Herumliegender Müll in der Stadt nervt viele Stuttgarter, wie die Bürgerumfrage zeigt. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Trotz hoher Zufriedenheitswerte bei der Lebensqualität: Den Stuttgartern brennen viele Probleme unter den Nägeln. Neben dem Straßenverkehr sind es vor allem die hohen Mietpreise, die die Bürger bemängeln.

Stuttgart - Trotz diverser Probleme stuft eine deutliche Mehrheit der Stuttgarter die Lebensqualität in der Landeshauptstadt als gut bis sehr gut ein. Das ist das Ergebnis der alle zwei Jahre stattfindenden Bürgerumfrage, das Ordnungsbürgermeister Martin Schairer (CDU) und der Leiter des statistischen Amts, Thomas Schwarz, am Donnerstag im Rathaus vorgestellt haben. Gleichwohl hat sich die Zufriedenheit gegenüber der Umfrage von vor zwei Jahren leicht verschlechtert: 2015 waren noch 84 Prozent der Ansicht, Stuttgart sei eine Stadt mit hoher Lebensqualität. Jetzt meinen dies nur noch 80 Prozent. Für die repräsentative Erhebung wurden zwischen April und Juni insgesamt 9400 Stuttgarter befragt, 4144 ausgefüllte Fragebogen flossen schließlich in die Auswertung ein. Das entspricht einer Teilnahmequote von 44 Prozent.

Neben der allgemeinen Einschätzung hat das statistische Amt auch die Zufriedenheit der Bürger in 29 einzelnen Lebensbereichen abgefragt. Auf einer Skala von 0 (sehr unzufrieden) bis 100 (sehr zufrieden) konnten die Befragten dabei Punkte vergeben. Traditionell sind die Bürger dabei mit den Einkaufsmöglichkeiten (81 Punkte) sowie den Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten (79 Punkte) besonders zufrieden. Für die beiden Bereiche ist es der höchste Wert seit der Bürgerumfrage 1995. Auch das kulturelle Angebot sowie die Abfallbeseitigung (jeweils 76 Punkte) stellt die Befragten ebenso zufrieden wie die ärztliche Versorgung in der Landeshauptstadt (73 Punkte).

Der öffentliche Nahverkehr wird schlechter bewertet als noch vor zwei Jahren

Verschlechtert hat sich dagegen gegenüber 2015 die Einschätzung in puncto öffentlicher Nahverkehr (68 Punkte/minus 6), bei der Luftqualität (42 Punkte/minus 5) sowie Regelung des Autoverkehrs (37 Punkte/minus 4) und Wohnungsmarkt (28 Punkte/minus 5). Vor allem das mangelnde Wohnungsangebot wird von vielen Stuttgartern als Manko empfunden: Nur 28 Zufriedenheitspunkte sind der geringste Wert bei allen bisherigen zwölf Bürgerumfragen.

Befragt, welches die größten Probleme in Stuttgart seien, kritisieren 75 Prozent der Befragten, es gebe in der Landeshauptstadt zu viel Straßenverkehr. An zweiter Stelle im Problemranking steht mit 73 Prozent zu hohe Mieten. Neu in die Umfrage aufgenommen worden ist das Thema Baustellen – es landete auf Anhieb auf Platz 3 der größten Probleme: 67 Prozent der Befragten sind der Ansicht, es gebe zu viele Baustellen in der Stadt. Nach dem mangelhaften Wohnungsangebot (65 Prozent) wird auf Platz 5 der Problemstatistik die schlechte Luftqualität in der Stadt (59 Prozent) angeführt.

Bürger sind mehrheitlich für höhere städtische Investitionen

Die hervorragende finanzielle Situationder Stadt schlägt sich ebenfalls im Umfrageergebnis nieder: Anders als bei vorangegangenen Erhebungen ist eine Mehrheit von 47 Prozent der Auffassung, die Stadt solle mehr investieren. Lediglich 7 Prozent votierten dafür, Geld im Stadthaushalt zu sparen. Priorität beim Geld ausgeben hat für 75 Prozent der Befragten die Ankurbelung des Wohnungsbaus, gefolgt von der Verbesserung der Luftqualität (67 Prozent) Investitionen in Kitas und Schulen (66 beziehungsweise 65 Prozent) sowie der Ausbau des ÖPNV (58 Prozent). Lediglich 36 Prozent wollen mit den Haushaltsüberschüssen neue Straßen bauen, 50 Prozent sind für den Ausbau der Parkmöglichkeiten. 49 Prozent dagegen sprechen sich für den Ausbau des Radwegenetzes aus. 48 Prozent fordern mehr Grün in der Stadt. Detailliertere Ergebnisse zu einzelnen Themenschwerpunkten – auch zu Stuttgart 21 – will die Stadt peu à peu in den nächsten Wochen bekannt geben.

Für Bürgermeister Schairer steht bei allen Problemen vor allem eins im Vordergrund: „Die Bürger sind hinsichtlich der Lebensqualität in dieser Stadt sehr optimistisch.“ Gefreut haben dürften sich Schairer und seine Bürgermeisterkollegen samt den städtischen Beschäftigten auch über ein weiteres Resultat der aktuellen Bürgerumfrage: Demnach bewerten 56 Prozent der Bürger das Ansehen der Stadtverwaltung mit gut bis sehr gut, nur 7 Prozent mit schlecht.