Nach einer Zeichnung von Professor Laurmann: Zur Erinnerung an den alten Bürgerverein (1874 bis 1934). Foto: privat

Der Bürgerverein feiert sein 140-jähriges Bestehen in der Pauluskirche. Ein Rück- und Ausblick. Während des ersten Teils des Abends nur geladene Gäste und Mitglieder beiwohnen werden, öffnet der Bürgerverein von 19.30 Uhr an die Türen.

Zuffenhausen - Der Bürgerverein Zuffenhausen setzt sich seit mittlerweile 140 Jahren für die Belange der Menschen im drittgrößten Stuttgarter Stadtbezirk ein. Dieser nicht alltägliche Geburtstag wird am Freitag, 28. März, in der Pauluskirche, Unterländer Straße 15, gefeiert. Während des ersten Teils des Abends nur geladene Gäste und Mitglieder beiwohnen werden, öffnet der Bürgerverein von 19.30 Uhr an die Türen für alle, die zu den Klängen der Brenz Band tanzen wollen. Um 20 Uhr beginnt das Konzert der Musiker mit und ohne Behinderung. Der Eintritt ist frei.

Die Bundesstraßen sind bis Heute ein Thema

Zu Beginn der Veranstaltung wird unter anderem die Vorsitzende des Bürgervereins, Christina Kolb, einen kleinen Einblick in die Geschichte des Vereins geben. Der Fokus wird dabei klar auf der Zeit ab Mitte der 1960er Jahre liegen, als sich der Verein nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aktiv ins Geschehen in Zuffenhausen einmischte. Die Mitglieder unterstützten zu dieser Zeit unter anderem den Bau eines Frei- und Hallenbades sowie einer Festhalle. Doch mit einer anderen Bautätigkeit waren sie ganz und gar nicht einverstanden: Um den Neubau der Bundesstraßen 10 und 27 auf Zuffenhäuser Gemarkung zu stoppen, zog der Bürgerverein sogar vor das Verwaltungsgericht. Die Begründung lautete damals: „Im Interesse unserer Mitglieder, welche bei Verwirklichung dieser Pläne aus Zuffenhausen teilweise vertrieben und teilweise unerträglichen Lärm- und Abgasbelästigungen ausgesetzt würden, müssen wir eine derartige Planung ablehnen.“ Gebaut wurden die Bundesstraßen dennoch, aber der Bürgerverein beschäftigt sich bis heute mit dem Thema. „Unser zurzeit wichtigstes Anliegen ist die Reduzierung der negativen Auswirkungen, die sich durch die Trennung des Stadtteils durch die B 10/27 ergeben haben“, sagt Kolb. Maßgeblich beteiligt sei man zum Beispiel beim Bau der Lärmschutzwand entlang der beiden Bundesstraßen gewesen. Eine kleine Verbesserung für die Zuffenhäuser, sagt Kolb.

12 000 Unterschriften wurden gesammelt

Doch durch den Bau des Rosensteintunnels erwartet der Bürgerverein nun wieder mehr Lärm und Schadstoffe, die mit dem dann stark erhöhten Verkehrsaufkommen auf der B 10/27 einhergehen. „Nicht nur deshalb fordern wir schon seit Jahren den Abriss der Auffahrtsrampe an der Friedrichswahl und die Tieferlegung der B 10/27.“ Mehr als 12 000 Unterschriften habe man schon gesammelt und an den damaligen Oberbürgermeister Wolfgang Schuster übergeben. Doch auch das hat das Projekt nicht beschleunigt. Weiterhin ist nicht klar, wann die Rampe abgerissen wird. „Aber immerhin, man höre und staune: Nach 47 Jahren, in denen wir uns bemüht haben, stimmt die Stadt Stuttgart inzwischen aus ökologischen und wirtschaftlichen Gründen dem Abriss der Rampe zu“, sagt Christina Kolb. „Wir werden weiter dranbleiben und nachhaken.“

Stiftung zur Verbesserung der Lebensqualität

Der Bürgerverein fungiert aber nicht nur als kritische Stimme im Bezirk. Mitgewirkt hat man unter anderem beim Bürgerball und Weihnachtsmarkt, den man einige Jahre sogar federführend organisierte. Eine Karte zum Rundwanderweg Zuffenhäuser Hirt hat der Verein herausgegeben wie auch das Buch „Ansichtskarten“. Seit 1979 verleiht der Verein die Bürgermedaille „Zuffenhäuser Hirt“ an verdiente Bürger und hat sogar 2004 eine eigene Stiftung ins Leben gerufen, um den Bezirk zu verschönern und die Lebensqualität zu verbessern. Knapp 17 500 Euro wurden bislang für Projekte in Zuffenhausen gespendet, darunter der Basketballkorb am Bahnhofsvorplatz oder der historische Brunnen am Bezirksrathaus. Zudem gibt es Ausflüge sowie Besichtigungen für die rund 400 Mitglieder des Vereins, der sich auch an der Fahrrad-Offensive und am Fleckenfest beteiligt.