Das Gebäude in der Ditzinger Ortsmitte soll künftig allen Altersgruppen offen stehen. Foto: factum/Granville

Die Gruppe der Ruheständler hat sich gewandelt. Der Bürgertreff will sich deshalb verändern, sich einen neuen Namen und ein neues Konzept geben.

Ditzingen - Der traditionelle Bürgertreff, worin sich Senioren ausschließlich zum Plaudern, Kaffee trinken und Karten spielen zusammenfinden, hat weitgehend ausgedient. In Ditzingen heißt diese kommunale Anlaufstelle, wie sie landauf, landab vor Jahrzehnten entstand, Treffpunkt Adler am Laien. Auch er soll ein neues Konzept erhalten.

Dabei soll viel Bekanntes beibehalten werden, gleichzeitig will sich das Haus aber Neuem öffnen. Dafür votierte der Ausschuss für Finanzen, Kultur und Soziales am Montagabend einstimmig. Die Verwaltung wird nun ein Konzept erarbeiten, um den Adler zu einem Mehrgenerationenzentrum zu entwickeln. „Warum soll es dort nur Angebote für Senioren geben?“ fragte Annette Pfaff-Schmid. Mit ihrer rhetorisch gemeinten Frage nahm die Abteilungsleiterin für Senioren und Integration in der Ditzinger Stadtverwaltung die Anregungen aus der Bevölkerung auf, die Interesse an den Angeboten in der Einrichtung zeigten, sich aber nicht angesprochen fühlten, weil diese bisher eben ausdrücklich Senioren angeboten werden.

Ein Senior will keiner sein

Sie stellte in der Sitzung dar, dass wohl immer weniger einen klassischen Bürgertreff nutzen wollten, was auch im Begriff „Senior“ begründet liege. „Der Begriff ist nicht wirklich positiv besetzt“, sagte Pfaff-Schmid. Auch all die anderen Begriffe, die die Gesellschaft stattdessen bemüht habe – ob Best Ager oder etwa 60 plus – hätten sich nicht durchgesetzt, weil sie offenbar negativ konnotiert seien. Letztlich mache die Diskussion um den richtigen Begriff aber deutlich, dass sich die große Gruppe der Ruheständler nicht mehr ausreichend nur damit charakterisieren lasse, nicht mehr im Arbeitsleben zu stehen: Die einen freuen sich über einen Kaffeenachmittag und das zwanglose Gespräch, die anderen aber wollen aktiv ihre Freizeit gestalten. Sie wollten Neues lernen, etwa Kalligrafie, oder sich in englischer Konversation üben.

Darauf wollen die Ditzinger nun mit dem neuen Konzept reagieren. So wenig dies bisher ausgestaltet ist, so klar sind offenbar die Ziele definiert. Laut dem Bürgertreff-Leiter Peter Bühler und Annette Pfaff-Schmid will die Einrichtung fortan „insbesondere das interkulturelle Miteinander der Generationen und den gegenseitigen Austausch von Alltags- und Sozialkompetenzen fördern“. Es will zudem ein offenes Haus für Alt- und Neu-Ditzinger sein sowie für alle Interessierten aus der Umgebung. Die Einrichtung soll mit verschiedenen Trägern und Einrichtungen der Stadt kooperieren und Angebote vernetzen. Als erstes Projekt ist eine Kooperation mit der Wilhelmschule geplant im Rahmen der Ganztagesbetreuung.

Zustimmung im Gremium

Die Fraktionen begrüßten den Vorstoß der Verwaltung und hatten daher kaum Diskussionsbedarf. Die SPD-Fraktionschefin Sabine Roth bekräftigte vielmehr die Einschätzung, dass das Gebäude das Potenzial habe, umfassender als bisher genutzt zu werden. Dieter Schnabel (UB) wollte sichergestellt wissen, dass in der Einrichtung keine Konkurrenz zu bestehenden Vereinsangeboten geschaffen werde. Der Oberbürgermeister Michael Makurath präzisierte, dass die Stadt im Adler nur anbiete, was nicht bereits anderweitig in der Stadt existiere. Barbara Radtke (CDU) warb zudem dafür, weiterhin an klassischen Seniorenangeboten festzuhalten, wie sie seit 1974 gemacht werden, als ein Altentreff in Ditzingen entstand. 2003 zog dieser in den Adler. Schon damals gehörte das Miteinander der Generationen zu seiner Aufgabe. Doch „dieser intergenerative Aspekt ist in den vergangenen Jahren kaum berücksichtigt worden“, teilte die Verwaltung mit. Deshalb werde der Treffpunkt Adler in der Bevölkerung lediglich als reiner Seniorentreff wahrgenommen.