Gerda Fischer (Mitte) tritt einen Schritt zurück und hat den Vorsitz im Bürgerverein an Monika Drautz und Volker Grosser abgegeben. Foto: Alexandra Kratz

Nach einem Vierteljahrhundert ist Gerda Fischer (Mitte) als Vorsitzende des Bürgervereins Möhringen zurückgetreten. Künftig teilen sich Volker Grosser und Monika Drautz das Amt.

Möhringen - Eine Überraschung war es nicht, schade ist es allemal. Nach einem Vierteljahrhundert hat Gerda Fischer den Staffelstab weitergegeben. „Ich habe schon seit ein paar Jahren ernsthaft versucht, zurückzutreten“, sagt die 77-Jährige. Das Alter fordere eben doch seinen Tribut. Früher sei sie immer eingesprungen, wenn Not am Mann war. Doch mittlerweile sei ihr das gesundheitlich nicht mehr möglich. „Ich kann den Posten nicht mehr so ausfüllen, wie ich einen solchen Posten gern ausfüllen möchte“, sagt Fischer.

Ein bisschen Wehmut ist dabei. Gerda Fischer ist eine Institution in Möhringen. Obwohl sie keine Ur-Möhringerin ist. Geboren wurde sie auf der Schwäbischen Alb. 1968 kam sie der Liebe wegen nach Möhringen. „Aufgrund von Geschehnissen, die ich nicht habe hinnehmen wollen“, trat Fischer Mitte der 1970er-Jahre in den Bürgerverein ein. Damals sollte zwischen Möhringen und Sonnenberg beispielsweise die Veronika-Klinik gebaut werden. Dafür hätten etliche Bäume gefällt und viel Fläche versiegelt werden müssen. Schlussendlich konnte das Projekt verhindert werden. Doch auch danach blieb Fischer dem Bürgerverein treu. Sie war viele Jahre bereits Mitglied im Vorstand bevor sie 1990 den Vorsitz von Albrecht Schwabenthan übernommen hat.

Das Amt hat ihr viel Spaß gemacht

Auf die Frage, wie sie es so lange als Vorsitzende ausgehalten habe, antwortet Fischer: „Ich weiß auch nicht, es hat sich einfach immer wieder etwas Neues ergeben.“ Außerdem hätten die potenziellen Nachfolger nicht gerade Schlange gestanden. „Und so habe ich von Jahr zu Jahr verlängert“, sagt Fischer und ergänzt: „Aber ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es mir keinen Spaß gemacht hat.“

Gerda Fischer ist eine Frau, die gern anpackt. „Mich ärgert es, wenn jemand immer gleich woanders hinrennt, wenn er Geld braucht. Man kann für eine gute Sache auch einmal ein bisschen arbeiten“, sagt die 77-Jährige und erinnert an einen Kindergarten, der einst Geld brauchte, und einen Dekan, der sagte: „Macht doch erst einmal einen Stand auf dem Christkindlesmarkt. Wenn nicht genug Geld zusammenkommt, können wir über den Rest reden.“

Der Christkindlesmarkt bleibt das Steckenpferd

Der Christkindlesmarkt ist und bleibt das Steckenpferd des Bürgervereins. „Es ist der größte rein karitative Markt in Stuttgart und weit darüber hinaus“, sagt Fischer. „Das wollen wir beschützen.“ Der Christkindlesmarkt ist aber bei Weitem nicht die einzige Veranstaltung. Doch was auch immer der Bürgerverein macht: „Uns geht es darum, den Stadtteil zu beleben. Möhringen soll liebenswert und lebenswert sein und bleiben“, sagt Fischer. Die Leute sollen für einen Schwatz zusammenkommen. „Das ist uns wichtig.“

Gerda Fischer bleibt dem Bürgerverein erhalten. „Es wird noch viele Fragen geben, die Frau Fischer beantworten muss“, sagt Volker Grosser. Er hat zusammen mit Monika Drautz den ersten Vorsitz übernommen. „Eigentlich wollte ich das Amt nicht haben“, gibt Grosser zu. Doch zusammen mit Monika Drautz als gleichberechtigtem Vorstandsmitglied und Birgit Brandt als Stellvertreterin sei er guter Dinge. „Gemeinsam bekommen wir das hin.“ Da ist der 65-Jährige sicher. Schließlich sind alle schon seit Jahren im Bürgerverein aktiv. „Wir waren immer ein gutes Team. Anders geht es gar nicht“, sagt Fischer.

Gerda Fischer ist Ehrenvorsitzende

Sie selbst wurde zur Ehrenvorsitzenden des Bürgervereins ernannt, will weiter im Bastelkreis für den Christkindlesmark aktiv sein und auch sonst helfen, wo sie kann. „Davon abgesehen, wird mich die Amtsübergabe bestimmt noch ein halbes Jahr beschäftigen“, sagt Fischer und lacht. Viele Aktenordner müssen gesichtet und sortiert werden. „Da wird mir so schnell nicht langweilig.“