die Haltestelle am Budapester Platz rund 100 Millionen Euro verschlingen werden, stößt den Verfechtern eines Halts am Pragfriedhof jedenfalls bitter auf. Die Planung gehe am Interesse der Bürger vorbei, so die Kritik. Während die Gegner der Stilllegung größere Erschwernisse für Senioren und eine Verlängerung des Schulwegs für Schüler der Pragschule kommen sehen, verweist Martin Schairer, Bürgermeister für Sicherheit, Ordnung und Sport auf die umliegenden Haltestellen. „So schlimm, wie Sie es darstellen, ist es gar nicht“, versucht er, die Argumente der Unzufriedenen zu entkräften. „Ich habe selbst die Pragschule besucht und kann auf 65 Jahre Erfahrung mit dem Gelände rund um die Friedhofstraße zurückgreifen.“

Oberbürgermeister Fritz Kuhn sieht sich indessen vor vollem Saal mit dem unterschwelligen Vorwurf konfrontiert, zu wenig für eine Senkung der Fahrpreise im ÖPNV zu tun. Es sei eine Frage der Glaubwürdigkeit, dass in dieser Hinsicht endlich etwas geschehe, meldete sich ein Herr zu Wort und setzt hinzu, SSB-Vorstand Wolfgang Arnold müsse die Preise im Grunde halbieren. Sie lägen 300 Prozent über denen anderer Städte. Kuhn kontert mit dem Verweis auf die bedeutenden Investitionen in den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, etwa die Verlängerung der U 2. Wenn durch Fahrpreissenkungen finanzielle Verluste entstünden, müsse die Stadt aus eigener Kasse aushelfen, gibt er zu bedenken. Zudem entwirft er das Szenario von heillos überfüllten Bahnen, wenn bei zu niedrigen Fahrpreisen und gleichbleibender Kapazität zu viele Menschen den ÖPNV nutzten. Sein Fazit: „Dann wird auch niemand mehr vom PKW auf die Stadtbahn umsteigen.“

Kein Anspruch auf einen Parkplatz

Ein Dauerbrenner ist immer noch die Parksituation am Milaneo. „Was bringt mir mein Parkausweis, wenn ich keinen Parkplatz finde?“, so eine Anliegerin. Schairer verweist darauf, dass die im Zuge des Parkplatzmanagements erteilte Parkberechtigung keineswegs ein Anrecht auf einen Parkplatz bedeute. „Das können Sie für 30 Euro nicht erwarten“, so der Bürgermeister. Was die Nebenwirkungen des Milaneo angeht, finde Kuhn an diesem Abend deutliche Worte, für die er Applaus erntet: „Ich werde solche Projekte nicht mehr vorantreiben. Die Grenze des Erträglichen ist erreicht und nun ist wichtiger, die Einkaufsqualität in der City zu verbessern.“

Zahlreiche Wünsche und Anregungen werden diskutiert. Auch Bezirksvorsteherin Sabine Mezger äußert eine Vision für die Zukunft im Norden: „Ich hoffe, dass die nächste Einwohnerversammlung in sechs oder sieben Jahren nicht mehr an der Grenze, sondern mitten im Stadtbezirk stattfinden kann.“