Der Noch-Bürgermeister Sepp Vogler (links) gratuliert seinem Nachfolger. Foto: Ines Rudel

Im zweiten Wahlgang siegt Eberhard Keller (SPD) knapp mit 52 Prozent der Stimmen – und lässt damit einen enttäuschten Lokalmatador hinter sich. Rund 42 Prozent der Wahlberechtigten sind zuvor an die Urnen gegangen.

Ebersbach - Sein Sieg zeichnete sich bereits früh ab, am Ende wurde es allerdings noch einmal knapp: Bereits kurz vor 18.30 Uhr hatte sich der SPD-Kandidat Eberhard Keller aus Stuttgart bei der Bürgermeisterwahl in Ebersbach am Sonntag deutlich von seinem einzigen verbliebenen Konkurrenten Oliver Knur (CDU) abgesetzt: Nachdem 14 der 18 Bezirke ausgezählt waren, lag Keller mit 54 Prozent der Stimmen in Führung.

Am Ende schaffte es Keller als einziger Auswärtiger der anfangs vier Kandidaten mit 51,6 Prozent der Stimmen (2519) auf den Chefsessel im Rathaus der 15 500-Einwohner-Stadt, dicht gefolgt vom Weiler Ortsvorsteher und CDU-Stadtrat Oliver Knur mit 48 Prozent.

Dank für „fast kollegialen Wahlkampf“

Die Freude und Erleichterung war dem Sieger am Sonntag anzumerken – ebenso wie dem unterlegenen Knur die Enttäuschung. Er sei etwas überrascht von seinem Sieg, gestand Keller und dankte seinen Mitbewerbern für den „fast kollegialen Wahlkampf“. Er sei sicher, dass er auch in Zukunft gut mit ihnen zusammenarbeiten werde. „Mein Vorteil war wahrscheinlich, dass ich in den lokalen Netzwerken nicht verhaftet bin“, resümierte er. Die Bürger hätten sich offensichtlich jemanden mit Verwaltungskompetenz und einem neutralen Blick von außen gewünscht.

Knur machte aus seiner Enttäuschung kein Geheimnis – davon bremsen lassen werde er sich aber nicht, versicherte er. „Ich habe aus dem Wahlkampf viele Ideen und Anregungen mitgenommen, die ich nun eben im Rahmen meiner anderen Ämter in die Debatte einbringen werde“, kündigte er an.

Weil der parteilose Amtsinhaber Sepp Vogler (66) altershalber nicht mehr antrat, hatten die Bürger am 14. Mai zunächst die Wahl zwischen vier Bewerbern: Neben dem Diplom-Betriebswirt Knur und dem Geschichts- und Sozialwissenschaftler Keller hatten sich außerdem der frühere Südradmanager Roland Schmelzle aus Albershausen und der Vorsitzende der Ebersbacher Vereine, Sacha Auwärter, um den Bürgermeisterposten beworben. Doch erwartungsgemäß erzielte keiner der Kandidaten die nötige absolute Stimmenmehrheit: Der parteilose Schmelzle errang 18,5 Prozent der Stimmen. Auf Platz vier landete Auwärter (13,8 Prozent). Beide erklärten einen Tag nach dem ersten Wahlgang, dass sie nicht zur zweiten Runde antreten würden.

Erfolgreich Überzeugungsarbeit geleistet

Beim zweiten Wahlgang traten dann am Sonntag die beiden Bestplatzierten aus der ersten Runde gegeneinander an: Oliver Knur (CDU), der Ortsvorsteher von Weiler und Ebersbacher Stadtrat, hatte im ersten Wahlgang 39,5 Prozent der Stimmen für sich gewonnen. Sein Stuttgarter Herausforderer hatte in der ersten Runde 27,7 Prozent erzielt.

Offensichtlich hat Keller seither erfolgreich Überzeugungsarbeit geleistet. Der 44-Jährige leitet bisher in Stuttgart-Weilimdorf den SPD-Ortsverein, hat das Parteibuch bei der Wahl aber außen vor gelassen und in Ebersbach stattdessen vor allem auf seine Kompetenzen als Mitarbeiter im Kontaktbüro der Stadt Mannheim zur Landesregierung verwiesen. Durch seine Tätigkeit an dieser Schnittstelle zwischen Kommunal- und Landespolitik sei er mit allen wichtigen Themenfeldern von der Wirtschaftsförderung bis zur Kinderbetreuung vertraut. Als eines seiner ersten Projekte will Keller einen „Leitbildprozess“ beginnen, um Ebersbach insgesamt zu stärken, verriet er am Sonntag. Denn bisher gebe es große strukturelle Unterschiede zwischen der Kernstadt und ihren Ortsteilen.

Die erste und einzige Amtszeit von Sepp Vogler endet am 13. August.