Die rund 80 anwesenden Mitglieder des Bürgervereins waren sich bei den Abstimmungen am Freitagabend weitestgehend einig. Foto: Torsten Ströbele

Der Bürgerverein hat auch bei der Mitgliederversammlung niemanden für die erste Reihe im Vorstand gefunden. Zudem könnte noch Ärger mit der ehemaligen Vorsitzenden Adriane Haußmann anstehen, der einstimmig die Entlastung verweigert wurde.

Stuttgart-Stammheim - Die gute Nachricht zuerst: Den Stammheimer Bürgerverein wird es weiterhin geben. Allerdings haben sich auch am Freitagabend im Rahmen der Mitgliederversammlung kein neuer erster und auch kein neuer zweiter Vorsitzender gefunden. „Nach meinem Kenntnisstand können wir so maximal ein Jahr weitermachen“, sagte Andreas Lassak, der nicht mehr für das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden kandidierte. Er führte „persönliche und private Gründe“ für seine Entscheidung an, ließ sich aber als Beisitzer in den erweiterten Vorstand wählen.

Lassak hatte die Führung des Vereins nach dem Rücktritt der Vorsitzenden Adriane Haußmann am 17. August vergangenen Jahres kommissarisch übernommen. „Ich wurde aber unheimlich stark von allen Vorstandsmitgliedern unterstützt“, lobte er seine Mitstreiter. „Wir werden nun im April oder Mai noch einmal in Klausur gehen und beraten, wie es weitergeht.“ Einen Vorstandssprecher soll es aber auf jeden Fall geben. Wer diesen Posten übernimmt, wird sich noch zeigen. Mögliche Kandidaten sind aus dem alten und neuen Vorstandsteam Schriftführer Klaus Lang, Kassier Richard Mellmer, die Beisitzer Lassak, Martin Hechinger, Franz Rhein, Werner Kraus, Georg Kämmler, Roland Kellner, Andrea Vo-Van und Edith Hasl. Ergänzt wird die Riege seit Freitag durch die neuen Beisitzerinnen Alexandra Kienzle, Melanie Schuttenberg und Anne Gabius.

Das neue Vorstandsteam soll sich erst einmal beschnuppern

Letztere hat sich in den vergangenen Monaten schon intensiv mit der Klage gegen das Bauvorhaben am Güterverkehrszentrum Kornwestheim beschäftigt. Die Nachbarstadt plant bekanntlich an der Grenze zu Stammheim neue Gewerbegebiete, zum Teil mit 24-Stunden-Betrieb (wir berichteten). „Es ist wie der Kampf eines kleinen gallischen Dorfes gegen eine große Stadt“, sagte die Rechtsanwältin und schmunzelte. Doch auch ihrem Einsatz ist es zu verdanken, dass mittlerweile konkrete Verhandlungen über den Lärmschutz für die Stammheimer geführt werden. „Da steckt mein Herzblut drin“, sagte Gabius.

Für den Posten als Vorsitzende oder Stellvertreterin standen aber weder sie noch die beiden anderen neuen Beisitzerinnen zur Verfügung – womit Bezirksvorsteherin Susanne Korge gut leben konnte: „Es ist ein super Vorstandsteam, in das die Neuen sehr gut hinweinwachsen können. Jetzt sollen sie erst einmal hineinschnuppern, ob es ihnen gefällt. Und vielleicht ist ja dann jemand dabei, der sich vorstellen kann, auch den ersten oder zweiten Vorsitz zu übernehmen.“ Der Verein habe nach dem Reinfall mit Adriane Haußmann nun Zeit, sich an der Spitze neu aufzustellen.

Der ehemaligen Vorsitzenden wird die Entlastung verweigert

Um das Thema Haußmann kam auch der Vorstand des Bürgervereins am Freitagabend nicht drumherum. Andreas Lassak schlug den rund 80 Anwesenden vor, die erste Vorsitzende Haußmann nicht zu entlasten. Der Grund: Im April 2015 habe der Vorstand den Beschluss gefasst, eine neue Internetseite gestalten zu lassen. Die alte sei nicht mehr aktualisierbar, hätten Experten damals gemeint. Man habe ein Angebot eingeholt und Adriane Haußmann bevollmächtigt, die neue Internetseite www.buev-stammheim.de für den Verein umsetzen zu lassen, sagte Lassak. Nach dem Rücktritt der Vorsitzenden habe man dann festgestellt, dass die neue Internetseite gar nicht auf den Bürgerverein registriert sei, sondern auf die Firma Deinara Enterprise, die Adriane Haußmann gehöre. So sei das nicht vereinbart gewesen. „Wir sind mit Frau Haußmann in Kontakt. Noch unterhalten wir uns und streiten nicht. Wir versuchen, uns gütlich zu einigen“, sagte Schriftführer Klaus Lang. Rund 2700 Euro hat der Bürgerverein für die neue Homepage schon bezahlt. Das sei auch in Ordnung, denn die vereinbarten Leistungen seien erbracht worden, betonte Lassak. „Jetzt muss die Internetseite aber auch noch in unseren Besitz übergehen, und zwar ohne noch einmal etwas dafür bezahlen zu müssen“, sagte Lang. Ob das klappe, sei noch nicht ganz klar. Er schätzt, dass man in vier Wochen mehr wisse.

Die Mitglieder des Bürgervereins folgten auf jeden Fall dem Vorschlag von Andreas Lassak und verweigerten Haußmann einstimmig die Entlastung. Die ehemalige Vorsitzende war am Wochenende für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.