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Von einstmals 96 hat der Verband Region Stuttgart die Zahl der möglichen Windräder auf mittlerweile 70 reduziert. Das umstrittene Projekt nahe Waiblingen allerdings bleibt drin, ebenso der Tauschwald in Stuttgart. Im Kreis Esslingen werden überraschend die Pläne auf dem Schurwald beerdigt.

Stuttgart - Sie hatten ziemlich zu schleppen, mancher Rat hatte extra seine große Aktentaschen mitgebracht: Mit einer besonderen Lektüre hatten Regionalplaner Thomas Kiwitt und seine Mitarbeiter die Mitglieder des Planungsausschusses bedacht. 1200 Seiten stark und fast zehn Zentimeter hoch ist jenes Unterlagenpaket, in dem alle zuletzt noch vorgesehenen 77 Standorte exakt aufgelistet sind, mit geografischer Verortung, Kartenauszügen und Luftbildern. Als Kiwitt unter den ersten fünf Präsentationen gleich dreimal mit der Empfehlung „nicht mehr weiterzuverfolgen“ aufwartete, erkannte Kai Buschmann (FDP) „eine gewisse Unruhe im Saal“. Letztlich waren es dann doch nur weitere sieben Standorte, so dass nun also noch 70 im Suchlauf sind.

Mehrere Dutzend Mitglieder diverser Bürgerinitiativen, die die Sitzung verfolgten, verteilten Flugblätter. Eine Initiative warb „für die Unversehrtheit des Naturparks Stromberg-Heuchelberg“, eine andere mit dem Titel Bürgerinitiative Pro Aichwald hatte die Schlagzeile parat: „Rettet den Schurwald!“ Der Windpark mit der Kurzbezeichnung ES-03 müsse verhindert werden. Immerhin, diese Besucher durften zufrieden nach Hause in den Kreis Esslingen fahren: Denn Wilfried Wallbrecht (Freie Wähler) vermittelte dem Gremium die überraschende Nachricht: Die Stadtwerke Esslingen und die EnBW verfolgen die Pläne für einen Windpark auf dem Schurwald nicht weiter. Am Esslinger Jägerhaus wird es keine Windräder geben, die Aussicht auf die Burg Hohenneuffen bleibt erhalten. Grund: Die Messresultate des Windmessmastes ergaben lediglich eine Geschwindigkeit von fünf Meter pro Sekunde statt der erhofften bis zu 6,5 Meter. Die Wirtschaftlichkeit sei somit nicht mal ansatzweise gegeben.

Weiterhin auf der aktuellen regionalen Windanlagenliste zu finden sind manche umstrittenen Standorte. So etwa die Buocher Höhe im Rems-Murr-Kreis. Diese ist mit WN-25 bezeichnet und eine Exklave der Stadt Waiblingen, die mit ihrem OB Andreas Hesky (zugleich Freie-Wähler-Regionalrat und Fraktionschef) an der Spitze das Projekt kräftig unterstützt. Widerstand allerdings gibt es von den umliegenden Gemeinden. Kiwitt verwies am Mittwochnachmittag erneut auf die 2000 zumeist ablehnenden Stellungnahmen aus der Bevölkerung und sprach von einer „Fülle von Konflikten“.

So sehen die Gegner die Erholungsfunktion des Hanweiler Sattels ebenso in Gefahr wie die Attraktivität des Kunstpfades am Korber Kopf. Dennoch will der Regionalplaner nicht daran rütteln. Auf Stuttgarter Gemarkung nannte Kiwitt zwei Standorte: Den Grünen Heiner – „er ist bekannt und bewährt“, so der Regionalplaner – sowie den Tauschwald zwischen Feuerbach, Botnang und Weilimdorf, wobei Kiwitt einräumte, dass dieser Standort im Windatlas eher in der unteren Kategorie anzusiedeln sei.

Gleich zu Beginn der Sitzung hatte FDP-Rat Buschmann vergeblich versucht, für die Windkraftplanung „in dieser engbesiedelten Region“ nur noch Standorte weiter zu verfolgen, die einen Mindestabstand von 1000 Metern zur Wohnbebauung haben. Gültig sind derzeit 700 Meter. Er verwies auf die „bayrische Lösung“, die sogar 1500 Meter vorsehe. 700 Meter seien „gut begründet“, entgegnete Kiwitt und erklärte, dass mit der von Buschmann geforderten Variante 44 der geplanten Standorte herausfallen würden.

Nach dieser „transparenten Darstellung“, so Regionalpräsident Thomas S. Bopp, wird am 16. September im Planungsausschuss jeder Standort nochmals genau durchdiskutiert. „Die finale Abstimmung“ erfolge dann in der Regionalversammlung am 30. September. „Und bis dahin haben Sie ja die Gelegenheit, in den Sommerferien jeden Standort zu erwandern oder zu bereisen“, so der Präsident.